by Sebastian Kluth
Par kluseba
Trash statt Thrash
Metallica – jedem Menschen, der sich mit rockiger oder metallischer Musik beschäftigt, ist dieser Name ein Begriff. In den Achtzigern schufen die Amerikaner grandiose Thrash-Metal-Alben wie „Ride the lightning“ oder „Master of puppets“, doch seit den Neunzigern lebt die Band nur noch von ihrem guten Ruf, veröffentlichte immer seltener und immer schlechtere Alben und konnte nur Dank intensiver Gruppentherapien gewisse Alkoholprobleme und interne Dispute und Trennungen überwinden. Nachdem also diverse Probleme angeblich überwunden waren, versuchte die Band ihre intensiven Erlebnisse in einem neuen Album zu manifestieren, mit dem sie den älteren Fans vor allem beweisen wollten, dass sie sich nicht dem Kommerz anbiedern müssen. Doch trotz jeder Menge verkaufter Einheiten des Albums und einer neuen Härte ging der Schuss gehörig nach hinten los. Das Erste, was bereits nach kurzer Hörzeit des bislang letzten Studioalbums der Band aus dem Jahr 2003 (der Erscheinungstermin eines neuen Albums wurde etliche Male verschoben) auffällt, ist der ungewöhnlich schlechte Sound.
Die Saiteninstrumente klingen verwaschen, das Schlagzeug so blechern, dass man Kopfschmerzen bekommt und an ein kleines Kind denken muss, dass mit Kochlöffeln auf ausrangierte Kochtöpfen einschlägt. Das zweite Ärgernis sind die Songs selbst: 08/15-Riff-Attacken ohne Langzeitwirkung und Melodik, einfallsloses Einprügeln auf das unschuldige Schlagzeug und kein einziges Gitarrensolo weit und breit und selbst der Gesang ist fast durchgehend hysterisch bis aggressiv – Trash anstatt Thrash, Anbiederungen an Hardcore und New Metal, Rückschritt anstatt Fortschritt. Die Lieder ziehen sich oft unerträglich in die Länge und wiederholen sich, was auch einige Songs, die immerhin noch eine gewisse Eingängigkeit besitzen (wie „Invisible kid“ oder „Shoot me again“) auf Dauer schwer erträglich macht. Am allerschlimmsten sind die Lieder „My world“, „Some kind of monster“, sowie das entsetzliche, fast zehnminütige „All within my hands“, das mit hirnlosem, minutenlangem „Kill, kill, kill!“-Geschreie die Platte abschließt.
Bei so viel negativer Kritik muss ich aber auch noch die beiden einzigen erträglichen Lieder der Platte nennen, nämlich dem eigentlich bestenfalls durchschnittlichen, jedoch vergleichsweise kurz gehaltenen, erträglichen Opener „Frantic“, sowie das wirklich gute „The unnamed feeling“, das etwas variantenreicher ist und emotionalen Gesang mit düster-atmosphärischer Untermalung einmal gelungen verbindet. Wer wenig Erfahrung mit der Metal-Szene hat und von MTV und Co. suggeriert bekam, dass St. Anger eine beispielhafte und musikalische Offenbarung des Metal-Universums sei, dem sei gesagt, dass metallica alten Idealen hinterher rennen und heute eine der überschätzten Bands überhaupt ist.
Mein Tipp für euch wären Iron Maiden, die seit über dreißig Jahren existieren und immer noch mit phänomenalen Konzerten, sowie regelmäßig mit melodisch-atmosphärischen Alben überzeugen können und zahlreiche Bands des Rock-Genres entscheidend geprägt haben.
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