• Einigkeit ist gar nicht so leicht

     

    Schüler aus drei Nationen diskutierten über die europäische Politik


    Zweiter Teil der europäischen Diskussionsrunde unter deutschen, französischen und englischen Jugendlichen.

     

    Nachdem ich bereits an dem Projekt „Euroscola“ des Europäischen Parlaments in Straßburg im Oktober mitwirken konnte, kam unsere französische Partnerschule Saint Erembert aus Saint Germain-en-Laye bei Paris auf die Idee, diese jugendliche Diskussionsrunde fortzusetzen, da das Projekt bei Schülern aller Nationen großen Anklang gefunden hatte. Somit lud unsere Partnerschule relativ spontan fünfzehn Schüler und Schülerinnen, sowie eine Lehrperson des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Mitte Dezember zu sich nach Paris ein.

    Dort lebten wir für vier, beziehungsweise fünf Tage mit unseren gleichaltrigen Korrespondenten in deren Familien. Meine Gastfamilie war überaus gastfreundlich und hilfsbereit und wir unternahmen auch über das normale Programm hinweg einige Aktivitäten. Das eigentliche Programm begann bereits am Tag nach unserer Anreise.

    Schwer verständlich

    Deutsche, französische, sowie auch englische Gastschüler aus Winchester, die sogar über eine Woche in Frankreich gastierten, versammelten sich in einer Art Konferenzraum der großen und geschichtsträchtigen Schule, um dort über verschiedene, aktuelle Themen der europäischen Politik zu diskutieren, auf die sich einzelne Schüler der verschiedenen Länder bereits im Voraus spezialisiert hatten. Die Diskussion wurde von Deutschen und Franzosen hauptsächlich auf Französisch geführt, während sich nur die allerwenigsten englischen Schüler die Mühe machten, ein paar Brocken Französisch zu sprechen und oft auch in ihrer eigenen Sprache in einen schwer verständlichen Akzent verfielen und zu vergessen schienen, wo sie sich befanden. Eines der ersten Themen war die Frage nach der möglichen Einrichtung eines Militärs der Europäischen Union mit Akteuren aus allen Mitgliedsstaaten.

    Niedrigeres Niveau

    Während die deutschen und französischen Schüler dieser Idee durchaus Vorteile abgewinnen konnten, waren die englischen Schüler strikt dagegen. Ein Jugendlicher behauptete, dass das englische Militär das disziplinierteste und beste Europas sei und sich somit nur schaden würde, wenn es sich dem niedrigeren Niveau eines europäischen Militärs anpassen müsste. Zudem gebe es aktuell auch nicht die Bereitschaft, gewisse Entwicklungen und Pläne des englischen Militärs mit anderen Staaten zu teilen. Ein weiteres strittiges Thema war der Beitritt der Türkei in die Europäische Union.

    Deutsche und französische Schüler sprachen sich größtenteils dagegen aus und verwiesen sowohl darauf, dass der größte Teil der Türkei geographisch außerhalb Europas läge und man irgendwo eben eine Grenze ziehen müsse, als auch auf die Missachtung der Menschenrechte in der Türkei und den Rassismus, der dort immer noch in der Bevölkerung keime, wobei vor allem das Thema der Gleichheit zwischen Mann und Frau, sowie die militärische Vertreibung der Kurden aus der Türkei erwähnt wurden. Dagegen gingen die englischen Schüler auf diese Bemerkungen nicht ein und bezeichneten den Beitritt der Türkei als wichtigen diplomatischen Schritt, um sich dem nahen Osten anzunähern. Zudem behaupteten die Engländer weiterhin, dass auch in einigen osteuropäischen, neueren Mitgliedsstaaten der EU gewisse Menschenrechte nicht immer beachtet werden und man diese dann auch nicht hätte aufnehmen dürfen. Im Kontrast dazu bezeichneten die Engländer ihr eigenes Land als vorbildlich in Integrationsfragen und Beachtung der fundamentalen Rechte.

    Ein anderes Thema war auch die Frage der Religion in der Europäischen Union. Dies stand vor allem im Zusammenhang mit der Frage, inwieweit man andere Religionen akzeptieren und integrieren müsste und inwiefern sich Immigranten der Staatsreligion oder vorherrschenden Religion anpassen müssten. Dabei kam das Thema unter anderem auf das Verbot für Lehrerinnen, dass Kopftuch in Schulen tragen zu dürfen.

    Akzeptanz

    Zu diesem Thema gab es zwar unterschiedliche Meinungen, allgemein wurde aber festgehalten, dass jeder Mensch seine Religion ausleben darf, allerdings ohne sich dabei an den religiösen Symbolen einer anderen, im Land, in dem er oder sie lebt, vorherrschenden Religion zu stören. Eine gegenseitige Offenheit und Akzeptanz sei die Basis eines friedvollen, multikulturellen Zusammenlebens. Zudem wurden in der Diskussionsrunde auch noch andere Themen knapp behandelt, beispielsweise inwiefern und mit welchen Perspektiven die Europäische Union ihre Position stärken könne. Ein weiteres Thema war noch der Regionalismus in der Europäischen Union am Beispiel Belgiens durch den flämisch-wallonischen Konflikt, wozu es auch diverse Meinungen gab. Einige Schüler forderten, den einzelnen Regionen mehr Rechte zu geben und den Individualismus zu stärken, während andere wiederum befürchteten, dass dies ein Rückschritt sei und die Europäische Union einen Kontrollverlust erleiden würde.

    Gründervater

    Im Anschluss an diese, zum Teil sehr hitzige Diskussionsrunde, unternahmen Schüler aller drei Nationen am Nachmittag noch einen Ausflug zum Haus von Jean Monnet, einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft, der einen großen Einfluss auf damals führende Politiker wie Schumann oder Adenauer hatte und 1976 sogar zum ersten Ehrenbürger Europas ernannt wurde. In seinem Haus hatten wir eine Führung und bekamen im Anschluss daran noch zusätzliche Informationen in einem sehr barsch gehaltenen Vortrag zur Entwicklung der europäischen Union und speziell zum neuen Vertrag von Lissabon.

    In den darauf folgenden Tagen ließ man das politische Thema ein wenig ruhen und es standen mehrere Ausflüge nach Paris und kleinere Feiern an. In jedem Fall war der Ausflug sehr lehrreich und zeigt wieder einmal, wie schwer es bereits ist, bei nur drei verschiedenen Nationen eine Einigung zu gewissen Themen zu finden.

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  • Militärischer Drill ist keine Lösung

     

    Erstellt 24.01.08, 10:41h, aktualisiert 30.01.08, 17:33h

     

    Die jüngsten Vorschläge aus der Politik das Jugendstrafrecht zu verschärfen werden stark kritisiert. Nach amerikanischem Vorbild könnten junge Straftäter in Erziehungscamps geschickt werden.

     
    Bild: Reuters
     
    "Strafarbeit": Die jüngsten Vorschläge aus der Politik, das Jugendstrafrecht zu verschärfen sorgen für heftige Diskussionen.

     

    Nach den jüngsten Ereignissen und Kommentaren einiger Unionspolitikern, allen voran Hessens Ministerpräsident Roland Koch, steht die Frage nach dem richtigen Umgang mit jugendlichen Straftätern wieder im medialen Interesse.

    Koch sprach sich für Erziehungscamps nach amerikanischem Vorbild aus. Ähnlich wie ein gewisser Nicolas Sarkozy aus Frankreich würde er kriminelle Jugendliche wohl am liebsten mit einem Hochdruckreiniger "wegkärchern".

    Ein Blick auf die Unruhen in den Vororten von Paris zeigt, dass solche Vorgehensweisen die Situation eher noch weiter eskalieren lassen. SPD-Politiker lehnen Sarkozys Ideen ab und bezeichnen insbesondere Kochs ebenfalls dargelegtes Drängen auf eine konsequentere Abschiebung ausländischer Jugendstraftäter zudem als plumpen Versuch, im Wahlkampf die Stimmen der rechten Bevölkerungsschicht zu gewinnen.

    Resozialisieren

    Doch was gibt es an Alternativen? Wie sollte man mit Jugendstraftätern umgehen? Zunächst sollte im Vordergrund stehen, die Jugendlichen zu resozialisieren, anstatt sie zu bestrafen. Von daher halte ich Projekte für sinnvoll, in denen jugendliche Straftäter die Chance bekommen in Gastfamilien untergebracht zu werden, wo sie am Leben im Haushalt teilnehmen und gezwungen werden ihren Beruf regelmäßig auszuführen, beziehungsweise zur Schule zu gehen. Auch soziale und kreativ-sportliche Aktivitäten mit anderen straffälligen Jugendlichen sollten in speziellen Institutionen verstärkt werden, damit das Gemeinschaftsgefühl verbessert wird. Dies ist sicher effektiver bezüglich einer Rückfallquote, als ein Gefängnisaufenthalt oder pseudomilitärisch angesiedelte Erziehungscamps, in denen Jugendliche sich möglicherweise noch erniedrigter fühlen, da sie herumkommandiert und auch teilweise hart bestraft werden. Man kann Feuer nicht mit Feuer bekämpfen. Doch bereits vorher sollte eine Prävention stattfinden. Die Ursachen für jugendliche Straftäter lie- gen oft in deren Gefühl der Ausgegrenztheit, an ihrer Beschäftigungslosigkeit und Langeweile oder an simplen Machtbeweisen gegenüber anderen Mitmenschen. Deshalb sollte man nicht etwa, wie Koch, im allgemeinen Sparwahnsinn, Einrichtungen der Jugend- und Gefangenenhilfe die Zuschüsse streichen, sondern gerade diese fördern. Auch an Schulen sollten mehr Sozial- und Sportaktivitäten stattfinden. Die Einführung von Schulpsychologen wäre vorteilhaft. Bezüglich der jugendlichen, ausländischen Straftätern sollte man diesen anbieten, an Workshops teilzunehmen, in denen ihnen die deutsche Lebensweise und Kultur näher gebracht wird - nicht etwa, um diese Menschen zu konvertieren, sondern um ihnen Toleranz einzuimpfen und ihnen auch zu zeigen, dass man sich für sie interessiert und sie integrieren will.

    Fehlende Möglichkeit

    Zudem sollten entgegen der Politik von Ursula von der Leyen Eltern finanziell unterstützt werden, die sich intensiver um ihren Nachwuchs kümmern möchten und denen ihr Familienleben noch wichtiger als ihr Job ist. Erzieher in Kindertagesstätten haben nämlich trotz löblicher Bemühungen gar nicht die Möglichkeit, sich umfassend um die Belange und Probleme jedes Einzelnen zu kümmern. Wenn all dies realisiert wird, sinkt auch die Anzahl an Jugendstraftätern. Wiederholungstäter, die trotz entsprechender Betreuung unbelehrbar sind, sollten allerdings zukünftig strenger verurteilt werden, da viel zu oft nur Bewäh- rungsstrafen ausgesprochen werden und Jugendliche oft monatelang auf Wartelisten stehen, bevor sie den Arrest antreten müssen. Zudem sollte auch das Personal und die Kapazität der Jugendvollzugsanstalten aufgestockt werden, damit Ereignisse wie in Siegburg zukünftig vermieden werden können.

    SEBASTIAN KLUTH

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  • Liebkosten statt Liebkosen

     

    Wie der Valentinstag auf vielfältige Weise die Welt eroberte


     Jedes Jahr ist es Anfang Februar wieder so weit: Der Valentinstag naht und beinahe jeder versucht - auf Biegen und Brechen - seinem herzallerliebsten Partner ein schönes Geschenk anzubieten. In der heutigen Zeit wird die kommerzielle Ausschlachtung mit jedem Jahr penetranter, die Geschenke werden immer umfangreicher und teurer. Die meisten Menschen haben zu diesem Zeitpunkt naturgemäß wenig Lust ihrem Partner gezwungenermaßen etwas Besonderes zu schenken, aber da sie niemanden enttäuschen wollen und bemerken, dass die meisten Bekannten auch der Kommerzialisierung zum Opfer fallen, entsteht eine Art Gruppenzwang, von dem sich der ein oder andere mitreißen lässt. Selbst ich falle dieser Strategie zum Opfer, obwohl ich selbst versuche, meine Partnerin lieber ungezwungen, aber regelmäßig mit kleinen Geschenken zu überraschen und zu erfreuen.

    Was aber steckt überhaupt hinter diesem Tag der Liebenden? Der Valentinstag hat eine sehr lange Tradition und hat verschiedene Ursprünge und Formen, die sich von Land zu Land unterscheiden können. Der umstrittenen Legende nach geht der Brauch auf den Bischof Valentin von Termi zurück. Er war ein überzeugter Christ im Römischen Imperium des dritten Jahrhunderts nach Christi Geburt und verheiratete heimlich einige Verliebte, die nach einem damaligen kaiserlichen Befehl unverheiratet bleiben mussten.

    Unter einem guten Stern

    Es handelte sich bei den Bräutigamen oft um Soldaten, die einen möglichen Weg in die Ewigkeit das Jenseits nicht auf ewig allein beschreiten wollten. Bischof Valentin schenkte den Paaren angeblich Blumen aus seinem Garten und die durch ihn vermählten Beziehungen sollen allesamt unter einem guten Stern gestanden haben. Seine moderne und christliche Methode hatte damals jedoch wenig Erfolg und er wurde von Kaiser Claudius II am 14. Februar 269 hingerichtet. Dieser Tag war zufälligerweise im römischen Imperium dem Fest der Lupercalien, dem Feiertag der Göttin Juno, Schutzpatronin der Ehe, gewidmet. Nicht verwechseln sollte man diesen Valentin mit dem heiligen Valentin von Rätien, der seine gesegnete Hand über das Wohlergehen der Epileptiker hält, aber auch über die Ohnmächtigen.

     Im Laufe der Zeit gab es mehrere absonderliche Brauchtümer, die Valentin auf spezielle Weise verehrten: In Südtirol verschluckten manche Menschen am Altar des Heiligen Holzstückchen, um so Zahnschmerzen vorzubeugen. Andere opferten Valentin wächserne Kröten, um Gebärmutterkrankheiten vorzubeugen. Es gibt aber auch eher negatives Brauchtum, da manche Menschen annehmen, dass Judas Ischariot, Verräter von Jesus Christus, an einem 14. Februar geboren worden sei. Wer an diesem Tag geboren war, konnte sich also angeblich eines frühen und tragischen Todes gewiss sein.

     Viel später, im Jahr 1929, erlangte der Valentinstag ebenfalls eine traurige Berühmtheit. Beim „Valentins-Massaker“ in Chicago wurden in einer Garage ein Optiker sowie sechs Mitglieder einer mit Gangsterboss Al Capone konkurrierenden Bande brutal erschossen. Im Übrigen ist der Valentinstag auch der Tag der Vogelhochzeit, wenn man einem Gedicht von Geoffrey Chaucer und einem angelsächsischen Volkslied Glauben schenken darf. Die Legende des Valentinstags war also geboren und blühte vor allem ab dem späten Mittelalter richtig auf und war mit einem starken Aberglauben verbunden.

     Arroganter Geizhals

    Wenn einem jungen Mädchen an diesem Tag ein Eichhörnchen über den Weg lief, so würde sie unglücklich in den Armen eines arroganten Geizhalses enden. Da hoffte sie schon eher auf die Begegnung mit einer Fledermaus, damit sie mit einem Baseballspieler (!) in den Hafen der Ehe einziehen könnte. Zudem sollte die junge Dame aufpassen, welche Zeitung sie an diesem Tag lesen könnte, da der erste Männername von dem sie an diesem Tag lesen oder hören würde, der Name ihres zukünftigen Bräutigams wäre.

    In anderen Regionen hatte der Tag eher etwas mit Liebkosten, als mit Liebkosen zu tun. In der französischsprachigen Schweiz trafen sich junge Pärchen, die mit einer Art Fackel, bestehend aus einem großen Zweig und Heidekraut das Brachland versengten. Diese Aktion sollte eine bessere Ernte im Folgejahr beschwören. In Lothringen mutierte ein ähnlicher Brauch zu einem Volksfest. Junge Männer schrieben sich auf einer Art „Verehrerliste“ ein und notierten hinter ihrem Namen den Namen einer potentiellen Verlobten – allerdings ohne diese vorher gefragt zu haben! Das Pärchen musste es dem Brauch nach dann immerhin ein volles Jahr miteinander aushalten. Zur Entschädigung gab es immerhin ein paar Geschenke und jede Menge Wein. 

    Salonfähig wurde der Valentinstag aber in England gemacht. Der Brauch, an diesem Tag seinem Liebsten Blumen zu schicken, geht angeblich auf die Gattin des Dichters Samuel Pepys zurück, die auf ein romantisches Gedicht mit einem Blumenstrauß reagierte. Dies wurde bald in der noblen Gesellschaft nachgeahmt, wobei später auch die Herren der Schöpfung ihren Partnerinnen Blumen schenkten. Ab dem siebzehnten Jahrhundert boomten Abbildungen eines Bogenschützens und Herzen auf den romantischen Briefen.

    Ab 1850 hatte der Brauch auch den großen Teich überquert, setzte sich in Amerika durch und wurde von US-Soldaten kurz nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gebracht. So eroberte der Valentinstag in seinen vielseitigen Interpretationen die Welt, wobei es auch heute noch in anderen Ländern enterotisierte Fassungen gibt. Beispielsweise bieten Frauen in Japan Ehemännern, aber auch männlichen Arbeitskollegen und ihren Chefs, an diesem Tag Schokolade an. Immerhin dürfen sie sich dann am „White Day“, am 14. März, von diesen mit weißer Schokolade beschenken lassen.

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    Helfen, nicht kämpfen

     

    Erstellt 21.02.08, 09:33h, aktualisiert 27.02.08, 17:23h

     

    Sollen deutsche Bundeswehrsoldaten in Afghanistan an der Front ihr Leben riskieren? Das Junge-Zeiten-Team hat sich darüber Gedanken gemacht. Und steht vor der Frage "Helfen oder kämpfen?"

     

    BILD: ARCHIV
     

     

    In letzter Zeit wurde sowohl von der North Atlantic Treaty Organisation (NATO - Verteidigungsbündnis der westlichen Staaten), als auch von der amerikanischen, sowie kanadischen Regierung mehrfach gefordert, dass die deutsche Bundeswehr zukünftig auch Soldaten für Kampfeinsätze in das Krisengebiet schicken soll. Daher sollen die deutschen Truppen nicht nur den verhältnismäßig stabileren Norden des Landes sichern, sondern gerade auch im Süden an den dort immer noch regelmäßigen Gefechten teilnehmen.

    Die Frage, was nun zu tun sei, ist sehr heikel. Wenn sich die Deutschen weiterhin zurückhalten, wird es bald verstärkte Kritik geben und zwar nicht nur von Amerika, sondern auch von Ländern aus der Europäischen Union, deren Soldaten sich im Krisengebiet engagieren werden oder dies bereits tun. Die deutsche Haltung zu Afghanistan ist derzeit weder Fisch noch Fleisch und es muss schon bald eine vernünftige Entscheidung fallen - entweder ganz oder gar nicht. Sollen sich die Deutschen in Zukunft eher zurückziehen und nur auf das Nötigste beschränken oder sollen unsere Soldaten an der Front ihr Leben im Kampf gegen den Terror riskieren?

    Mehrere Gründe

    Was die Soldaten angeht, habe ich mit ihnen wenig Mitleid. Wer sich entscheidet, Berufssoldat zu werden, muss auch damit rechnen, dass er im Zweifelsfall sein Leben aufs Spiel setzen muss. Dennoch bin ich gegen einen Kampfeinsatz in Afghanistan - und das hat mehrere Gründe. Einerseits müssen wir der Realität ins Auge schauen, dass die deutsche Bundeswehr für einen dauerhaften Kampfeinsatz nicht so gut gerüstet ist, wie die anderen Länder im Krisengebiet, auch wenn Politiker gegenteilige Dinge behaupten. Um dieses Problem zu lösen, gäbe es demnach nur die Alternative, verstärkt finanziell in die Ausrüstungsfabrikation der Bundeswehr zu investieren. Dies würde jedoch Unsummen verschlingen. Zudem droht Afghanistan zu einem zweiten Irak zu werden, vielleicht sogar zu einem zweiten Vietnam.

    Trotz des militärischen Engagements wird es weiterhin unzählige Anschläge geben und eine Besserung ist in diesem Gebiet nicht in Sicht. Der Einsatz der Kampftruppen in Afghanistan hätte viele verschwendete Leben als Folge. Zuletzt sollte sich die deutsche Bundesregierung von schroffen Forderungen des US-Verteidigungsministers Gates nicht unter Druck setzen lassen. Es ist schließlich nicht die Bundesrepublik, die einen sinnfreien Kampf angezettelt hat - und somit ist es sogar ein enormes Entgegenkommen, dass man überhaupt deutsche Soldaten in den Hindukusch beordert hat. Allerdings war es zu dem Zeitpunkt der damaligen Entscheidung auch nicht abzusehen, dass die Situation weiter eskalieren würde. Warum sollten deutsche Soldaten nun im wahrsten Sinne des Worte den Kopf hinhalten für die Fehler, die andere Regierungen begangen haben?

    Blutige Attentate

    Ein weiterer kritischer Aspekt: Deutschland würde sich zur Zielscheibe terroristischer Anschläge machen, wenn es nun die Amerikaner unterstützt. Ich erinnere an blutige Attentate in London und Madrid, bei denen unschuldige Zivilisten sterben mussten. Es ist wohl auch klar, dass, einmal den Bedingungen der Amerikaner nachgegeben, diese auch zukünftige Unterstützung in anderen Konfliktregionen fordern werden. Denn wer einmal "Ja" sagt, wird dazu gezwungen immer "Ja" zu sagen. Daher ist ein Kampfeinsatz in Afghanistan abzulehnen.

    SEBASTIAN KLUTH

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  • Trash statt Thrash

     

    Metallica – jedem Menschen, der sich mit rockiger oder metallischer Musik beschäftigt, ist dieser Name ein Begriff. In den Achtzigern schufen die Amerikaner grandiose Thrash-Metal-Alben wie „Ride the lightning“ oder „Master of puppets“, doch seit den Neunzigern lebt die Band nur noch von ihrem guten Ruf, veröffentlichte immer seltener und immer schlechtere Alben und konnte nur Dank intensiver Gruppentherapien gewisse Alkoholprobleme und interne Dispute und Trennungen überwinden. Nachdem also diverse Probleme angeblich überwunden waren, versuchte die Band ihre intensiven Erlebnisse in einem neuen Album zu manifestieren, mit dem sie den älteren Fans vor allem beweisen wollten, dass sie sich nicht dem Kommerz anbiedern müssen. Doch trotz jeder Menge verkaufter Einheiten des Albums und einer neuen Härte ging der Schuss gehörig nach hinten los. Das Erste, was bereits nach kurzer Hörzeit des bislang letzten Studioalbums der Band aus dem Jahr 2003 (der Erscheinungstermin eines neuen Albums wurde etliche Male verschoben) auffällt, ist der ungewöhnlich schlechte Sound.

    Die Saiteninstrumente klingen verwaschen, das Schlagzeug so blechern, dass man Kopfschmerzen bekommt und an ein kleines Kind denken muss, dass mit Kochlöffeln auf ausrangierte Kochtöpfen einschlägt. Das zweite Ärgernis sind die Songs selbst: 08/15-Riff-Attacken ohne Langzeitwirkung und Melodik, einfallsloses Einprügeln auf das unschuldige Schlagzeug und kein einziges Gitarrensolo weit und breit und selbst der Gesang ist fast durchgehend hysterisch bis aggressiv – Trash anstatt Thrash, Anbiederungen an Hardcore und New Metal, Rückschritt anstatt Fortschritt. Die Lieder ziehen sich oft unerträglich in die Länge und wiederholen sich, was auch einige Songs, die immerhin noch eine gewisse Eingängigkeit besitzen (wie „Invisible kid“ oder „Shoot me again“) auf Dauer schwer erträglich macht. Am allerschlimmsten sind die Lieder „My world“, „Some kind of monster“, sowie das entsetzliche, fast zehnminütige „All within my hands“, das mit hirnlosem, minutenlangem „Kill, kill, kill!“-Geschreie die Platte abschließt.

    Bei so viel negativer Kritik muss ich aber auch noch die beiden einzigen erträglichen Lieder der Platte nennen, nämlich dem eigentlich bestenfalls durchschnittlichen, jedoch vergleichsweise kurz gehaltenen, erträglichen Opener „Frantic“, sowie das wirklich gute „The unnamed feeling“, das etwas variantenreicher ist und emotionalen Gesang mit düster-atmosphärischer Untermalung einmal gelungen verbindet. Wer wenig Erfahrung mit der Metal-Szene hat und von MTV und Co. suggeriert bekam, dass St. Anger eine beispielhafte und musikalische Offenbarung des Metal-Universums sei, dem sei gesagt, dass metallica alten Idealen hinterher rennen und heute eine der überschätzten Bands überhaupt ist.

    Mein Tipp für euch wären Iron Maiden, die seit über dreißig Jahren existieren und immer noch mit phänomenalen Konzerten, sowie regelmäßig mit melodisch-atmosphärischen Alben überzeugen können und zahlreiche Bands des Rock-Genres entscheidend geprägt haben.

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