Eklablog
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by Sebastian Kluth

Kapitel 112

 

Kapitel 112: Sonntag, 6 Uhr 32 Steilküste


Thomas starrte kreidebleich und völlig perplex auf den gefesselten Abdullah Gadua, der irgendwie aus dem hohen Farn gesprungen war. Seine Arme und Beine waren hart verknotet worden und der Schotte fragte sich, wie der Mann, dessen Turban inzwischen irgendwo verloren gegangen war und eine stoppelige Kurzhaarfrisur kaschiert hatte, es überhaupt geschafft hatte sich aufzurichten und Thomas umzustoßen. Der seines Glaubens und seiner Würde symbolisch entledigte Katarer wirkte nur noch wie ein verzweifeltes Häufchen Elend.

Noch mehr quälte den Polizisten allerdings de Frage, was der Mann mit dieser Aktion hatte bezwecken wollen. Hatte er sich in seiner blinden Liebe, die Tatsachen verkennend, gar auf die Seite seiner wahnsinnigen Braut geschlagen? Thomas erschauderte bei dem Gedanken daran, es plötzlich mit zwei Gegnern zu tun zu haben selbst wenn einer von ihnen durch die Fesseln enorm benachteiligt war.

„Thomas, nimm deinen Dolch und durchschneide meine Fesseln. Mach schnell, bevor es zu spät ist und sie etwas bemerkt.“, forderte Abdullah Gadua ihn im hektischen Flüsterton auf, doch Thomas zögerte noch und blinzelte verwirrt. Konnte er dem Mann wirklich trauen? Dieser schien recht einfach und schnell seine Gedanken erraten zu haben.

„Keine Angst, ich stehe auf deiner Seite. Diese Biest hat mich mit einem Getränk vergiftet, gefesselt und hier hinaus in die Kälte geschleift, wo ich in einer Höhle oder viel mehr einem Erdbau in der Nähe von hier lag. Ich habe mich gerade erst befreien und umsehen können. Marilou wird niemals damit rechnen, es plötzlich gleich mit zwei neuen Gegnern aufnehmen zu müssen.“, redete Gadua hektisch auf Thomas ein, der stockend nickte und tief durchatmete.

Der Mann hatte ihn überzeugt und so benutzte er zum ersten Mal die ungewöhnlich scharfe Klinge des erbeuteten Krummdolches, der die Fesseln innerhalb weniger Augenblicke durchtrennt hatte. Erleichtert steckte Thomas mit anerkennendem Blick die Waffe zurück in die Scheide, während sein neuer Kampfgefährte sich mit verzerrtem Gesicht die Handgelenke massierte, um die Blutzirkulation wieder einigermaßen in Gang zu bringen.

Da ertönte irgendwo vor ihnen ein Schrei panischer Angst, der von der obersten Klippe aufklang.

Thomas kreiselte herum und warf nun alle Vorsicht über Bord. Er sah, wie seine brasilianische Geliebte zu Boden gestürzt war und von der wahnsinnigen Kanadierin mit einer überlangen Peitsche traktiert wurde. Noch spielte die Psychopathin mit ihr, doch bereits jetzt wich die gepeinigte Brasilianerin Meter um Meter zurück, bis zum abrupten Ende der Klippe.

Ein überlautes Grollen ertönte und Thomas zuckte überrascht herum, als sich Abdullah aufgerichtet hatte, Thomas entschlossen und verbissen ansah, sich in fast animalischer Energie auf die Brust schlug und dann wie ein gesenkter Stier ohne Waffen aus dem hohen Schilf auf die Klippe zurannte.

Nach wenigen Metern wurde er von seiner Gattin entdeckt, die erbost und überrascht aufschrie, mit ihrer Peitsche herumfuhr und kräftig ausholte.

Thomas hatte sich in das hohe Gras fallen lassen und ärgerte sich über das unbeherrschte Vorgehen des Katarers, der nun auch die Postion Thomas leicht verraten konnte. Somit war der fest einkalkulierte Überraschungseffekt fast schon dahin.

Es kam einem Wunder gleich, dass Abdullah Gadua dem brutal geführten Schlag durch einen waghalsigen Sprung noch ausweichen konnte, einen Haken schlug und mit einem Hechtsprung seine ehemalige Partnerin fürs Leben attackierte und ihr nach selbigem nun auch trachtete. Die Kanadierin konnte nicht mehr ausweichen und ihr Gatte drückte ihr seine heranfliegenden Fäuste grob in den Unterleib.

Reflexartig ließ die Kanadierin mit einem Wutschrei die Peitsche fallen und schlug mit ihrer Handkante dem Angreifer grob in den ungedeckten Nacken, bevor sie von der Wucht des Aufpralls umgerissen wurde.

Auch Thomas hielt jetzt nichts mehr in seiner Deckung. Er reflektierte schon gar nicht mehr, denn seine schmerzende Schulter raubte ihm immer mehr den Verstand. Er reagierte nur noch instinktiv, sein Selbsterhaltungstrieb hatte die komplette Steuerung übernommen.

Noch im Lauf riss der unbeherrschte Schotte, der nichts mehr zu verlieren hatte, den Krummdolch aus der Scheide und warf letztere achtlos weg, sodass sie träge über die Klippen hinwegschwirrte und irgendwo im aufbrausenden Ozean landen musste.

Der Schotte rannte blind vorwärts und kam sich nun selbst fast wie ein wahnsinniger Rächer vor. Kurz bevor er die letzte Anhöhe erreichte, geschah dann aber das Unglaubliche.

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