• 01. Büffeln bei minus vierzig Grad (27/09/07)

    Vom Leben und Lernen jenseits des Großen Teichs

    Büffeln bei minus 40 Grad

     

    Über "das Abenteuer meines Lebens" berichtet der Leverkusener Sebastian Kluth aus Kanada.

     

     

    Büffeln bei minus vierzig Grad (25/10/07)

    Ein Jahr verbrachte Sebastian Kluth, hier vor dem Château Frontenac in Québec-Stadt, im französischsprachigen Teil von Kanada. Der Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums ist fest entschlossen, das Land wieder zu besuchen und die dort geschlossenen Freundschaften zu vertiefen.

     

    Schon seit vielen Jahren hatte ich als Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Lützenkirchen, einen mutigen Traum: Ich wollte um jeden Preis das Schuljahr der elften Jahrgangsstufe im französischsprachigen Ausland verbringen. Da ich Frankreich schon dank privater und schulischer Reisen gut kennen gelernt hatte, entschied ich mich für einen Aufenthalt im französischsprachigen, kanadischen Bundesstaat Québec, zumal mich die dortige Natur und Kultur schon seit geraumer Zeit fasziniert hatten.

    Bevor es jedoch so weit war, stand eine Menge Arbeit ins Haus. Ich sah mir mehrere Broschüren an und verglich Preise und Angebote, bis ich mich für eine Organisation entschieden hatte. Nach einem Beratungsgespräch hatte ich allerhand bürokratische Dinge zu erledigen, es musste unter anderem ein Visum beantragt werden. Etwa drei Monate vor meinem Abflug erhielt ich dann die Bestätigung, dass mich eine Gastfamilie aufnehmen wollte und konnte mich mit dieser auch in Kontakt setzen. Anfang August 2006 war es dann so weit und ich musste für ein Jahr Abschied von Freunden und Verwandten nehmen und wagte mich in ein mir völlig unbekanntes Land. Begleitet wurde ich auf dem Flug von Frankfurt nach Montreal jedoch von einer Gruppe anderer Austauschschüler, mit denen ich den Flug von Frankfurt nach Montreal nahm, wo ich von meiner Gastmutter in Empfang genommen wurde. Dann ging es mit dem Bus etwa fünf Stunden in den Nordosten bis nach Jonquière in die Region des Lac Saint Jean. Dort lebte ich auf einer großen Farm in sehr natürlicher Gegend. Ein Fluss war praktisch direkt vor unserer Haustür, die Landschaft war unglaublich schön. 

    Im Garten hatte die Familie einen Whirlpool und einen kleinen Swimming-Pool, an das Wohngebäude schlossen sich Garagen, Stallungen und Felder an. In den ersten drei Wochen meines Aufenthaltes gingen die fünfzig Austauschschüler und ich in eine Art Sprachcamp, in dem wir vormittags zumeist unser Französisch verbesserten und es mit dem gänzlich verschiedenen kanadischen Französisch verglichen. Über diese drei Wochen entwickelten sich bereits viele, auch noch heute andauernde, Freundschaften. Danach ging ich dann auf die Polyvalente Jonquière, was einer deutschen Gesamtschule entspricht oder einer amerikanischen Highschool. Der Unterricht begann um 8:50 Uhr und ging jeweils bis 16:05 Uhr, ich hatte je vier Fächer à 75 Minuten pro Tag und fast zwei Stunden Mittagspause. Ich arbeitete auch im Schulradio und war später Verteidiger in der Fußballmannschaft unserer Schule. Die Lehrer waren offen und hilfsbereit und gaben dort ihre Nachhilfestunden vor Klausuren auch selbst. Sie wurden von den Schülern oft auf respektvolle Weise geduzt, was für ein sehr natürliches Klima sorgte.

    Klassenbester

    Bezüglich der Fächerwahl hatte ich eine enorme Auswahl, entschied mich schließlich für einen mittelschweren Mathekurs, sowie Chemie und kanadische Geschichte neben den Pflichtfächern. Dort verblüfften mich vor allem der schwache Englischunterricht, der bestenfalls auf dem Niveau einer siebten oder achten Klasse in Deutschland ist, sowie der Chemieunterricht, der im Gegensatz dazu sehr vielschichtig und auf  teilweise fast universitärem Niveau war. Ich kam mit den Aufgaben jedoch gut zurecht und erhielt sogar ein Diplom als Klassenbester, obwohl ich eher weniger arbeiten musste als zu Hause. Schnell lernte ich viele Mitschüler kennen, und es entstanden einige schöne Freundschaften daraus. Die Einheimischen wollten mir ihre Kultur näher bringen und luden mich auf selbstverständliche Weise zum Schneemobil fahren oder auf Filmabende ein. Sogar einige Eltern, die ich kaum kannte, boten mir oft an, über Nacht zu bleiben oder mit zum Ferienhaus zu kommen.

    Nachdem ich den erlebnisreichen Winter bei minus vierzig (!) Grad, auch dank guter Heizungssysteme in der Schule, schadlos überstanden hatte, unternahm ich im Frühjahr eine Stufenfahrt nach New York  und Washington D.C. Später kam ein weiterer Schulausflug nach Toronto und zu den atemberaubenden Niagarafällen hinzu. Der Abschlussball mit vielen guten Freunden war ebenfalls ein spannendes Erlebnis. Ungünstigerweise folgten einige Wochen darauf noch die Abschlussklausuren, für die noch einmal viel Zeit investiert werden musste, und die relativ komplex waren, welche ich aber mit abgeschlossenem Diplom bestand. 

    In jedem Fall kann ich solch ein Auslandsjahr wirklich jedem ans Herz legen, da man viel lernt, die Welt mit eigenen Augen sieht und nebenbei auch noch selbstständiger, flexibler und auch erwachsener wird.

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