• Brand im Shadow

    Meine Damen und Herren!

    Gestern habe ich eine sehr unschone Nachricht erfahren: die Leverkusener Gothic-Diskothek Shadow ist ausgebrannt und ihre Zukunft ist ungewiss. Schuld ist das defekte Kabel eines Kuhlschranks. Einige bereits angekundigte Parties werden im naheliegenden Samara gefeiert werden. Ob und wann die einst liebevoll dekorierte Gruft wieder offnen wird, steht derzeit in den Sternen.

    In meiner Jugend habe ich viel Zeit an diesem Ort verbracht. Zum ersten Mal war ich dort bei einer Metal-Party, wenige Tage nach meinem Geburtstag im Spatsommer 2005 mit meinem Freund Krister. Zu den Klangen von Helloweens ''The King for a Thousand Years'' stiegen wir die steile Treppe des Glaskastens zum ersten Mal hinunter, vorbei an einer dunklen Nische und in Richtung einer Tanzflache umgeben von ungewohnlichen Dekorationen vom Flipper im Stil von The Addams Family bis hin zum Poster von Frank Zappa auf dem Lokus. Unvergessen bleiben die Stummfilme, die auf kleinen Monitoren liefen, die Kirchenlichter auf den Tischen und die weitlaufige Bar voller kunstlicher Spinnweben. Ein kleines Kolsch gab es anno 2005 fur gerade einmal funfzig Cent. An manchen Abenden kostete ein Absinth einen Euro.

    Uber die Jahre habe ich immer wieder aussergewohnliche Abende dort erlebt und ungewohnliche Menschen getroffen. Eine Schlangenfrau, die mir bis heute zwei Euro schuldet. Einen hochgewachsenen Transsexuellen mitten im Transformationsprozess. Eine Prostituierte, die fur ein kostenloses Salitos so ziemlich alles tat.

    Ich habe dort so ziemlich alles gesehen und gehort. Ich wart dort mit Freundinnen und Ex-Freundinnen. Ich habe dort Bekannte zusammenkommen und auseinandergehen gesehen. Von Neuer Deutsche Welle bis Black Metal lief fort an manchen Themenabenden jede Menge Musik, die ich vorher nicht kannte und die mir sehr wichtig geworden ist.

    Eine Sache muss man ganz besonders hervorheben: in den dreizehn Jahren, in denen ich im Shadow immer wieder Gast war, gab es keine einzige Schlagerei. Die Leute akzeptierten sich so wie sie sind, was in unserer heutigen Gesellschaft leider ein Ausnahmefall ist. Ich habe mich dort immer wohl, unterhalten und sicher gefuhlt. Auch nach meinem Umzug nach Kanada vor mittlerweile fast neun Jahren bin ich bei meinen Aufenthalten in Deutschland immer weiter ins Shadow gegangen, auch wenn ich bei manchen Freunden immer mal wieder Uberredungskunste einbringen musste. Ich bin stolz zur Shadow Community gehort zu haben.

    Ich wunsche dem Laden und seiner Besitzerin alles Gute und viel Kraft. Falls das Shadow in Zukunft neu eroffnen sollte, mochte ich gerne wieder dort sein.

    Wer etwas fur einen guten Zweck spenden mochte, kann das gerne hier tun: 

    https://www.leetchi.com/c/shadow-leverkusen-wiederaufbau

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