• Genre: Progressive Metal / Industrial Metal / Metalcore
    Label: Universal
    Spielzeit: 38:36
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Under The Bed
    2. Nobody Knows
    3. Skelemeine
    4. Circus
    5. Fucked Up World
    6. Alex’s Bed
    7. His Secret
    8. XxX
    9. Gna Gna Gna…
    10. Inside Your Mind
    11. Nightmare
    12. The End

     

    Spacemak3r - Spacemak3r 

    Die frankokanadische Provinz Québec hat schon immer eine ganze Reihe einzigartiger und experimentierfreudiger Progressive Metal Bands hervorgebracht wie beispielsweise VOIVOD, OBLIVEON, MARTYR, QUO VADIS, UNEXPECT, AUGURY und so weiter und so fort. Dabei ist es beeindruckend wie viele abgedrehte Extreme Metal Bands aus der Provinz kommen, in der nicht einmal ganz acht Millionen Einwohner leben und die doch etwa drei Mal so groß ist wie ganz Deutschland. Nun muss diese bereits beeindruckende Liste um den Namen SPACEMAK3R erweitert werden. Auch diese Band hat wieder ihre ganz eigene Herangehensweise, die mit denen der anderen Gruppierungen schwer bis gar nicht verglichen werden kann.

    Bei der Band handelt es sich um ein komplexes Projekt um den Frontmann Michael Gagnon, der selbiges mit Hilfe vieler Bekannter, Freunde und Familienmitglieder über viele Jahre aufgebaut hat. Trotz vieler farbenfroher und liebevoller Videoclips hat die Veröffentlichung dieses Erstlingswerkes Ende 2010 wenig Popularität genossen und wurde von den einschlägigen Musikmagazinen seltsam stiefmütterlich behandelt, was der Band sicherlich nicht gerecht wird. Die hier ist also ein erster Schritt zur Besserung und ich kann es nur nahe legen sich mit dieser einzigartigen Band einmal näher zu befassen.

    Bei SPACEMAK3R ist die erzähltechnische und visuelle Komponente ebenso wichtig wie die musikalische. Dies kann bereits daran erkennen, dass neben sechs Musikern auch vier bis fünf Schauspieler in das Projekt involviert sind, die sich in bunten Kostümen in verschiedensten Kulissen während der Videoclips und live auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, bewegen. Das Konzept um das Album ist auch interessant. Es erzählt verschiedene Episoden aus dem Leben des jungen Alex, der an Schizophrenie leidet und von der Gesellschaft gemieden und als Außenseiter abgestempelt wird, sodass er immer mehr mit seinen eigenen Hirngespinsten interagiert. Seltsam Kreaturen, manche davon böse, andere einfach nur abstrakt, begleiten oder verfolgen den Jungen tagtäglich an die unmöglichsten Orte wie sein eigenes Schlafzimmer, einen verlassenen Spielplatz oder gar den Pausenhof an der Schule.

    Die zwölf hier vorliegenden Stücke interpretieren die Schizophrenie auf besonders authentische Art und Weise. Musikalisch variiert die Band von hektischen und überdrehten Passagen mit heftigen Industrial Metal Riffs, Metalcore Gesangspassagen und Nu Metal Elementen rund um nervöses Scratching und andere elektronische Spielereien bis hin zu getragenem Ambient, Gothic Rock oder Soundtrack-Momenten mit Kinderchören und verzerrten Stimmen, die aus einer anderen Welt zu kommen scheinen, aber auch mit verträumten Klavierklängen oder sanften Streicher-Passagen.

    Keine Frage, solch ein Album verleiht dem geneigten Hörer alles ab: viel Geduld und Konzentration, musikalischen Freigeist und einen Sinn für außermusikalische Elemente wie die kunstvollen Bilder, Konzerte und Videos oder die konzeptuellen Texte. Das Erlebnis SPACEMAK3R beginnt mit dem Album erst und setzt sich an anderer Stelle fort. Das Album wird wohl jeden, der es hört, in irgendeiner Art und Weise berühren und es ihn oder sie nicht so schnell vergessen lassen. Entweder man öffnet sich dieser einzigartigen Form von Musik und erkennt das Genie darin oder man ist damit überfordert. Beide Sichtweisen sind durchaus nachzuvollziehen, denn dieses Album spielt bewusst mit den Extremen. Jeder sollte diese kleine Perle aber einmal in Augen- und Ohrenschein nehmen, wenn er oder sie von sich behauptet gerne innovative Musik fernab ausgetretener Pfade und Genres zu entdecken.    

    (Online 5. November 2012)

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  • Genre: Folk Metal / Melodic Death Metal
    Label: Eigenproduktion
    Spielzeit: 31:19
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Das Ziel
    2. Kriegesmarsch
    3. Pipe Dragon
    4. A Light From The East
    5. Valkyrie Cry
    6. Eekum Bokum
    7. Changeling
    8. Tengri’s Pass
    9. Warrior’s Voyage

     

    Mongol - The Altan Urug 

    MONGOL sind eine junge kanadische Band aus der Stadt Devon in der Provinz Alberta, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2009 dem Folk Metal verschrieben hat. Genauer gesagt geht es auf diesem Debütalbum thematisch um die Mongolen und deren Blütezeit unter den brillanten militärischen Schachzügen eines Dschingis Khans oder später auch eines Kublai Khans.

    Dabei macht die junge Gruppierung vieles richtig und umgeht gelungen Pfade, die schon allzu oft beschritten wurden. So setzt man statt auf nervige Flöten, Dudelsäcke oder ein zu fröhliches Akkordeon eher auf das gezielt eingesetzte Banjo oder die immer wieder auftauchende Mandoline, welche beispielsweise sehr gut im abschließenden „Warrior’s Voyage“ miteinander harmonieren. Hin und wieder kommen zwar auch Akkordeon und Keyboards hinzu, werden dafür jedoch meist sparsam, aber effizient eingesetzt, wie beispielsweise im überraschenden und auf Grund der übertriebenen maskulinen Attitüde und feuchtfröhlichen Atmosphäre gar leicht amüsanten „Eekum Bokum“. Ein weiteres Novum sind diverse historische Filmsequenzen über die Mongolenhorden in deutscher Sprache, die gerade dem eröffnenden „Das Ziel“ einen ganz unerwarteten Hauch von Exotik verleihen.

    Nicht ganz so gelungen ist der etwas zu sehr in den Vordergrund gemischte Klang der Gitarren, die zwar hin und wieder ein paar griffige Riffs präsentieren, insgesamt aber doch ein wenig inspirationslos bleiben und eher die verspielten folkloristischen Passagen begraben. Der größte Kritikpunkt ist aber der austauschbare Death Metal Gesang, der das durchaus interessante Konzept irgendwie auf das Bild sinnlos wütender Mongolenhorden reduziert. Ein etwas vielfältiger Gesang oder auch der Einsatz von Klargesang würde der Gruppierung zukünftig sicherlich besser zu Gesicht stehen.

    Dennoch überragen die vielversprechenden Aspekte insgesamt deutlich die negativeren. Mit einer besseren Produktion, einigen emotionaleren Gitarrenparts und einem technisch versierteren Gesang hätte die Band sicherlich das Zeug dazu sich im überlaufenen Untergrund des Folk Metal Genres einen respektablen Ruf zu etablieren. Man darf gespannt sein, was die fünf jungen Kanadier aus ihrem vielversprechenden Potenzial in Zukunft machen werden. Wer neugierig geworden ist, der kann sich die Musik des Quintetts auf deren Bandcamp Seite in voller Länge kostenlos anhören:  http://mongolcanada.bandcamp.com/

    (Online 4. November 2012)

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  • Genre: Symphonic Metal / Glam Rock / Avantgarde Metal
    Label: Eigenproduktion
    Spielzeit: 47:56
    Band homepage: Therion

    Tracklist:

    1. Poupée de cire, poupée de son (FRANCE GALL Cover)
    2. Une fleur dans le cœur (VICTOIRE SCOTT Cover)
    3. Initials BB (SERGE GAINSBOURG Cover)
    4. Mon amour, mon ami (MARIE LAFORÊT Cover)
    5. Polichinelle (France GALL Cover)
    6. La Maritza (SYLVIE VARTAN Cover)
    7. Sœur Angélique ANNIE PHILIPPE Cover)
    8. Dis-moi poupée (ISABELLE Cover)
    9. Lilith (LÉONIE LOUSSEAU Cover)
    10. En Alabama (LÉONIE LOUSSEAU Cover)
    11. Wahala Manitou (LÉONIE LOUSSEAU Cover)
    12. Je n’ai besoin que de tendresse (CLAIRE DIXON Cover)
    13. La licorne d’or (VICTOIRE SCOTT Cover)
    14. J’ai le mal de toi (COLETTE DEREAL Cover)
    15. Poupée de cire, poupée de son (reprise) (FRANCE GALL Cover)
    16. Les sucettes (Bonus Track) (FRANCE GALL Cover)

     

    Therion - Les fleurs du mal 

    THERION waren schon immer ein wenig anders als viele andere Metalbands, aber als ich hörte, dass das neue Album komplett in Eigenregie erscheinen würde, da selbst die sonst so visionären Mitarbeiter von Nuclear Blast von dem Projekt etwas irritiert waren, wurde ich doch wieder hellhörig. Als ich dann erfuhr, dass das neue Album ausschließlich aus fünfzehn, beziehungsweise sechszehn Covern von französischen Chansons aus den Sechzigern und Siebzigern bestehen würde, deren Texte hauptsächlich von den Werken des Lyrikers Charles Baudelaire inspiriert waren, hielt ich diese Nachricht zunächst für einen verspäteten Aprilscherz. Als ich dann unter den neuen Stücken Titel fand, die ich im Original von Künstlern wie FRANCE GALL, SERGE GAINSBOURG oder LÉONIE LOUSSEAU kannte, wurde mir klar, dass THERION wieder einmal ein künstlerisch beeindruckend mutiges und finanziell erschreckend selbstmörderisches Experiment realisiert hatten.

    So viel möchte ich vorweg nehmen: Dieses Album beinhaltet fast nur kurze Stücke um die Drei-Minuten-Marke und es wird nur auf Französisch gesungen. Der weibliche Gesang ist präsenter als je zuvor und nur ein paar Stücke beinhalten auch mehrheitlich ausgeprägten männlichen Gesang. Die neuen Stücke haben wenig mit den atmosphärischen metallischen oder episch klassisch orchestrierten Liedern aus der Vergangenheit der Band zu tun. Achtung: Dieses Album hier ist etwas völlig Neues. Fünfundzwanzig Jahre nach den ersten Schritten der Band in der Death und Doom Metal Ecke steht dieses Album für eine Komponente, die THERION bis dato noch nicht verkörpert haben: Spaß. Die Band macht einfach einen großen Haufen auf mögliche Erwartungshaltungen oder finanzielle Engpässe und spielt munter drauf los.

    Dabei gerät das Album gerade deswegen ziemlich abwechslungsreich, frisch und kurzweilig. Manche Stücke ähneln durchaus den Originalen und haben ein gewisses Chanson-Flair wie das romantische instrumentalisierte und lockerleichte „Wahala Manitou“, das im Original von LÉONIE LOUSSEAU gesungen wurde.

    Von dieser eher fröhlicheren Retromusik geht es aber auch schon einmal in eine etwas traurigere Ecke wie bei „J’ai le mal de toi“, das einst von einer gewissen COLETTE DEREAL gesungen wurde. Zu dem Lied wurde auch einer von bislang drei Videoclips gemacht, der als Hommage an die Chansonsängerin und Schauspielerin BETTY MARS daherkommt, die sich vor dreiundzwanzig Jahren aus dem Fenster ihrer Wohnung im modernen Pariser Viertel La Défense gestürzt hatte und kurz darauf ihren Verletzungen erlegen war. Musikalisch ist dieses Lied sicherlich eines der besten auf dem Album und beeindruckt sowohl mit starkem männlichen als auch weiblichen Gesang. Das Lied klingt wie eine etwas rhythmischere Version eines Liedes, das so ähnlich beispielsweise auch von GINETTE RENO kommen könnte. Das muss man selbst als Experte und Fan von THERION erst einmal verdauen.

    So finden sich doch einige ruhige und melancholischere Nummern auf diesem Album wie das schön sehnsuchtsvolle „Mon amour, mon ami“ von MARIE LAFORÊT. Manche dieser Stücke gehen auch in eine etwas mystischere und düstere Ecke, die man von THERION schon eher gewohnt ist, wie beispielsweise das treffend betitelte „Lilith“ von LÉONIE LOUSSEAU. Insgesamt sind diese tiefsinnigeren Lieder zwar in der Minderheit, wirken deswegen aber umso effizienter.

    Auch ein paar intellektuellere und noch experimentierfreudigere Lieder finden sich aber ebenfalls auf diesem ungewöhnlichen Album. „Initiales BB“ ist ein Cover von SERGE GAINSBOURG und Christofer Johnsson erweist sich hier als ebenso visionär und exzentrisch wie der berühmte Franzose selbst. Das Stück selbst beinhaltet auch einige poetische Passagen und ist ein interessantes Hörvergnügen der anderen Art.

    THERION beweisen wie gesagt aber auch, dass sie auf diesem Album so richtig Spaß haben wollen. „Je n’ai besoin que de tendresse“, im Original von CLAIRE DIXON, ist eine feuchtfröhliche und ziemlich schnelle Power Metal Nummer mit ein paar Glam Rock Einflüssen und hohem männlichen Gesang. Das Stück klingt wie eine Kreuzung eines Liedes von SLADE und eines Stückes von HELLOWEEN mit einem kleinen Schuss W.A.S.P. Auch zu diesem Lied wurde ein kurzer Clip veröffentlicht, bei dem THERION in einer kleinen Kaschemme vor einem Publikum spielen, das eher damit beschäftigt ist sich gnadenlos zu betrinken, brutal zu prügeln oder diverse Sexualpraktiken zu vollziehen. So kannte man THERION jedenfalls bislang noch gar nicht.

    Etwas metallischer geht es nur in wenigen Stücken zu, wie dem knackigen Eröffnungsstück „Poupée de cire, pouppée de son“, das wohl eines der bekanntesten Lieder ist und im Original von FRANCE GALL stammt. Technisch perfekter und leicht hysterischer Frauengesang trifft hier auf ein paar symphonische Elemente und deftige Riffs, die aus dem einstigen Schlager einen Vorschlaghammer machen. Dieses Lied wird wohl eines der wenigen sein, das auch einer breiteren Masse gefallen könnte. Amüsanterweise wurde hierzu der dritte und bislang letzte Videoclip gemacht, bei dem THERION wieder in der bereits erwähnten Kaschemme spielen und von ihrem heruntergekommenen Publikum gnadenlos ignoriert oder gar grob beschimpft werden. Dieses Bild könnte auch als eine Art Stillleben für die Realität stehen, denn mit diesem Album wagen THERION mehr als je zuvor und sind sich dessen auch ganz genau bewusst.

    Jeder muss also für sich selbst entscheiden, was sie oder er von diesem ungewöhnlichen Konzept hält. Fest steht, dass es innovativ und ungewöhnlich ist und zumindest bei mir geht diese Rechnung voll auf. Nie haben THERION so viel Spaß gemacht und waren so nahbar wie auf diesem kurzweiligen Album. Für jeden Freigeist ist dies hier eines der Alben des Jahres, alle Anderen sollten sich mit Vorsicht an dieses Experiment heranwagen.

    (Online 2. November 2012)

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  • Genre: Heavy Metal / Hard Rock / Alternative Rock
    Label: Eigenproduktion
    Spielzeit: 52:11
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. This Is my God
    2. Lost Worlds
    3. Karma Killer
    4. Us Against The World
    5. The Chosen Ones
    6. A World Without Heaven
    7. Judas
    8. Eyes Of The Young
    9. These Are The Hands
    10. The Lesson

     

    Harris, Steve - British Lion 

    Obwohl in diesem Jahr wieder einmal kein neues Studioalbum von IRON MAIDEN erschienen ist, kann man das Jahr 2012 dennoch als ein erfolgreiches für die Band abhaken. Da war zum Einen die Veröffentlichung des durchaus gelungenen neuen Livealbums „En Vivo!“, sowie natürlich die erfolgreiche „Maiden England“ Tour durch Nordamerika. Zudem nahmen sich einige Bandmitglieder eine kreative Auszeit in diesem und im letzten Jahr und nutzten diese durchaus sinnvoll. So tat sich der Gitarrist Adrian Smith mit dem Sänger Mikee Goodman von den inzwischen aufgelösten SikTh zusammen und veröffentlichte unter dem neuen Banner PRIMAL ROCK REBELLION ein durchaus solides Alternative Metal Debüt in Form von „Awoken Broken“. Auch Steve Harris blieb nicht untätig und tat sich mit vier britischen Musikern zusammen, um sein erstes Soloalbum namens „British Lion“ einzuspielen.

    Aber Achtung: Diese Bezeichnung, die uns da suggeriert wird, ist eigentlich völlig falsch, denn es handelt sich gar nicht um ein Soloalbum. Der Name Steve Harris steht wohl nur dick auf dem Cover, damit auch genügend Kopien abgesetzt und potenzielle Käufer angelockt werden. Denn wäre das vorliegende Album als das einer unbekannten neuen Band veröffentlicht worden, wäre es wohl völlig in der Veröffentlichungsflut untergegangen und hätte es vermutlich nicht einmal zum Insidertipp geschafft.

    Was steckt also wirklich hinter dem britischen Löwen? Eigentlich ist dies der Name einer jungen Band, die sich vor zwanzig Jahren an Steve Harris wandte und nachhakte, ob dieser nicht bei der Produktion ihres Albums helfen könnte. Steve Harris wollte dies eigentlich, aber dann kam alles anders als gedacht. Bruce Dickinson verließ IRON MAIDEN, die Band stand vor einem Trümmerhaufen und man machte sich auf die langwierige Suche nach einem Nachfolger, der letztlich in Form von BLAZE BAYLEY gefunden wurde. Dazu kam auch noch, dass Steve Harris auch private Probleme hatte und beispielsweise eine schwierige Scheidung durchmachte. Bei der jungen Band lief es kaum besser, denn sie löste sich rasch wieder auf ohne irgendeine Duftmarke hinterlassen zu haben. Erst Jahre später taten sich einige der Musiker der Band mit neuen Mitstreitern zusammen und dieses Mal kam dann auch Steve Harris dazu und wollte nicht nur ein wenig produzieren, sondern auch selbst aktiv an einigen Songwriting-Sessions teilnehmen. Nach einiger Zeit entschied man sich dann das neue Projekt also Soloalbum zu vermarkten, wobei Steve Harris aber selbst bemerkte, dass die Band in dieser Form noch mindestens ein weiteres Album veröffentlichen möchte. Das kommt aber sicherlich auch auf den Erfolg dieses Albums hier an und da habe ich doch meine Zweifel, ob die Scheibe wirklich gut einschlagen wird.

    Denn das Album hat dann doch so einige Haken. Fangen wir direkt einmal beim Meister Steve Harris selbst an. Sein Bassspiel ist viel zu weit nach vorne gemischt und übertönt Gitarren und sogar das Schlagzeug. Technisch ist sein Spiel zwar wie immer solide, aber es mangelt an wirklicher Tiefe. Ihm fehlen im neuen Kontext ein wenig die Ideen und sein Bassspiel ist weitaus weniger markant und unverkennbar als bei seiner Hauptband. Das wäre gar nicht so schlimm, wenn die anderen Musiker dies ausmerzen würden oder die Band als Kollektiv gut funktionieren würde. Aber das ist leider nicht der Fall.

    Weiter im Text geht es nämlich mit dem Gitarrenspiel, dem es wirklich an Esprit fehlt. Die Riffs wirken monoton und oft wird eine einzige Idee über die gesamte Länge eines Liedes verwendet, bis sie abgenutzt oder nervig klingt, wie beispielsweise der verzerrte Sound bei „Karma Killer“. Die Gitarrensoli, so denn mal welche da sind, lassen auch an Leidenschaft vermissen.

    Das Ganze ist aber immer noch besser als der Schlagzeugsound, der im lieblosen Produktionsmatsch der untalentierten Herren Kevin Shirley und Steve Harris völlig flöten geht. Man hört das Schlagzeug wirklich kaum und wenn es dann doch mal ertönt, dann klingt es klinisch und technisch limitiert. Da war der Schlagzeugsound der letzten RUNNING WILD trotz möglichem Drumcomputer aber locker besser. Fast ist der Sound hier so schlimm wie auf der letzten Langrille von MANOWAR. Ja, so schlimm ist es!

    Aber noch ist nicht Schluss, denn es bleibt der Gesang. Dieser klingt gerade in den etwas deftigeren Stücken wie „Us Against The World“ oder „A World Without Heaven“ extrem dünn und inspirationsfrei. Man hat geradezu das Gefühl, der junge Brite habe Atemprobleme oder einen Asthmaanfall. Sein Gesang ist hier nicht einmal mehr durchschnittlich. Immerhin klingt der junge Herr in den etwas alternativer angehauchten Stücken etwas besser. So ist sein Gesang im hypnotischen Opener „This Is My God“ oder auch im warmen Achtziger-Jahre-Rockverschnitt „Eyes Of The Young“ doch irgendwie passend, wenn auch nicht herausragend.

    Ansonsten kann man zum wenigen Positiven noch hinzufügen, dass die musikalische und vokale Leistung der Band in der zweiten Hälfte des Albums besser wird und mit „The Chosen Ones“ und mit Abstrichen auch mit „Judas“ sind sogar zwei schöne einprägsame Heavy Rock oder Metal Nummern im Gepäck sind.

    Man sollte das Album grundsätzlich sicherlich so angehen, dass man komplett ausblendet, dass hinter diesem Projekt der klangvolle Name von Steve Harris steht. Seine Hauptband und seine hier vorliegendes Nebenprojekt sind nämlich zwei ganz verschiedene Paar Schuhe und ein Vergleich kann für letztere Band nur in einem Fiasko enden. Wenn man nun noch die größtenteils schwächelnde Produktion ausblendet und das Album als Debüt anerkennt, dann ist das Endresultat sicherlich etwas verträglicher verdaubar und man findet doch ein paar wirklich nette und einprägsame Stücke. So wirkt das Ganze doch klar besser als auf den ersten Blick.

    Dennoch ist das Album sicherlich alles Andere als herausragend und man fragt sich so ein wenig, an wen sich das Liedgut eigentlich richtet. Das Album variiert doch stark zwischen kraftlosem Alternative Rock, ein paar harmlosen Retrorocknummern und einigen zu traditionellen Heavy Metal Stücken, ohne dass dem geneigten Fan eines dieser Genres das ganze Album wirklich gefallen könnte. Das hier vorliegende Album ist nicht durchweg schlecht und durchaus hörbar, aber es mangelt an einem stilistischen roten Faden und auch an einer vernünftigen Produktion.

    Somit werden viele Leute das Album dann wohl doch nur kaufen, weil dort Steve Harris drauf steht. Wie viele Fans werde ich mir das Album wohl dann als Sammlerstück zulegen, wenn es irgendwann heruntergesetzt ist, da ich eben auch von anderen Mitglieder von IRON MAIDEN wie BLAZE BAYLEY, PAUL DI’ANNO, BRUCE DICKINSON oder eben zuletzt PRIMAL ROCK REBELLION einige Scheiben besitze. Ehrlich gesagt ist dieses Album von all den genannten Projekten aktueller und ehemaliger Bandmitglieder um die Eiserne Jungfrau aber klar das schwächste. Man sollte sein Geld im Grunde genommen entweder sparen oder aber in eine richtige und tatsächlich vielversprechende Newcomer-Band ohne großen Mäzen investieren.

    (Online 2. November 2012)

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  • Genre: Pop / Seventies Rock
    Label: Warner Bros.
    Spielzeit: 06:52
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1.      

    1. Never is a Long Time
    2. Love of Your Life
    Red Hot Chili Peppers - Never Is A Long Time / Love Of Your Life 

    Die dritte von insgesamt neun Singles der „I’m With You Outtakes“ aus dem Hause der RED HOT CHILI PEPPERS liefert uns zwei eher durchwachsene Radiorockstücke ab. Die beiden brandneuen Liedern sollten gerade Fans der aktuelleren Alben zusagen, während die Anhänger der frühen Funk, Punk und Rap Sounds abermals in die Röhre blicken und diese Veröffentlichung geflissentlich übergehen können.

    Das erste Stück namens „Never Is A Long Time“ hat einen warmen Retrosound, der an die Rockmusik der späten Fünfziger und der Sechziger erinnert. Man kann diese Art von Musik durchaus mit Künstlern oder Gruppen wie THE BEACH BOYS, THE BEATLES oder auch THE CRICKETS und SUNNY JAMES assoziieren. Obwohl der Refrain des Stückes im Grunde genommen recht einprägsam ist und die Grundidee nicht schlecht wirkt, ist das Endresultat doch etwas blutleer. Es mangelt hier einfach an wahren Emotionen auf der einen Seite und wirklich guten musikalischen Überraschungen auf der anderen. Das Stück hat einfach irgendwie keine richtige Tiefe und ist lediglich ganz nett zum nebenbei hören geeignet.

    Ähnliches gilt für das zweite Stück namens „Love Of Your Life“, das trotz seines kitschigen Titels, der schon eine zuckrige Ballade oder aber ein pathetisch getragenes Lied erwarten lässt, genau in dieselbe Kerbe wie das andere Lied schlägt. Bei diesem Retrorocklied überzeugt immerhin Josh Klinghoffer mit einem wirklich schönen Gitarrensolo, das am Ende leicht lärmig und verzerrt klingt und gar an eine Jazztrompete erinnert. Als ob dies eine Art Startschuss gewesen wäre meldet sich dann auch der Bass etwas jazziger zurück, aber dann ist das Lied auch schon zu Ende und dieser Hauch von Innovation kam letztendlich zu spät.

    Insgesamt ist diese Veröffentlichung wohl die bisher kohärenteste von den drei erschienenen Vinylsingles. Auf der anderen Seite handelt es sich hier aber wohl auch um die bisher langweiligsten Stücke aus den Sessions zum letzten Album. Fans von etwas entspannteren und radiofreundlichen Alben wie eben „Californication“ oder „Stadium Arcadium“ dürften an den beiden Lieder durchaus ihre Freude haben, aber Fans der früheren Tage sollten um diese Veröffentlichung einen großen Bogen machen, wenn sie nicht gerade notorische Allessammler und fanatische Fanboys sind.

    (Online 30. Oktober 2012)

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