• 25. Der Traum vom Job bei der UN (26/03/09)

    Der Traum vom Job bei der UN

     

    Von Sebastian Kluth, 25.03.09, 19:43h, aktualisiert 26.03.09, 10:22h

     

    Die 21-jährige Sarah Herweg aus Leverkusen möchte sich in einem Master-Studiengang auf Internationale Beziehungen spezialisieren. Sie nimmt in New York an einer simulierten Sitzung der Vereinten Nationen teil.

     

    Sarah Herweg
     
    Die Leverkusenerin Sarah Herweg studiert in Bonn Politik. Sie möchte sich später auf Internationale Beziehungen spezialisieren, um vielleicht beim Auswärtigen Amt oder den Vereinten Nationen arbeiten zu können. (Bild: Ralf Krieger)

     
    Sarah Herweg ist 21 Jahre jung und kommt aus Leverkusen. Derzeit studiert sie in Bonn den Bachelorstudiengang Politik und Gesellschaft. Ihr großer Traum ist, falls sie sich in einem Master-Studiengang auf Internationale Beziehungen spezialisieren könnte, eines Tages vielleicht im Auswärtigen Amt oder bei den Vereinten Nationen (UNO) oder der Europäischen Union (EU) arbeiten zu können. 

     

     

    Über das Deutsche „Youth for Understanding Komitee“ (YFU = Internationaler Jugendaustausch), das ihr bereits ein Auslandsjahr in Chile ermöglicht hat, wird sie im April in New York mit elf anderen Personen in einer Delegation an der National Model United Nations Conference (NMUN) teilnehmen. Das ist die weltweit größte, jährlich stattfindende Simulation der Vereinten Nationen. Simuliert wird nicht nur die UNO-Vollversammlung, sondern auch der Sicherheitsrat oder die UNESCO. Insgesamt handelt es sich um 24 verschiedene Organe.

    Meinungen recherchieren

    Dabei werden die Teilnehmer sowohl in direkten Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern treten, als auch die dortige deutsche Vertretung besuchen. Der Clou des Programms liegt darin, dass die Delegierten nicht etwa ihr eigenes Land vertreten, sondern ein ihnen fremdes. Sie müssen sich in die Ansichten dieses Landes hineindenken, Meinungen recherchieren und mit der zu vertretenden Kultur verschmelzen, denn in der Simulation gilt es nicht etwa persönliche Ansichten kundzutun, sondern viel mehr „sein“ Land realistisch zu vertreten. Diese Vorbereitung begann bereits im vergangenen Sommer. Da lernten sich die Delegierten zunächst auf elektronischem Weg, dann bei insgesamt vier Treffen persönlich kennen. Gemeinsam wurde an der Rhetorik gefeilt und es wurden so genannte „position papers“ erarbeitet. Sarah Herweg berichtet von der Entwicklung einer gewissen Gruppendynamik: „Anfangs war man natürlich ein wenig nervös, weil man sich gar nicht kannte, aber das erste Treffen war dann sehr positiv und motivierend. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team, in dem jeder seine Stärken zeigen kann. Wir sind quasi Freunde geworden.“ Dabei besteht die Delegation auch aus zwei Hauptdelegierten, die aus rund dreißig Bewerbungen zehn Leute auswählen mussten, die besonders tauglich für das Projekt erschienen und erste organisatorische Dinge konzipieren und Erfahrungen vermitteln sollen. Es ergab sich eine bunte Mischung. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme sind nur zwei Politikstudenten im Team. Das Programm richtet sich gerade auch an Studenten mit anderen Schwerpunkten. Eine Teilnehmerin in der Gruppierung befindet sich noch in der zwölften Schulklasse. Sarah Herweg erklärt dies: „Prinzipiell kann sich jeder bewerben, er muss nicht einmal beim Komitee YFU sein. Ich habe allerdings durch deren Newsletter davon erfahren, weil ich seit meinem Auslandsjahr für die Organisation Treffen mitorganisiere und ausländischen Gastschülern bei der Integration helfe.“ Dennoch startet die Leverkusenerin keineswegs unerfahren in das Projekt. Sie hat bereits an einer kleineren Simulation der Vereinten Nationen in Bonn (das Projekt heißt BIMUN) teilgenommen. In fast jeder Universitätsstadt gibt es solche Programme. In Bonn dauerte es fünf Tage und es gab 180 Teilnehmer verschiedener Nationen. „Wir wurden vom Bürgermeister begrüßt und es gab auch Gastvorträge von UN-Mitarbeitern“, erzählt die 21-Jährige. Sie habe Costa Rica im Sicherheitsrat vertreten. Ihr sei dabei schnell klar geworden, wie handlungsunfähig die UNO manchmal sein könne und warum bestimmte Resolutionen immer so lange dauern würden.

    „Diese Resolutionen müssen oft sehr allgemein formuliert werden, denn bei den 15 „Ländern“, die wir im Sicherheitsrat in Bonn vertreten haben, mussten mindestens neun für die Resolution stimmen und keine der fünf Vetomächte durfte dagegen sein. Das war manchmal nur sehr schwer machbar“, wie Sarah Herweg anmerkt. Bevor nun im April in New York überhaupt mit den richtigen Themen angefangen werden kann, muss ein genauer Ablauf besprochen werden. Auf Grund der verschiedenen Interessen der Länder kann sich schon dieser erste Punkt sehr lange hinziehen.

    Wettrüsten

    Nachdem in den letzten Jahren in New York Länder wie Island oder Ecuador vertreten wurden, fiel dieses Jahr die Wahl auf Israel. „Die besonderen Entstehungsbedingungen und die aktuelle Situation des Landes machen die Arbeit sehr interessant. Vor allem wir als Deutsche sehen darin eine besondere Aufgabe. Früher war Israel einfach ein Land von vielen, heute würde ich sehr gerne einmal dorthin reisen“, meinte die Studentin. Bei der Konferenz werden 24 x 3 Themen besprochen. Sarah Herweg hat sich mit dem Thema Sicherheit zu beschäftigen. Damit ist der Komplex Kriegsgefangenschaft gemeint, dazu das Wettrüsten im Weltraum und das Weiterleiten von nuklearem Material. Bei den anderen Komitees geht es meist um Wirtschaft und Humanitäres. Ziel ist es, Resolutionen zu kreieren und zu verabschieden. „Ich denke, dass mir dieses Projekt schon jetzt eine tiefere Einsicht in das Land Israel gegeben hat, zudem werde ich meine Teamarbeit perfektionieren und auch mehr Sicherheit in meinem Auftreten gewinnen“, nennt Sarah Herweg ihre Ziele. Später wolle sie in diesem Bereich einen Job suchen. Daher mache sich so eine Teilnahme natürlich auf dem Lebenslauf besonders gut.

    Unterstützung ist wichtig

    Sarah Herweg hat aber auch vor, künftig in Bonn bei der Organisation der „International Model United Nations-Konferenz“ (BIMUN) mitzuarbeiten und dieses spannende Projekt am Leben zu erhalten. Sie betont, dass trotz all des Engagements dieses Projekt ohne die Unterstützung von Sponsoren nie geglückt wäre und „möchte an dieser Stelle den Geldgebern ebenso ihren Dank aussprechen wie dem Leverkusener Oberbürgermeister Ernst Küchler.“ Natürlich seien weitere Spenden erwünscht, um das Fortbestehen von BIMUN zu gewährleisten.

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