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by Sebastian Kluth

Linkin Park - Living Things (2012) (7,5/10)

Genre: Alternative Rock / Electro Rock / Nu-Metal
Label: Warner Bros.
Spielzeit: 37:02
Band homepage: -

Tracklist:

  1. Lost In The Echo
  2. In My Remains
  3. Burn It Down
  4. Lies Greed Misery
  5. I’ll Be Gone
  6. Castle Of Glass
  7. Victimized
  8. Roads Untraveled
  9. Skin To Bone
  10. Until It Breaks
  11. Tinfoil
  12. Powerless
Linkin Park - Living Things 

LINKIN PARK sind eine Band die vom ganz großen neuen Ding Anfang des Jahrtausends vom frühen New Metal der Alben “Hybrid Theory” und “Meteora”, sowie dem Experiment “Collision Course” mit Rapper JAY-Z zu einer etwas zahmeren Alternativ Rock Gruppierung auf „Minutes To Midnight“ wurden, bevor man sich dann in elektronische Gefilde auf dem mutigen Konzeptalbum „A Thousand Suns“ vorwagte. Man muss den Amerikanern hoch anrechnen, dass sie nicht etwa auf Nummer sicher gegangen sind, sondern immer wieder neue Dinge ausprobiert und sich weiter entwickelt haben. So haben die Trendsetter natürlich einigen Fans vor den Kopf gestoßen, Kritiker teils positiv überrascht und streckenweise auch in ganz ungewöhnlichen Szenen auf sich aufmerksam gemacht. So wird diese Band nun sogar von Magazinen behandelt, die sich eigentlich elektronischer Musik oder gar dem Gothic Genre vorrangig widmet, während viele Fans der früheren Jahre von den neueren Entwicklungen bitter enttäuscht sind. Daher konnte man gespannt abwarten, was die Band nicht einmal zwei Jahre nach ihrem letzten Streich nun auf „Living Things“ präsentieren würde.

Die stark vorhandene elektronische Komponente des Vorgängers wurde beibehalten und vielleicht sogar noch aufgebaut. Die lyrische Tiefe des experimentierfreudigen letzten Konzeptwerkes voller musikalischer Zwischenspiele gespickt mit Querverweisen auf historische Reden und einem Schuss Philosophie wich auf dem neuem Werk einer etwas weniger engen und zugänglicheren Korsage in musikalischer wie textlicher Hinsicht. Bereits das eröffnende „Lost In The Echo“ stellt die Weichen auf Versöhnung und beinhaltet elektronische Beats ebenso wie die ursprünglichen Raps von Mike Shinoda, welche die früheren Werke klarer dominierten als die letzten. Da packt die Band gleich zu Anfang einmal eine geradezu prädestinierte Hitsingle als Geschenk für alle aus. Doch teilweise biedert man sich auch zu sehr der eigenen Vergangenheit und liefert arg kommerzielles Material ab. „Castle Of Glass“ ist eine entspannende Ballade im Stile von „Breaking The Habit“. In dieselbe Kerbe schlagen auch der öde Füller „Roads Untraveled“ oder das leider treffend betitelte „Powerless“ sowie der maue Stadionrocker „In My Remains“, der sicherlich die Fangruppe begeistern wird, die auch bei Namen wie SIMPLE Plan feuchte Höschen bekommt. Auf der anderen Seite überraschen die Jungs auch mit detailverspielten Soundexperimenten, die im Kontrast meist gut gelingen, manchmal wie bei „Skin To Bone“ aber auch etwas die Luft zum Atmen nehmen und ziemlich unausgeglichen wirken.

Auf der positiven Seite stehen dann oft die kürzeren Stücke, beispielsweise „Lies Greed Misery“, das alles beinhaltet, was sich der geneigte Fan nur wünschen kann, nämlich derbe elektronische Beats, wahnwitzig verzerrt klingende Gitarrenparts und sehr dynamischer Sprechgesang, der auf einen emotional herausgeschrieenen Refrain trifft und das alles in schlappen zweieinhalb Minuten purer Leidenschaft. Noch kürzer geht es mit dem starken „Victimized“ mit verzerrtem Gitarren- und Schlagzeugsound, geradezu industriellen oder darkwave-artigen Beats und abrupten Brüchen, die mit mysteriösen Zitaten gefüllt werden und immer wieder überraschen. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Until It Breaks“, das zunächst zu sperrig wirkt und einige Hördurchgänge braucht, bevor sich das aus drei unterschiedlichen Teilen bestehende Stück langsam entfaltet. Hierbei überrascht ganz besonders der Gesangspart des Gitarristen Brad Delson, der im Gegensatz zum etwas zu routiniert rappenden Mike Shinoda und der zu kurzen Standardefühlshudelei von Chester Bennington bei diesme Stück wirklich ungemein entspannt singt und mit seinem Stil geradezu Erinnerungen and New Age Musik à la ENIGMA, ENYA oder ERA weckt. Die Band packt hier in nicht einmal vier Minuten mehr Ideen als andere Bands in ganze Alben. Auch wenn das Stück schwer zugänglich ist und viele Fans wohl wieder auf der Strecke bleiben dürften, so würde ich mir doch wünschen in Zukunft mehr von solchen Experimenten zu hören. 

Am Ende gelingt der Band ein Album, das auf der Evolutionsstufe eher zwischen das durch und durch radiotaugliche „Minutes To Midnight“ und das progressive Konzeptwerk „Minutes To Midnight“ gepasst hätte, wobei auch Einflüsse aus früheren Tagen noch verwendet werden, wenn auch deutlich dosierter. Die experimentierfreudigen Stücke beweisen, dass diese Band immer noch sehr kreativ ist und viel zu sagen hat und mit dem bärenstarken „Burn It Down“ ist ihnen auch wieder ein waschechter Single-Ohrwurm erster Güteklasse gelungen. Wenn sie jetzt noch etwas gezielter und strukturierter experimentieren, ihre Stücke dann ein wenig mehr reifen lassen und dann die mauen Balladen aus ihrem Gesamtgerüst eliminieren, dann könnte der Truppe noch einmal in absehbarer Zeit ein kontroverses Meisterwerk wie „A Thousand Suns“ gelingen, das für mich ihr reifstes Werk darstellte. Auch sonst ist dieses Album zwar nicht ihr bestes, aber definitiv auch ganz und gar kein schlechtes Stück Musik.

(Online 14. Juli 2012)

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