by Sebastian Kluth
Par kluseba
Dieser Roman ist der erste Teil einer Mystery-Thriller Trilogie, die zumindest im deutschsprachigen Raum erst im Februar 2013 fortgesetzt und im Februar 2014 zu Ende geführt wird, was definitiv zu lange Zeitabstände sind, denn der erste Roman ist nicht komplett in sich abgeschlossen und enthält sehr viele Parallelhandlungen bei denen es ohnehin kompliziert ist nicht den roten Faden zu verlieren. Wer also Anfang nächsten Jahres die Trilogie fortsetzen möchte, der muss entweder schon über ein Elefantengedächtnis verfügen, alternativ den Roman noch einmal lesen oder sich wenigstens eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils ins Gedächtnis rufen.
Über den Autor ist relativ wenig bekannt, außer dass er fast schon propagandistische Werke schrieb, die beim amerikanischen Militär sehr gut ankommen, in Kuba jedoch auf einer schwarzen Liste stehen, wie nicht ganz ohne Stolz verkündet wird. Diese Faszination für das Militär spielt auch in Niceville eine große Rolle, denn gefühlt jede zweite männliche Person scheint eine mehr oder wenige ruhmreiche Vergangenheit dort zu besitzen. Nicht umsonst spielt die Geschichte im tiefsten und konservativen Süden der USA. Wen diese Rahmenbedingungen stören, der sollte schon mit einiger Vorsicht an den Roman herangehen.
Die Geschichte selbst ist im Grunde genommen fast schon eine Kopie der berühmten Fernsehserie "Twin Peaks". In einem verschlafenen Dorf ist niemand unschuldig und so wird der Leser Zeuge von brutalen Bankraubgeschichten und Erpressungen. Themen wie Pädophilie, Drogensucht oder häusliche Gewalt runden sämtliche Klischees ab. Das ganze Konzept wird zusammengehalten von dem Leitfaden mehrerer mysteriöser Verschwinden diverser Bewohner. Die Lösung hinter diesen mysteriösen Fällen liegt irgendwo in der Vergangenheit des Ortes bergraben bei dem es um eine Fehde zwischen Teilen der vier Gründerfamilien geht. Je weiter der Roman fortschreitet, desto unheimlicher und übersinnlicher wird er.
Trotz einiger Klischees muss man zugeben, dass gut geklaut eben immer noch besser ist als schlecht selbst erfunden. Der Roman ist sehr flüssig und abwechslungsreich geschrieben. Die einzelnen Personen haben alle genügend Tiefe, um einen in den Bann zu ziehen. Die diversen Nebenhandlungen fließen mehr und mehr zu einem Strang zusammen und die Ereignisse überschlagen sich zunehmend. Während der letzten gut einhundertfünfzig Seiten möchte man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Es entwickelt sich eine intrigante Genremischung aus Kriminalroman, Mystery und Drama. Auch an einem guten Schuss Action und Brutalität mangelt es nicht. Dabei ist das Ganze tiefsinnig genug, damit man sich die Handlung bildlich sehr klar vorstellen kann und auch hin und wieder selbst ins Grübeln kommt und bestimmte Ereignisse analysiert. Leider werden hin und wieder sogar zu schnell Lösungsansätze vom Autor angeboten, sodass viele Ereignisse durchaus vorhersehbar sind. Um so effizienter und überraschender sind dann einige überraschende Gänsehautmomente, die immer wieder wie kleine Nadelstiche wirken. Gleichzeitig wird der Roman dabei nicht zu verkopft oder philosophisch und bietet angenehm flüssige Unterhaltung ohne künstlich tiefsinnig zu wirken.
Unter dem Strich bleibt ein sehr unterhaltsamer und flüssig verfasster Mystery-Thriller nach bewährtem Muster, der Anhängern des Genres zweifellos gefallen dürfte. Das Ende ist definitiv offen genug um jetzt schon mit Vorfreude auf die Fortsetzung zu warten. Zudem eignet sich der Stoff auch wunderbar für weitere Essais von fremden Autoren oder gar für eine mögliche Fernsehserie.
85/100
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