Eklablog
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by Sebastian Kluth

Kapitel 58

 

Kapitel 58: Freitag, 12 Uhr 52, Zimmerflur

 

 

Thomas erschrak furchtbar und atmete auf, als er das Gesicht seines Kollegen Mamadou sah. Tief durchatmend wischte sich der schottische Polizist den Angstschweiß von der Stirn und spürte wie sein Herz brutal gegen seine Rippen pochte.

Entschuldigend hob der Ghanaer die Arme.

„Ich wollte dich nicht erschrecken, ich dachte, dass du mich schon bemerkt hättest. In den Zimmern der männlichen Gäste war nichts Verdächtiges zu sehen. Ich habe jeden Schrank, selbst die Koffer untersucht, aber nichts Verdächtiges gefunden.“, gab Mamadou zu und machte einen unglücklichen Eindruck.

„Bei mir ist das Resultat ähnlich. Vielleicht müssen wir aber auch noch genauer suchen. Zuerst aber schlage ich vor, dass wir die Zimmer der Bediensteten untersuchen, vielleicht findet sich dort etwas.“, gab Thomas zurück, der sich verzweifelt an diese letzte Möglichkeit klammerte und nicht ergebnislos zu den anderen Gästen zurückkehren wollte.

„Ich stimme dir zu. Fangen wir am besten mit dem Zimmer des Butlers an, das ist ganz in der Nähe.“, schlug Mamadou vor und bewegte sich voller Tatendrang schon auf den Quergang zu, der bald zu der steilen und knarrenden Wendeltreppe führte, die hinauf in eines der Turmzimmer führte.

Nach zahllosen Treppenstufen erreichten die beiden provisorischen Ermittler endlich die schwere Holztür, die unverschlossen war. Thomas drückte die Klinke herunter und fand die Behausung des Butlers sehr akkurat und sauber vor.

Der junge Schotte war von der Unschuld des Butlers zwar einigermaßen überzeugt und war empört über die Art wie die anderen Gäste mit dem labilen Bediensteten umgingen, aber dennoch wollte er auch dieses Zimmer mit der gleichen professionellen Hingabe untersuchen wie die vorhergegangenen Orte.

Zunächst untersuchte Thomas den Nachttisch, in dessen Schubladen nur einige Socken, Taschentücher oder Unterwäsche zu liegen schien. In der untersten Schublade befanden sich gefaltete Bettlaken und verschiedene Spannbezüge. Mehr aus Gewohnheit als aus Überzeugung hob Thomas die Stoffe an, legte sie auf das Bett, um in den Untiefen dieser Schublade nach einem möglichen versteckten Hinweis zu suchen.

Tatsächlich wurde er plötzlich fündig!

Überrascht zuckte Thomas zurück, wischte sich über seine Augen und musste dann doch die Wahrheit akzeptieren. Mit brüchiger Stimme rief er seinen Kollegen zu sich, der ruhig näher trat und einen nachdenklichen Eindruck machte, als er den erstaunlichen Fund bemerkte.

Im untersten Bereich der Schublade fanden sich mehrere, säuberlich aufgeschichtete Bündel Geldscheine. Es handelte sich offensichtlich um die gestohlenen zehntausend Pfund.

Thomas nahm sich dennoch die Muße das Geld nachzuzählen und stockte in seinem Eifer plötzlich. Verwundert hielt er inne, zählte noch einmal nach und auch Mamadou griff ihm jetzt unter die Arme.

„Verdammt, Mamadou, das verstehe ich nicht. Das sind lediglich fünftausend Pfund.“, bemerkte Thomas iritiert.

„Nun, vielleicht hat er den Rest des Geldes schon anderweitig in Sicherheit gebracht.“, mutmaßte Mamadou, obwohl er mit dieser fadenscheinigen Option selbst nicht sehr glücklich wirkte.

„Möglicherweise sind dies hier ach nur persönliche Ersparnisse des Butlers.“, warf Thomas in den raum und versuchte dabei fast kläglich hoffnungsvoll und überzeugt zu klingen, doch sein Kollege blickkte ihn ebenso scharf wie verwundert an.

„Das glaubst du ja wohl selbst nicht, oder?“, fragte Mamadou streng und der engagierte Schotte nickte nur noch apathisch.

Ratlos ließ sich Thomas auf der Bettkante nieder und starrte kopfschüttelnd auf die enorme Summe Geld. Mamadou dachte hingegen intensiver nach und brachte seine Gedanken nach einigen Minuten des Schweigens auf analytische Weise zum Ausdruck.

„Es gibt drei Möglichkeiten, die das Auftauchen des Geldes hier erklären. Die erste wäre, dass der Butler eine Flucht von der Insel geplant hatte und dringend Geld brauchte. Er durchsuchte zu strategisch günstigen Uhrzeiten die Räume der Anwesenden und stieß zufällig auf das Geld von Abdullah Gadua. Vielleicht trägt er den Rest des Geldes ja bei sich, das wäre eine logischere Option, als dein Vorschlag, jedenfalls in meinen Augen. Nach dieser Möglichkeit hätte er mit den Morden nichts zu tun.“, begann der Ghanaer und sah das stumme Nicken seines Kollegen, der die Welt nicht mehr verstand und von den zahlreichen neuen Ereignissen hilflos überrumpelt wurde.

„Die zweite Möglichkeit wäre, dass Gadua den Butler zu einer bestimmten Tat beauftragt und ihm dafür einen Batzen Geld gegeben hatte. Was dagegen spricht, wäre, dass Gadua den Verlust seines Geldes meldet, denn dann würde der Butler ihn sicherlich sofort verraten und Abdullah sich somit nur selbst in die Bredouille bringen.“, führte Mamadou seine Ausführungen langsam und nachdenklich fort.

„Daran möchte ich zweifeln. Die beiden kannten sich im Voraus dieses Treffens gar nicht, daher glaube ich an das Engagement nicht. Der Täter macht seine Sache allein und wird niemanden in seine Pläne einweihen oder gar beteiligen. Der Mörder misstraut den Menschen, er hasst sie sogar. Erst recht würde der Killer niemandem trauen, der so sensibel reagiert wie der Butler.“, beurteilte Thomas die Idee und lieferte gleich mehrere Gegenargumente.

„Die dritte und vielleicht realistischste Theorie wäre die folgende Situation: Der Butler hat erfahren, wer hinter den Morden steckt. Da er Geld braucht, ein neues Leben beginnen möchte und sich sowieso alles gegen ihn verschworen hat, beginnt er den Täter zu erpressen. Dieser beschafft sich das Geld, um den Butler zum Schweigen zu bringen. Möglicherweise hält der Täter eine Teilsumme noch zurück und will sie erst später aushändigen, wenn der Butler wirklich dicht gehalten hat“, erläuterte der eifrige Ghanaer.

„Dann würde also Abdullah Gadua möglicherweise doch selbst dahinter stecken!“, stellte Thomas erschüttert fest.

„Das muss nicht sein. Jeder weiß, dass Gadua sehr vermögend ist, so wie er sich gibt und kleidet. Um noch mehr Verwirrung zu stiften, stiehlt der Täter Gadua das Geld und erfüllt damit die Bedingung der Erpressung.“, entgegnete Mamadou mit einem alternativen Ansatz.

Thomas nickte nachdenklich und legte die Decken nach kurzem Verharren wieder zurück in die Schublade. Mamadou schaute ihm dabei unentschlossen zu, da sie nicht wussten, wie und ob sie den Fund den restlichen Gästen mitteilen sollten.

Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als beide plötzlich eine scharfe Stimme hinter sich vernahmen.

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