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by Sebastian Kluth

Eisbrecher - Die Hölle muss warten (2012) (7,5/10)

Genre: Electro Rock / Gothic Rock
Label: Columbia Records
Spielzeit: 57:49
Band homepage: Eisbrecher

Tracklist:

  1. Tanz mit mir
  2. Augen unter Null
  3. Die Hölle muss warten
  4. Verrückt
  5. Herz aus Eis
  6. Prototyp
  7. Ein Leben lang unsterblich
  8. Abgrund
  9. In meinem Raum
  10. Keine Liebe
  11. Exzess Express
  12. Rette mich
  13. Atem
  14. Treiben
  15. Böser Traum
Eisbrecher - Die Hölle muss warten

EISBRECHER sind eine Gruppierung des immer bekannter werdenden Neue Deutsche Härter Sektors, der derben Industrial Rock und Metal mit elektronischer Rock- und Popmusik, sowie einem kräftigen Schuss Gothic Rock vereint. Der Stil ist nicht ganz so experimentierfreudig und exzentrisch wie die artverwandte und inzwischen vom Aussterben bedrohte Neue Deutsche Todeskunst und hat seit ihren Anfangstagen mit Bands wie beispielsweise DIE KRUPPS oder OOMPH! eine immer größer werdende Fanschar um sich vereint, die mit dem Massenphänomen RAMMSTEIN international ihren absoluten Höhepunkt fand. Seitdem kamen aber immer wieder starke neue Bands nach und inspirierten auch die alten Hasen zu neuen Glanztaten, auch wenn diese seitdem immer im Schatten der Popularität von RAMMSTEIN standen. Diese Band ist für die Szene somit gleichzeitig Segen wie Fluch.

Auch die Band um den charismatischen Sänger Alexander „Alexx“ Wesselsky und den Gitarristen, Liederschreiber und Produzenten Jochen „Noel Pix“ Seibert ist nicht etwa wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Beide Musiker haben nämlich bereits vor der Gründung von Eisbrecher anno 2003 bei den anderen Szenegiganten MEGAHERZ mitgespielt und viele wichtige und bis heute live unumgängliche Stücke der Gruppierung mitgeschrieben. Wer auf diese Art von Musik steht, der sollte auch artverwandte Sachen wie die völlig unterbewerteten SUB DUB MICROMACHINE, die härteren Sachen der immer populärer werdenden UNHEILIG oder die heißen Newcomer STAHLMANN antesten.

Was EISBRECHER gegenüber all diesen Bands auszeichnet ist nicht unbedingt die musikalische Ader, sondern neben energischen Konzerten vor allem auch die charismatische und sehr variable Stimme des Sängers, der weit mehr kann als nur wie ein angefahrener Elch ins Mikrofon zu grunzen, wie das manche Bands derselben Stilrichtung so tun. Er zeigt auch auf diesem Album streckenweise sein ganzes Leistungsspektrum wie beispielsweise im herausragenden Titelstück „Die Hölle muss warten“, das auch mit einem Schuss Frauengesang im Refrain überrascht, der zudem dezent mit Streichern unterlegt ist. Das ziemlich balladeske, epische und textlich erfrischend lebensbejahende „Ein Leben lang unsterblich“ hebt sich auch stark vom Rest der Scheibe ab und bringt frischen Wind in das Genre, das sonst meist eher die dreckigen, kritischen und negativen Aspekte solcher gegensätzlichen Themen wie Leben und Tod, Liebe und Hass oder Romantik und Sex porträtiert. Ein weiteres Highlight ist sicherlich das sehr einprägsame „In meinem Raum“, das mit ruhigen Strophen und einem sehr kraftvollen Ohrwurmrefrain überzeugt, der auf sehr interessante Art und Weise die schwierige Thematik der Schizophrenie anschneidet. So viel Mut wird in diesem Fall belohnt und EISBRECHER gelingen auf diesem Album ein paar wirklich schöne Meisterwerke und dies sowohl erstmals aus wirklich musikalischer Sicht, als auch dank des immer besser werdenden Gesangs.

Natürlich gibt es auf diesem Album auch wieder viele urwüchsige Stampfer für die Gothic Clubs, Diskos und Festivals, die aber mit so viel Leidenschaft vorgetragen werden, dass die mangelnde Abwechslung in Krachern wie dem eröffnenden „Tanz mit mir“ oder dem wunderbar energischen „Exzess Express“ kaum negativ ins Gewicht fällt. Fans wird dies ohnehin nicht stören, denn sie werden mit dieser schön aufbereiteten Gewohnheitskost sicherlich satt werden.

Wenn die Band sich jetzt noch nach der Devise handeln würde, die besagt, dass weniger manchmal mehr ist, und anstatt fünfzehn Lieder mit einer Handvoll Füllmaterial vielleicht eher ein Album irgendwo zwischen zehn bis maximal zwölf Stücken aufnimmt, dann würde ich auch ohne zu zögern volle acht Punkte geben, für die es dieses Mal noch nicht ganz reicht. Die Band ist aber auf einem sehr guten Weg und hat sich in den letzten Jahren so positiv weiter entwickelt, dass sie jetzt nicht nur ganz aktuell Platz drei in den deutschen Albencharts geknackt hat und auch im deutschsprachigen Ausland recht hohe Platzierungen erreichen konnte, sondern mit ein bisschen Glück bald auch den internationalen Durchbruch anstreben könnte, wenn sie noch einen Tick eigenständiger, exzentrischer und überraschender werden. Man kann es dieser sympathischen Truppe auf Grund ihres oft unterschätzten und nun immer stärker durchscheinenden Potenzials nur wünschen, auch wenn es ein schwieriges Unterfangen werden dürfte.

(Online 17. Juli 2012)

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