• Genre: Dark Wave / Industrial Metal / Gothic Rock
    Label: Soulfood Music
    Spielzeit: 26:37
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Deine Zeit läuft ab
    2. Fleisch
    3. Laio
    4. Unzucht
    5. Deine Zeit läuft ab (St. Pauli Sinfoniker Remix by Lord Of The Lost)
    6. Fleisch (Körper-Mix by Funker Vogt)

     

    Unzucht - Deine Zeit läuft ab 

    Abgesehen von OSTFRONT ist UNZUCHT die Band, um die im Neuen Deutschen Härte Sektor derzeit der größte Wind gemacht wird und die Szene bedarf tatsächlich frischer Impulse, da in den letzten Jahren im Grunde nur noch die alteingesessenen Truppen von sich hören machten. Die Gruppierung hat zwar schon einige EPs auf dem Konto, doch erst diese Veröffentlichung wurde umfassender beworben und die Band machte somit rasch in diversen einschlägigen Magazinen, auf Samplern und auch auf Szenekonzerten von sich hören. Warum aber weder die mit Vorschusslorbeeren gestarteten OSTFRONT noch UNZUCHT es auf Festivals wie das Amphi Festival, das Blackfield Festival oder auch das Castle Rock Festival im letzten Sommer geschafft haben, bleibt wohl nicht nur mir ein Rätsel. Angesichts inzwischen viel zu vieler mauer Gruppierungen aus der elektronischen oder inzwischen auch mittelalterlichen Ecke kann man nur hoffen, dass dieser Fehler im nächsten Jahr nicht wiederholt wird und die Schwarze Szene auch wieder einmal anständig gerockt wird. Insgesamt ist die vorliegende EP zwar nur ein erster Appetitanreger auf das gerade taufrisch erschienene Album „Todsünde 8“, aber sie macht direkt Lust auf mehr.

    Das Angenehme an dieser Band ist der Einsatz von schönem melodischen Klargesang in einigen Stücken, der sich durchaus vom etwas martialischen Image der Alteingesessenen wie MEGAHERZ oder RAMMSTEIN abhebt. Auch wenn die Band einige harte Industrial Riffs abfeuert, so beinhalten die vier Stücke hier doch allerlei markante Elemente dank so manchen tanzbaren Darkwave Beats und eben dem schönen melodischen Gesang, der ein wenig an PETER HEPPNER erinnert. Das wohl einprägsamste Lied ist sicher das Titelstück „Deine Zeit läuft ab“, das man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt und welches schön knackig und frei von der Leber weg loslegt.

    Die Band beweist danach auch ihr musikalisches Talent mit „Fleisch“, wo sie zwischen verzerrtem Gesang sowie chaotisch-lärmigen Beats und entspannten Pianopassagen mit Klargesang variiert. Technisch gesehen ist dies Lied hier sicherlich das anspruchsvollste der vier.

    Bei „Laio“ geht es gar so richtig in Richtung Gothic Rock mit ein paar Darkwave Elementen, die das Lied zum zukünftigen Festivalhit machen könnten. Das Stück sollte auch den Anhängern von inzwischen etwas kommerzieller angehauchten Düsterrockgruppierungen wie HIM, MONO INC., ROTERFELD, THE 69 EYES oder THE RASMUS zusagen, denn hier werden die besten musikalischen Elemente aus Skandinavien und Deutschland miteinander vereint.

    Zum Abschluss vor den zwei zusätzlichen, aber nicht weiter relevanten Remixen gibt es dann noch die Bandhymne „Unzucht“ auf die Ohren, die etwas härter und traditioneller daher kommt und ein wenig mehr als bisher gewohnt an die Kollegen von EISBRECHER, EMIGRATE oder auch OOMPH! Erinnert. Das Stück ist zwar eingängig genug, aber leider nicht ganz so originell wie der Rest und trotz viel Energie ein wenig gesichtslos.

    Insgesamt ist dies hier dennoch eine durchaus vielversprechende kleine Vorspeise auf das Hauptmahl namens „Todsünde 8“. Auf diesem Album werden „Deine Zeit läuft ab“ und auch „Unzucht“ noch einmal drauf sein, sodass der Kauf dieser EP an und für sich für gut zehn Euro eigentlich ziemlich überflüssig wird. Der geneigte Interessent sollte sich daher die beiden exklusiven Stücke der EP legal herunterladen, die Remixe ignorieren und sich das Hauptalbum so bald wie möglich anschaffen. Wer auf eingängigen Düsterrock mit Tempo und griffigen Refrains sowie tanzbaren Beats steht, der sollte sich UNZUCHT nicht entgehen lassen, denn sie bringen tatsächlich endlich ein wenig frischen Wind in ein festgefahrenes Genre.

    (Online 19. Oktober 2012)

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  • Genre: Industrial Metal
    Label: Universal
    Spielzeit: 46:07
    Band homepage: Rammstein

    Tracklist:

    1. Rammlied
    2. Ich tu dir Weh
    3. Waidmanns Heil
    4. Haifisch
    5. B********
    6. Frühling in Paris
    7. Wiener Blut
    8. Pussy
    9. Liebe ist für alle da
    10. Mehr
    11. Roter Sand

     

    Rammstein - Liebe ist f�r alle da 

    RAMMSTEIN sind ein Phänomen, das keinerlei Einführung mehr bedarf. Die Gruppierung aus Berlin ist weltweit berühmt geworden als wichtigster Vertreter der Neuen Deutschen Härte, die harte industrielle Riffs mit simplen aber eben dadurch sehr einprägsamen und manchmal gar tanzbaren Keyboard Beats vermischt. Dazu kommt bei RAMMSTEIN natürlich noch die sehr martialische Stimme von Till Lindemann, die längst das wohl bekannteste Markenzeichen der Gruppierung geworden ist, das viele versuchen zu kopieren, selbst aber nie erreichen. Besonders nennenswert sind auch die aufwändigen Konzerte der Bands, bei der man viel Pyrotechnik zu sehen bekommt, ebenso wie vielseitige Verkleidungen und Dekorationen, die gar mit expliziten Schauspieleinlagen garniert sind. Über all dem stehen inzwischen aber noch die gesellschaftskritischen und sehr kontroversen Texte, die oftmals das formulieren, was viele gerne sagen möchten, sich aber nicht trauen oder es einfach nicht so auf den Punkt bringen können. Dabei arbeiten RAMMSTEIN besonders mit einem Schuss Provokation und schwarzen Humor.

    Dieser wird inzwischen manchmal etwas vorhersehbar wie in "Wiener Blut", das natürlich ein berühmtes Lied von FALCO auf die Schippe nimmt und den abstossenden Fritzl-Fall aufrollt. Trotz dieser gewissen Vorhersehbarkeit konnte die Band wieder einmal Behörden und Kritiker provozieren. Der Rummel um die kontrovers diskutierte erste Single "Pussy", bei der es um Sextourismus geht und die exklusiv auf einer Dating-Seite für Erwachsene mit einem Videoclip promotet wurde in dem Pornodarsteller, die den Bandmitgliedern erstaunlich ähnlich sehen, verschiedene Sexualpraktiken ausprobieren, war da nur die Spitze des skandalumwitterten Eisberges. Denn kurz darauf erschien das gesamte Album, bei dem gleich die zweite Single "Ich tu dir weh" mit seinem sadomasochistischen Text für Aufregung sorgte. Das Album wurde daher rasch von den Bundesbehörden indiziert, beziehungsweise nur noch unter der Ladentheke den Erwachsenen zum Verkauf angeboten. Es kam eine neue Version des Albums ohne das kritisierte Lied und auch ohne ein explizites Foto im Booklet, in dem die Bandmitglieder in bester Metzgermanier verschiedenste Objekte genussvoll zerstückeln. Die Gruppierung erhielt zudem die Auflage das zensierte Lied nicht mehr live spielen zu dürfen und änderte daher einige Textstellen um. Ein halbes Jahr später wurde das Urteil revidiert und das reguläre Album kam zurück in den Handel. Zudem gab es auch eine limitierte Edition des Albums in einem Metallköfferchen mitsamt Handschellen, Gleitgel und sechs pinken Dildos, die angeblich nach den Originalen der Bandmitglieder kreiert sein sollen. Insgesamt kann man hier resümieren, dass RAMMSTEIN für Deutschlands provokativ-martialischen Freigeist stehen, während die Behörden den Part der pingelig-verklemmten deutschen Spiesser übernehmen.  

    Abgesehen von dieser Seifenoper finden sich auf dem Album selbst aber genug wirklich überzeugende Lieder, sodass der grosse mediale Firlefanz eigentlich nur unnötig störendes Beiwerk war. Die Band bleibt sich selbst musikalisch und textlich treu, verfeinert aber einige wichtige Komponenten und präsentiert hier ihr meiner Meinung nach bestes Album. Als Glanzleistungen würde ich in der Hinsicht nicht nur die simple, aber extrem eingängige Single "Pussy" und das alles überragende düster-atmosphärische und doch durchaus eingängige und tanzbare "Ich tu dir weh" bezeichnen, sondern beispielsweise auch das schöne "Mehr", das die damals und auch heute durchaus noch akute Finanzkrise kritisiert und einen rücksichtlosen Kapitalisten porträtiert und zwischen harten Riffs und melancholischen Passagen variiert. Selbst Till Lindemann klang selten so pathetisch und doch irgendwie emotional wie in diesem Stück. Für weitere Sternstunden sorgen auch die überraschenderen Stücke wie das altmodisch-charmante "Frühling in Paris" mit romantischem Edith Piaf Zitat im Originalton von Till Lindemanns massivem Organ verfeinert oder die dramatisch-episch-pathetische Ballade "Roter Sand", bei der es um ein Duell zwischen zwei Herren geht, was mich persönlich ein wenig an Theodor Fontanes "Effi Briest" erinnert.

    Früher habe ich den international renommierten Status des wohl besten musikalischen Exportschlagers Deutschlands nie wirklich verstanden und die Musik der Originale wie DIE KRUPPS oder OOMPH! Vorgezogen. Ich hätte es lieber gesehen, wenn Gruppierungen wie die legendäre Punkband DIE TOTEN HOSEN oder die charismatischen Mittelalterrocker von IN EXTREMO diesen Platz auf dem Thron eingenommen hätten. Seit dem ungewöhnlich vielseitigen "Reise, Reise" und dem überraschend introspektiven "Rosenrot" habe ich die Band aber besser kennen und schätzen gelernt und "Liebe ist für alle da" hat mich dann endgültig zum Fan gemacht, sodass ich mir die Band sogar live angeschaut habe. Vielen anderen kritischen Geistern könnte es möglicherweise ähnlich gehen und dieses Album sollte diese und natürlich auch die Anhänger mit durchaus elaborierten und tiefsinnigen Texten hinter den zunächst plakativ erscheinenden Provokationen und auch mit mehr musikalischer Finesse als je zuvor überzeugen. So gelingt der Gruppierung hier trotz einiger schwächeren Nummern wie dem hirnlos brutalen "B********" wohl das beste deutschsprachige Album des Jahres 2009. RAMMSTEIN schaffen es ihren ganz eigenen Stil weiter zu verfeinern, ja geradezu zu destillieren, ein wenig so wie die Hauptperson in Patrick Süskinds "Parfüm". Dieses Bild zwischen Ästhetik und Ekel passt irgendwie perfekt zu diesem Album und der Band selbst und beendet diese Kritik mit einer treffenden Metapher.

    (Online 18. Oktober 2012)

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  • Genre: Power Metal / Symphonic Metal / Gothic Metal
    Label: Tokuma Japan Communications
    Spielzeit: 60:58
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Crisis Code
    2. Momentalia
    3. Heartstorm
    4. Crimson
    5. El Dorado
    6. Forest
    7. Ransei-Conscientia
    8. The Greatest Cage
    9. Étranger
    10. Get Together
    11. Aurea

     

    Hamada Mari - Legenda 

    HAMADA MARI ist eine japanische Sängerin, die auf eine nahezu unglaubliche Karriere zurückblicken kann. Vor fast dreißig Jahren nahm sie Munetaka Higushi, der inzwischen verstorbene ehemalige Schlagzeuger der bekannten japanischen Heavy Metal Institution LOUDNESS, unter seine Fittiche und baute mit Hilfe einiger befreundeter Musiker ihre Karriere auf, die anfangs also durchaus von Hard Rock und Heavy Metal beeinflusst war. Bald arbeiteten auch Musiker aus anderen renommierten Bands mit ihr zusammen und es wurden sogar Musiker aus den Vereinigten Staaten von Amerika rekrutiert. Der musikalische Stil der Sängerin verweichlichte sich mit der Zeit jedoch etwas und variierte irgendwo zwischen Soft Rock und J-Pop. Mit diesem Konzept feierte die charismatische und auch ausgesprochen hübsche Sängerin Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger ihre wohl größten Erfolge. Erst auf den letzten Alben ging es dann wieder zurück zu einem etwas härteren Stil, der auf dem inzwischen bereits einundzwanzigsten Studioalbum namens „Legenda“ seinen vorläufigen Höhepunkt findet.

    Es ist schwer zu glauben, dass die warme und doch sehr vielseitige Stimme und die auf dem Cover abgebildete und vornehm gekleidete hübsche Dame einer bereits fünfzigjährigen und mit allen Wassern gewaschenen Frau gehört, aber das ist die überraschende Wahrheit. Noch heute wagt sich die Sängerin jedoch auf musikalisches Neuland und hebt sich somit vom Gris der üblichen alternden Popsternchen ab. Das eröffnende „Crisis Code“ ist beispielsweise eine düstere und doch leicht kommerziell angehauchte Gothic Rock Nummer erster Güteklasse bei der vor allem der Gesang sehr melancholisch klingt. Das Stück erinnert mich leicht an AFTER FOREVER und dies ist durchaus überraschend, da man bei japanischen Sängerinnen oft eher kindliche und etwas kitschige Stimmen erwartet, was hier glücklicherweise nicht der Fall ist.

    Auch ansonsten ist auf diesem Album für Abwechslung gesorgt, was vor allem auch daran liegt, dass die einzelnen Musiker hier durchaus viel kreativen Freiraum haben und nicht unbedingt immer die Sängerin im Mittelpunkt des Geschehens steht. Manchmal geht es mit dem Experimentierfaktor jedoch auch ein wenig zu weit. Abwechslung ist an und für sich sicherlich lobenswert, aber manche Versuche gehen auf dem vorliegenden Album auch schon mal schief und insgesamt fehlt der Scheibe definitiv eine Art roter Faden. So passen beim stark vom europäischen Power Metal beeinflussten „Momentalia“ die schnellen Riffs und die hier engelszarte Stimmeder Sängerin einfach nicht zusammen.

    An andere Stelle funktionieren solche Experimente dagegen doch. Die epische Power Metal Ballade „El Dorado“ bleibt dank wunderschöner und emotionaler elektrischer Gitarrensoli und einigen entspannenden Akustikparts immer musikalisch ansprechend und erinnert ein wenig an „A Tale That Wasn’t Right“ von der deutschen Power Metal Institution HELLOWEEN. Das etwas knackigere “Ransei-Conscientia” mit majestätischem Orgelintro erinnert hingegen eher an “Phoenix” von der legendären STRATOVARIUS Langrille namens Infinite und ist gar nicht einmal weit vom Speed Metal entfernt. Mein persönliches Highlight ist hingegen eher das epische „Forest“, das einen eher symphonischen Ansatz hat und streckenweise angenehm an alte WITHIN TEMPTATION erinnert. Musikalisch ziehen die beteiligten Musiker hier alle Register ihres Könnens und man fühlt sich geradezu an ein Rock Opera Projekt erinnert. Vielleicht probiert die vielseitige HAMADA MARI dies ja in Zukunft noch aus, denn nach diesem angenehmen Album kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die charmante Dame immer noch musikalisch relevant ist und neue Wege gehen möchte.

    Jeder, der sich also für japanische Kultur interessiert oder einfach einmal ein schönes Album irgendwo zwischen Power und Symphonic Metal hören möchte, das mit einer vielseitigen und warmen Stimme garniert ist, sollte sich dieses Werk definitiv nicht entgehen lassen.

    (Online 16. Oktober 2012)

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  • Genre: Alternative Rock / Funk / Crossover
    Label: Warner Bros.
    Spielzeit: 07:50
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Magpies on Fire
    2. Victorian Machinery
    Red Hot Chili Peppers - Magpies On Fire/Victorian Machinery 

    Nur einen knappen Monat nach dem ersten Doppelpack aus den I’m With You Aufnahmen veröffentlichen die legendären Sonnenkönige aus Kalifornien auch schon ihren zweiten Streich mit zwei brandneuen Liedern. Diese ballern leider nicht ganz so effizient wie die ersten beiden Geschütze, aber der geneigte Fan und Sammler der RED HOT CHILI PEPPERS sollte natürlich auch hier unbedarft zugreifen während der gemeine Gelegenheitsfan nicht wirklich etwas Spannendes verpasst.

    Das erste Stück „Magpies On Fire“ kommt überraschenderweise ganz ohne Feuer daher und klingt eher wie ein laues musikalisches Lüftchen. Das bedeutet, dass das Endresultat nach etwas ziellosem Radiorock klingt, der auch in einer Jamsession zum Californication Album entstanden sein könnte. Man vermisst ein wenig die Energie des letzten Albums und den frischen Wind, den der neue Gitarrist Josh Klinghoffer nach dem zweiten Abgang seines Freundes, Mentors und Vorgängers JOHN FRUSCIANTE ins Bandgefüge gebracht hatte. Zwar ist das Gitarrenspiel technisch sehr solide, wirkt aber seltsam unpersönlich. Der Gesang klingt zwar nicht gelangweilt, aber recht austauschbar und die gesamte Rhythmussektion macht wohl gerade ein Nickerchen bei dem Stück. Auch ein mitreißender Refrain, ein schönes Solo oder ein bewegender Text lassen sich hier nicht finden, sodass das Stück recht schnell vorbeirauscht und auch nach mehrmaligem Hören unspektakulär bleibt.

    Besser macht es da das zweite Lied namens „Victorian Machinery“. Das hört sich zunächst einmal nach Steampunk an, aber leider ist das Stück weniger progressiv als sein Titel. Dafür ist aber die Rhythmussektion wieder zurück unter den Lebenden und verbreitet von Beginn an als Rückgrat des Stückes positive Energie. Die Gitarrenharmonien entfalten sich von etwas verzerrten und experimentierfreudigen Passagen bis hin zu verträumten und poppigen Momenten und bilden sicherlich das Herzstück des Liedes. Der Gesang klingt wieder variabler und schwankt zwischen mit angezogener Handbremse kontrollierter Hysterie und entspannter lautmalerischer Träumerei und bildet sozusagen die zweischneidige Seele des Liedes. Leider werden einige Ideen gegen Ende des Stückes zu sehr wiederholt und es fehlt zum Schluss noch ein wenig Mut zur Lücke in Form eines emotionellen Ausklangs, aber ansonsten ist das Lied wirklich sehr ansprechend.

    So bleiben unter dem Strich für den eingefleischten Fan zwei recht unterschiedliche Lieder. Eines ist eher schwach, das Andere ist wiederum ziemlich gut gelungen und so lässt das Resultat einen etwas zwiespältig zurück. Schauen wir mal wie sich die Kalifornier auf ihrer dritten von neun Singles schlagen werden, die am 28. September 2012 das Licht der Welt erblicken wird.

    (Online 16. Oktober 2012)

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  • Genre: Electro Rock / Alternative Rock
    Label: Eigenproduktion
    Spielzeit: 34:21
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1.      

    1. Langweiliges Leben
    2. Hier gefällt’s mir nicht
    3. Amoklauf
    4. Alles falsche Schweine
    5. Vision der Unsterblichkeit
    6. Terrorkatastrophe
    Mono für alle! - San Pedro Konzert

    MONO FÜR ALLE! ist eine Band aus dem kleinen Städtchen Gießen, die mit einer sehr eigenen Musikrichtung irgendwo grob orientiert zwischen disharmonischen Elektropunk, transzendentem Ambient und drogenvernebelten Krautrock polarisiert. Die Gruppierung selbst will und lässt sich auch nur unschwer klassifizieren und zudem geht es hier auch weniger um die Musik selbst, als um die provokanten Texte für welche die drei Musiker verehrt und angespien werden. In ihren sozialkritischen Texten kommentieren sie oft aktuelle Themen aus der Sicht verschiedener Individuen, die meist einen radikalen Stereotyp vertreten. So wünscht sich in einem Lied der verbitterte Arbeitslose und Altkommunist die Deutsch-Demokratische Republik unter Erich Honecker zurück, ein anderer Mensch berichtet über seinen Wandel vom engagierten Pazifisten zum vermummten Steineschmeisser und wieder eine andere Person kommentiert auf zynischste Weise die Terroranschläge vom elften September. Für einige Texte hat die Band nicht nur polarisiert, sondern wurde unter Anderem vom deutschen Staat präventiv überwacht, um die Bildung einer möglichen staatsfeindlichen Miliz zu verhindern und einige Kläger zerrten die Band gar vor Gericht, weil ihre Lieder im Radio gespielt wurden oder man die kontroversen Stücke mitsamt ihren Texten einfach von der offiziellen Internetpräsenz der Gruppe herunterladen konnte. Vor einiger Zeit verkündeten MONO FÜR ALLE! dann, dass sie alle Prozesse gewonnen hätten und von allen Anklagen freigesprochen worden wären, da ihre Musik auch ganz offiziell laut richterlichem Urteil als Kunstwerke zu betrachten sind. Dennoch herrschte um die Band eine ganze Weile Stille, obwohl auch über ein mögliches neues Album schon vor Jahren sinniert wurde. Immerhin geht das kontroverse Trio pünktlich zum Weltuntergang wieder auf Tournee und jeder musikalische Freigeist, den das Kontroverse und Ungewöhnliche anzieht, sollte sich diese Gelegenheit nicht nehmen lassen. Zu diesem Anlass habe ich mir quasi zum zehnjährigen Konzertjubiläum noch einmal ganz detailliert die vorliegende Veröffentlichung vorgenommen.

    MONO FÜR ALLE!, das sind der Sänger Mono, der mit seiner leicht androgynen Stimme mal kindlich sanft, dann wiederum hysterisch aggressiv in sein selbstgefertigtes Mikrofon singt, das bei Konzerten in bester Handarbeit an seinem Hals fixiert ist. Zudem bedient er eine elektrische Orgel, die für Disharmonie sorgt und gewissermaßen das dominierende Instrument der Gruppierung ist. Bei Konzerten muss das gute Stücke öfters schon einmal leiden und geht in Flammen auf. In manchen Stücken greift Mono dann sogar zur Gitarre oder spielt auch mal Mundharmonika. Neben ihm auf der Bühne ist Yenzzo an der Bassgitarre, der mal wirklich langsame und simple Noten zupft, dann aber auch schon einmal schnell ein deftiges und oftmals improvisiertes Riffgewitter aufkommen lässt. Das Trio wird komplettiert durch Kick, der eine ganz ähnliche Ideologie am Schlagzeug verfolgt und von entspannten Loops in halsbrecherische Solokaskaden zu wechseln vermag.

    Die Gruppierung ist auch für ihre alternativen Aktionen berühmt geworden. Dazu gehört die Tatsache, dass die Band sich von Beginn an des Internets bediente um einen gewissen Kultstatus zu erreichen und man konnte die Alben der Band teils gratis von ihrer Internetpräsenz herunterladen. Auch das Projekt mit einer exklusiven Single im Jahr 2005 die deutschen Charts zu knacken und wenigstens unter die besten einhundert Lieder zu kommen, sorgte medial für viel Aufmerksamkeit. Das wohl abgefahrenste Projekt ist aber auf der hier vorliegenden CD und SVCD zu bestaunen. Die Veröffentlichung kommt in einer einfachen aufklappbaren Holzbox ohne Beschriftung und auch nach einem Booklet oder Ähnlichem sucht man vergeblich. Alles was zählt ist der Inhalt und davon gibt es wiederum reichlich.  

    Die Band entschied sich vor knapp zehn Jahren mit einer kleinen Gruppe von Anhängern, die für lächerliche neunundachtzig Euro mit dabei sein konnten, zwei Fahrzeuge zu entern und sich auf in den Süden Spaniens zu machen. MONO FÜR ALLE! enterten so nach einer abenteuerlichen Odyssee, bei der am Ende die Instrumente per Boot angeschleppt werden mussten und die Fans selbst sich per Fußmarsch durch die Wildnis kämpfen mussten, den Strand der isolierten Hippiekommune von San Pedro ohne zuvor die dortigen Bewohner über ihr Vorhaben informiert zu haben. So spielte die Band ein kleines Konzert, das ganz unterschiedlich aufgenommen wurde. Manche Hippies waren von den ungewohnten Klängen hellauf begeistert, andere fühlten sich durch die aggressive Energie eher gestört und wollten gar die Polizei rufen. So kam es während des Konzertes auch zu einigen ungewöhnlichen Zwischenfällen. So enterte ein Fan mit einer Art übergroßen Stock die Bühne um dort seltsame Tänze aufzuführen, wobei er einige Mitglieder der Band dabei mehrfach schmerzhaft berührte. Hin und wieder hörte man während des Konzerts auch einen kläglich jaulenden Hund, dem die Musik wohl weniger bekommen war. Zu einem anderen Zeitpunkt zog ein genervter Hippie einfach den Stecker und mitten in einem Lied fiel einfach mal der Strom aus. Gegen Ende des Konzertes enterten einige benebelte Hippies die Bühne und stöhnten irgendwelche spanische Parolen in ein Mikrofon. An Überraschungen mangelte es jedenfalls während des Konzertes nicht und vieles bekommt man hier liebevoll gezeigt.

    Musikalisch gesehen spielte die Band fünf ihrer Stücke mitsamt einem kurzen instrumentalen Ausklang der anarchischen Art. Die Texte kann man sich dank deutscher und sogar englischer Untertitel in aller Ruhe durchlesen und sie provozieren natürlich wieder einmal gewaltig und regen auch zum Denken an. Viele Stücke beinhalten improvisierte Instrumentalpassagen oder sind teils viel schneller gespielt als in den Originalversionen, sodass selbst eingefleischte Fans noch etwas sehr Eigenständiges entdecken dürften.

    Jeder künstlerische Freigeist sollte sich mit dieser Band einmal auseinandersetzen. Man mag von der kruden Truppe halten, was man will. Man mag sie abgrundtief hassen oder für ihre radikale Eigenständigkeit insgeheim bewundern. Jeder sollte sich mit dem Trio vorsichtig auseinander setzen, denn manche Menschen halten die Band tatsächliche für radikale Staatsfeinde, die einen gehörigen Sprung in der Schüssel haben und verstehen das Konzept des Trios wohl einfach nicht. Wer hier seinen Spaß haben will, der muss ab und zu auch einmal mitdenken und in jeder Hinsicht ziemlich offen eingestellt sein. Fest steht aber, dass der Band mit dieser Mischung aus Konzert und Dokumentarfilm ein ganz ungewöhnliches Experiment gelungen ist mit dem sie sich ein in der Musikgeschichte wohl absolut einmaliges Denkmal gesetzt hat. Dieses Zeitzeugnis kann man als faszinierend oder abstoßend empfinden und es ist definitiv in jeder Hinsicht alternativ. Die Band würde wohl kaum wollen, dass dieses Projekt noch populär wird, aber meiner Meinung nach sollten mehr Künstler aus Film und Musik dieses kleine Meisterwerk kennen und schätzen lernen und sich davon inspirieren lassen. Mir persönlich sagt dieses kreative sowie innovative und doch komplett sporadisch improvisierte Projekt jedenfalls zu und es hat heute noch einen ganz speziellen Platz in meiner inzwischen doch recht umfangreichen musikalischen Sammlung.  

    (Online 15. Oktober 2012)

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