• Aljenikow 1: Der Hafen des namenlosen Grauens (Roman aus den Jahren 2008/2009) (Teil 1/7)

    Aljenikow und der Hafen des namenlosen Grauens


    Von Sebastian Kluth

     

    (Band 1)

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    In der im letzten Jahr erst eröffneten neuen Metrostation Volkovskaya, die sehr modern und fast klinisch elegant wirkte, fielen die beiden Männer mit ihren scharlachroten Umhängen und dem darauf gestickten Abbild eines Kolkrabens irgendwie aus dem Rahmen, obwohl sie sich in eine möglichst dunkle Ecke gedrückt hatten, denn sie hatten wenig Zeit und wollten doch einige wichtige Informationen austauschen.

    Von den Touristen und den zahlreichen anderen Pendlern wurden sie kaum beachtet, denn auffällig gekleidete, schräge Typen waren im modernen Sankt Petersburg nichts Ungewöhnliches. Doch einem genauen Beobachter hätten die düsteren Mienen der beiden Geheimniskrämer auffallen müssen, die eine unglaubliche negative Ausstrahlung hatten. Ihre düsteren Fratzen waren tief in den Schatten der Kapuzen verborgen und sie sprachen leise und mit rauchigen Stimmen.

    Der erste der beiden Männer, der ein wenig älter und höher gewachsen war als sein Gegenüber, ergriff zuerst das Wort und seine Augen funkelten bei jedem seiner fanatischen Worte.

    „Bald, mein Bruder, ist der Moment gekommen. Unsere Zeit ist nah. Ein Armageddon wird über diese verfallene Stadt kommen, wie die Menschheit es noch nie zuvor erlebt hat. Es werden neue Strukturen und neue Machtverhältnisse herrschen und wir werden als Sieger aus dieser Schlacht hervorgehen“, hauchte der ältere Mann und zitterte dabei vor freudiger Erregung.

    „Davon bin auch ich überzeugt, Bruder. Wer sollte sich uns in den Weg stellen? Der Sturm wird über die Ahnungslosen kommen und gnadenlos über sie hinwegfegen. Kaum jemand weiß von uns, außer die armseligen Mönche aus dem Kloster bei Pobeda und einigen Mafiosi. Wer würde einigen altmodischen Greisen oder einer Bande räudiger Krimineller schon vertrauen?“, fragte der jüngere und kleinere Bruder voller Erregung.

    „Gewiss hast du recht, doch es ist trotzdem immer noch erhöhte Vorsicht geboten. Wir können nicht einfach von einem Tag auf den anderen alles auf eine Karte setzen. Wir müssen langsam beginnen, feine Nadelstiche setzen. Unser neuer Gefolgsmann wird uns dabei helfen und den ersten Schritt allein wagen.“, erläuterte der ältere Bruder und hob mahnend seine knochige Hand.

    „Dieser neue Gefolgsmann ist ein Narr, ein rachsüchtiger Unwissender, der durch Zufall zu uns gestoßen ist. Er ist unserer Mission gar nicht würdig.“, gab der jüngere und deutlich emotionalere Bruder gehässig zurück und hatte seine Hände unter der scharlachroten Kutte grimmig zu knochigen Fäusten geballt.

    „So darfst du nicht denken, Bruder. Es ist besser, wenn er die ersten Schritte wagt und ein Risiko eingeht. Er ist bis unter die Haarwurzeln motiviert, wenn auch aus persönlicheren Gründen. Wenn er Erfolg hat, dann steht auch uns der Weg frei und wir können größere Pläne konzipieren. Wenn er aber scheitert, so kann niemand seine Spur zu uns zurückverfolgen und wir könnten seine Fehler analysieren und würden auch auf unsere primären Feindobjekte stoßen, die unseren Gefolgsmann zum Scheitern gebracht haben. Er ist sozusagen unser Versuchskaninchen: Entweder endet er als Toter oder als Held einer neuen Revolution.“, schloss der ältere Bruder mit pathetischen Worten und setzte sich langsam wieder in Bewegung, um mit seinem Begleiter die schier endlos lange Rolltreppe hinauf zum Tageslicht zu nehmen, das von schweren Wolkenvorhängen jedoch deutlich abgeschwächt wurde. Den beiden Brüdern war dies nur recht, denn sie verabscheuten helles Licht, ebenso wie die grelle Hektik der Metropole allgemein. Doch für ihr großes Ziel mussten sie aus ihren Unterschlüpfen kommen und über ihren eigenen Schatten springen.

    „Wir sollen also zunächst nur abwarten und observieren?“, hakte der kleinere Bruder ein wenig enttäuscht und empört nach.

    „Du hast es erfasst, Bruder. Wir werden das alles bei unseren Treffen bei Pulkovo besprechen. Noch heute kann die erste Etappe unserer Mission beginnen und in wenigen Tagen werden wir schlauer sein. Eines ist sicher: Die Wochen der Entscheidung sind jetzt endgültig gekommen.“, behauptete der ältere Bruder und erschauderte bei seinen eigenen Worten.

    Der jüngere Bruder nickte ehrfürchtig und spürte ein elektrisierendes Kribbeln in sich. Das Gefühl, das auf nicht unangenehme Weise freudige Erwartung mit nagender Nervosität vereinte, hielt auch dann noch an, als sie beide an das matte Tageslicht kamen.

    Sie zogen sich ihre Kapuzen noch tiefer ins Gesicht, tauchten in der unübersichtlichen Menge wie zwei Überbleibsel aus vergangenen Tagen und alten unbekannten Traditionen unter und setzten ihre kurze Reise wortlos, aber zielstrebig und konzentriert fort.

     

    Pawel Iljitsch Kozakow warf seine übel riechende Zigarette in das brackige Hafenbecken und blickte auf seine gefälschte Rolex. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn und schaute durch den dichten Nebel angestrengt zu der schäbigen Kneipe herüber, aus der altmodische Musik und das Grölen betrunkener Männer drang.

    Dann setzte er sich langsam in Bewegung und blickte sich nervös um. Er wollte sicher gehen, dass ihn niemand verfolgte. Er hatte das Gefühl, dass durch den undurchdringlichen Nebel ihn irgendjemand beobachtete. Er spürte förmlich die drohenden Blicke des Unbekannten auf sich, der irgendwo in einer der dunklen und nassen Gassen lauern musste. Mehr als einmal zuckte Kozakow herum und tastete nervös nach seinem Revolver, den er an einem Gurt unter seinem ausladenden und löchrigen Pullover versteckt hielt.

    Hin und wieder glaubte er ein Knarren, ein überlautes Quietschen oder Gelächter zu hören, das aus irgendwelchen Spelunken drang. Das träge Wasser schwappte monoton gegen die Kaimauern, irgendwo kreischte eine der zahlreichen Möwen.

    Unbehaglich verschränkte Kozakow seine Arme und ein eiskaltes Schaudern rann über seinen Rücken. Er bekam unwillkürlich eine Gänsehaut und seine Nackenhaare richteten sich auf. Er wusste selbst, dass diese Reaktion nicht nur etwas mit der schneidenden Kälte zu tun hatte, die Anfang April immer noch über Sankt Petersburg lag.

    Er verfluchte sich selbst, dass er so geldgierig gewesen war und den Auftrag akzeptiert hatte, den ihm sein Boss gegeben hatte. Fünfhundert Rubel waren eine Menge Geld für jemanden wie ihn, der aus ärmlichsten Verhältnissen stammte und in einer siebenköpfigen Familie in einem der unvorteilhaftesten Vororte der Stadt aufgewachsen war. Er hatte nie irgendwelche Zukunftschancen gehabt, bis er seinen jetzigen Boss zufällig auf einem touristischen Schwarzmarkt hinter der prächtigen Auferstehungskirche im Stadtzentrum kennen gelernt hatte. Seit drei Jahren verrichtete der junge Kozakow nun schon illegale Arbeiten für einen der größten Unterweltbosse der prächtigen russischen Metropole. Er hatte sich mehr als einmal in einem schäbigen und dreckigen Gefängnis wiedergefunden, doch sein Boss hielt an ihm fest und hatte ihn problemlos freigekauft. Die russischen Polizisten waren oft bestechlich und zudem hatte sein Boss auch einige Beamten auf seine Seite ziehen können. Sein Netz war immer größer geworden und er beherrschte besonders das Stadtzentrum, wo er viele illegale Spielsalons und sexuelle Etablissements als Schutzpatron unter seine Knute gezwungen hatte. Auch im Drogengeschäft war er schon lange involviert.

    Dennoch gab es für ihn zwei weitere große Konkurrenten. Der eine Typ hatte es geschafft bislang weitestgehend anonym zu bleiben. Man munkelte, dass er früher in Nowgorod der Herr der Unterwelt gewesen war, bis er nach höheren Zielen streben wollte und nach Sankt Petersburg gekommen war. Seine wahre Identität kannte man nicht genau. Man wusste nur, dass er bereits als Kind einen schweren Autounfall erlitten hatte und schwere Brandwunden höchsten Grades davongetragen hatte. Seitdem trug er eine stählerne Maske, sodass kaum jemand sein Gesicht kannte. So war auch sein Spitzname, denn alle nannten ihn nur ehrfürchtig die „stählerne Maske“. Er hatte seine Finger besonders in den Außenbezirken der Großstadt im Spiel, sowie auch in diversen Restaurants und Diskotheken.

    Dann gab es noch den letzten Boss, der ungekrönter König der Hafengegend war. Praktisch jede Spelunke hier gehörte ihm und jede Schiffsladung wurde von seinen Mittelmännern überprüft oder auch schon mal auf hoher See erbeutet. Sein Name war Kostja Anatoljewitsch Matschiwjenko und er war für seine ungeheure Brutalität weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, doch die Polizei hatte ihm bislang niemals etwas nachweisen können.

    Kozakow hatte nun den Auftrag entgegengenommen, ein Geschäft mit der rechten Hand des brutalen Unterweltbosses Matschiwjenko abzuwickeln. Es ging dabei um eine Schiffsladung Kokain, die sein Boss dem brutalen Patron der Hafengegend abkaufen wollte und im Gegenzug wollte er jenem kaltblütigen Mann sogar nicht unbeträchtliche Anteile am Erwerb in der Region der Petrogradskaja Storona verleihen.

    Kozakow sollte sich in der Spelunke mit der rechten Hand Matschiwjenkos treffen und die Details klären. Er hatte dennoch das ungute Gefühl, dass es sich bei dem Treffen um einen Hinterhalt handeln könnte. Kozakow war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass Matschiwjenko alles andere als vertrauenswürdig und ehrlich war. Der einflussreiche Russe galt als hinterhältiger und abgebrühter Taktiker, der niemals freiwillig etwas aufgeben oder tauschen würde. Nicht einmal eine Schiffsladung Kokain.

    Kozakow atmete tief durch und schritt durch die schwach beleuchtete Gasse und durch die verdreckten Pfützen. Eine Horde Ratten verflüchtigte sich aus einem der zahlreichen stinkenden Müllhorden am Rand der Gosse. Die Gasse hatte einen sehr eigentümlichen Geruch, in dem sich stinkender Zigarettentabak, Exkremente und das billige Parfüm leichter Mädchen miteinander vermischte.

    Kozakow hörte das höhnische Kreischen der Möwen, die über den Hafen kreisten, als er den Eingang der Spelunke erreichte. Eine zerfallene Leuchtreklame erhellte den dreckigen Straßenbelag. Ein kräftiger Türsteher, muskelbepackt und mit grimmigen Blick baute sich vor dem hageren Kozakow auf und blickte ihn eiskalt an.

    Der junge Kriminelle brach in Schweiß aus und sandte ein stilles Stoßgebet gen Himmel. Er überlegte, ob er sich nicht einfach umdrehen und davonlaufen sollte. Er verwarf den Gedanken allerdings gleich wieder, denn solch einen feigen Rückzug würde ihm sein Boss niemals verzeihen. Er war sich bewusst, dass eine mögliche Bestrafung seines Bosses weitaus schmerzhafter und schlimmer sein konnte, als eine Kneipenschlägerei oder Schießerei auf offener Straße. Einer seiner ehemals besten Freunde, hatte einmal einen Auftrag vermasselt und hatte dadurch sein linkes Ohr verloren, das ihm ohne Betäubung brutal abgeschnitten worden war. Seitdem lief er als gezeichneter Krüppel herum, war ausgestoßen worden und lebte irgendwo in einem der schmuddeligen Vororte auf der Straße und schlief im Winter in einer der zahlreichen Metrostationen.

    Kozakow riss sich zusammen und nestelte in seiner Jackentasche, aus der er ein paar Rubel nahm. Er drückte die zerknitterten Scheine in die Hand des mächtigen Türstehers, dessen Gesicht sich sichtbar aufhellte. Erleichtert drängte sich Kozakow an ihm vorbei und wurde plötzlich grob an der Schulter gepackt. Brutal presste der Türsteher den schmächtigen Mittelsmann gegen den Türrahmen und drückte ihn am Kragen langsam in die Höhe. Ächzend versuche sich Kozakow aus der eisernen Umklammerung zu befreien, doch er war gegen dieses Muskelpaket eindeutig machtlos. Sein Gesicht verfärbte sich rot, als der Türsteher ihm an den Hals griff und grob zudrückte. Die Luft wurde dem röchelnden Kozakow langsam, aber sicher knapp.

    Der grobe Türsteher nestelte in den Hosentaschen des Kuriers und fand einige weitere Rubelscheine, die er grimmig einsteckte. Auch vor dem Revolver machte der stumme Türsteher nicht halt und riss seinem Gegner den Gürtel brutal vom Leib, nahm ihn in die Hand, zog den schweren Revolver heraus und schleuderte den Gürtel achtlos in eine der brackigen Pfützen. Zufrieden brummend steckte er sich die Waffe in seine Gesäßtasche und ließ seinen Gegner achtlos zu Boden fallen.

    Brutal prallte Kozakow auf die harten Holzdielen und schnappte ächzend nach Luft. Alles drehte sich vor seinen Augen und er sank schwitzend am Türrahmen nieder. Der Türsteher würdigte ihn indes keines Blickes mehr und kramte stattdessen einen Flachmann aus seiner Hemdtasche, den er mit einem Schluck leerte.

    Kozakow robbte langsam in den Vorraum der Kneipe und stützte sich an einem schmalen Tresen auf, hinter dem einige Kleiderbügel hingen. Davor saß ein künstlich blondiertes, junges Mädchen, das sich definitiv zu sehr geschminkt hatte. In ihrem kirschroter Mund lag eine billige Zigarette, die Packung, auf der ein Wolfskopf abgebildet war, hielt sie in ihrer Hand mit den viel zu langen, künstlich glitzernden Fingernägeln. Verächtlich blickte sie Kozakow an und spuckte zu Boden.

    Der gedemütigte Russe verfiel in Panik, rappelte sich auf und hastete durch die schief in den Angeln hängende Tür in den Schankraum. Dort umfing ihn ein muffiger Geruch nach Bier und Zigaretten. Auf einer kleinen Bühne tanzten zwei langbeinige, knapp bekleidete Schönheiten, die von verschwitzten und johlenden Männern angetrieben wurden. In der anderen Ecke saßen zwei dunkel gekleidete Männer, die Kozakow forsch anblickten und pokerten. Der Russe wusste sofort, dass diese beiden Männer zu der Gruppierung um Matschiwjenko gehörten, denn sie waren beide an ihren Unterarmen tätowiert, was stilistisch für die Anhänger dieses Mannes waren. Die Tätowierung zeigte das berühmte Symbol des Hammers und der Sichel, umkreist von einem schwarzen Totenschädel.

    Kozakow zündete sich nervös eine weitere Zigarette an und näherte sich den beiden lässigen, aber dennoch aufmerksamen Kriminellen mit großer Unbehaglichkeit. Langsam trat er an sie heran und zog seinen dunklen Pullover an seinem linken Ärmel ein wenig hoch. Dort befand sich das typische Symbol seines Bosses, welches nur enge Mitarbeiter und langjährige Kuriere bekamen. Kozakow war sehr stolz gewesen, als er sich dieses Symbol vor nicht einmal zwei Monaten hatte stechen lassen, nachdem er mit zwei weiteren Ganoven zwei kleinere Hotels der namenlosen „stählernen Maske“ durch Brandanschläge erfolgreich vernichtet und dabei sogar dessen Adoptivsohn ermordet hatte. Die Tätowierung zeigte eine doppelköpfigen Adler, der von einem gezackten Stern umgeben war.

    Die beiden Kerle nickten grimmig und wiesen wortlos auf eine zerbeulte Holztür hinter dem Tresen. Kozakow nickte erleichtert und eilte auf den angegebenen Ort zu. Der Wirt, ein dickerer Mann mit einem großen, geschwungenen, grauen Schnurrbart zeigte ihm per Handzeichen die Zahl vier an. Kozakow verstand die Geste, drückte die Tür auf und fand sich in einem verrauchten, alten Flur wieder, der nur sehr schwach beleuchtet war.

    Langsam ging er an einer löchrigen Tür vorbei, auf der die Zahl eins stand. Er hörte ein erregtes Stöhnen und ein vulgäres Fluchen eines offenbar angetrunkenen Mannes. Kozakow war dies ganz egal. Er stand unter einer ungeheuren Anspannung und wollte den Auftrag, der für ihn so ungemütlich begonnen hatte, so schnell wie möglich ausführen und dann verschwinden. Nervös tastete er nach seiner Waffe, als ihm siedend heiß einfiel, dass er diese gar nicht mehr besaß. Ihm brach der Schweiß aus, seine Schritte wurden zögerlicher und er spürte einen leichten Schwindel in sich aufsteigen.

    Kozakow passierte die zweite Tür, die auf der rechten Seite lag. Sie war sogar noch löchriger und morscher als die erste. Ein ganz seltsamer Geruch schlug Kozakow entgegen, der sein Unwohlsein noch verstärkte. Angewidert ging er an der Tür vorbei und hielt die Luft an. Er fragte sich, welch ekelhaftes Kraut die Leute in dem Zimmer wohl geraucht haben mussten.

    Die dritte Tür war ein wenig robuster und Kozakow hörte einen Fernseher aus dem Raum, der offenbar ein Fußballspiel zu übertragen schien. Einige Männer grölten vergnügt und er bemerkte den Geruch von Schweiß.

    Endlich kam Kozakow zur vierten und letzten Tür in dem Flur, der auf den Hinterausgang mündete. Die Tür war sehr robust und offenbar erst kürzlich neu eingefügt worden. Auch hier schlug ihm ein süßlicher Geruch entgegen, den er nicht wirklich einordnen konnte. Mit rasselndem Atem lehnte er seinen Kopf gegen das solide Holz, in der Hoffnung irgendetwas zu hören, doch in dem Raum schien es vollkommen still zu sein.

    Kozakow bekreuzigte sich rasch und klopfte nervös an die Tür. Er wartete auf eine Antwort, doch nichts geschah. Nach einigen Sekunden nervösen Wartens klopfte der Russe erneut gegen die solide Holztür und trat ungeduldig auf der Stelle. Auch dieses Mal kam keine Reaktion und der ohnehin schon nervöse Russe bekam ein drückendes Gefühl in der Magengegend. Ängstlich blickte er sich im Gang um, denn er hatte wieder das Gefühl, nicht ganz allein zu sein. Er konnte die grausamen Blicke förmlich spüren, doch er traute sich auch nicht sich den düsteren Nischen zu nähern, die in der Nähe des Hintereingangs lagen. Stattdessen klopfte Kozakow erneut gegen die Tür, dieses Mal noch heftiger, gehetzter.

    Schließlich hielt er der Belastung nicht mehr stand und verlor die Beherrschung. Grob drückte er die schmiedeiserne Klinke herab und stieß die Tür mit einem heftigen Ruck in den Raum. Schweißgebadet taumelte er vorwärts und hielt inne, als sei er vom Blitz getroffen worden.

    Was er in dem dunklen Raum sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln und gleichzeitig das Blut in den Adern gerinnen. 

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