Eklablog
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by Sebastian Kluth

Kapitel 43

 

Kapitel 43: Donnerstag, 23 Uhr 33, Eingangshalle


Thomas zuckte erschrocken zurück, als er in das metallische Kameraauge starrte, das kaum sichtbar in der Nische hinter einer Vase angebracht worden war. Nervös trat Thomas einen Schritt näher und sah seinen Verdacht endgültig bestätigt. Bei dem Apparat handelte es sich um eine Minikamera. Mit einem Frösteln wich er zurück und massierte nachdenklich und rhythmisch seine Schläfen.

Wie sollte er darauf reagieren? Wer hatte die Kamera installiert und war es überhaupt die einzige im Gebäude? Er erinnerte sich nun auch an die Kamera, die sich im Kellergewölbe befunden hatte. Thomas Jason Smith fand es schon außergewöhnlich, dass Direktor Wohlfahrt, der ja so vehement darauf beharrte, dass moderne Gerätschaften nichts in dem traditionellen Schloss verloren hatten, jetzt genau diese Geräte in petto hatte und anwenden wollte. Hatte er möglicherweise noch andere technische Geräte bei sich, von denen er ihnen nichts erzählt hatte? Ein Gerät, mit dem man einen Kontakt zur Außenwelt jenseits des Sturms herstellen konnte? Und wie und wann hatte der Direktor diese Geräte installiert, die möglicherweise auch den nun schon dreifachen Mörder gefilmt haben könnten?

Thomas kam plötzlich ein Verdacht. Er erinnerte sich daran, dass der Direktor die restlichen Gäste ausgesperrt und davon gesprochen hatte, dass er gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Vermutlich hatte er in der Zeit, in der er sich im Schloss verschanzt hatte, einige Kameras installiert und war dabei von seinem Butler und seinem Koch unterstützt worden. Somit war der bisherige Täter also auch noch nicht auf frischer Tat filmisch ertappt worden. Es wäre auch zu schön und einfach gewesen.

Thomas schoss mit einem Mal noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn es sich nicht um eine Sicherheitsmaßnahme handelte, sondern vielmehr um ein Werkzeug des Mörders, um die restlichen Gäste auszuspionieren? Konnte der Direktor möglicherweise selbst hinter den bestialischen Gräueltaten stecken?

Thomas reagierte instinktiv, stürzte auf die Kamera zu und riss sie grob aus ihrer Verankerung. Dabei trennte er sie durch eine ruckartige Bewegung von ihrem dünnen Kabel und machte sie somit vollends funktionsuntüchtig. Keuchend hielt er in seinen Bewegungen inne und ließ das elektronische Gerät kraftlos zu Boden gleiten. Er konnte selbst nicht sagen, warum er so reagiert hatte. Sein Misstrauen dem Direktor gegenüber war stärker, als der Gedanke an die Option, dass der egozentrische Hausherr sich lediglich schützen und den Mörder in seinem Handlungsspielraum einschränken wollte.

Kopfschüttelnd bewegte Thomas sich auf die Bibliothek des Direktors zu, die ebenfalls nur durch flackernden Kerzenschein erhellt war. Es war fast unmöglich in dieser Dunkelheit weitere Kameras finden zu können. In der Verbindungstür zwischen dem großen Raum und dem leeren und fast klinisch wirkenden, dunklen Speisesaal hielt der Schotte erneut inne.

Ein weiterer Gedanke war ihm gekommen. Wenn es solche Kameras gab, musste es auch eine Art Überwachungszentrale geben, auf der man auf Monitoren die Prozesse verfolgen konnte. War Thomas somit schon entdeckt worden? Hatte er seine Erkenntnis zu schnell verraten? Lauerte der Direktor mit unbekannten Absichten möglicherweise schon irgendwo vor ihm im Dunkeln?

Thomas bewegte sich nur noch schleichend und langsam und versuchte jedes noch so kleine Geräusch aufzusaugen und zu analysieren. Der Regen prasselte auch in diesem Raum unbarmherzig gegen die Fensterscheiben und verursachte somit eine störende Geräuschkulisse für den eifrigen Polizisten. Thomas versuchte möglichst flach zu atmen, obwohl im das Herz bis zum Halse schlug und er aus allen Poren seines Körpers zu schwitzen schien. Der Schweiß lief in trägen Bahnen in seine Augen und hinterließ dort ein unangenehm brennendes Gefühl. Der Schotte kniff die Augen zusammen, doch er konnte in der Dunkelheit kaum etwas erkennen. Langsam pirschte er sich vorwärts und versuchte sich im Schatten der Wand zu halten, die den Fenstern gegenüber lag. Vorsichtig umging er einige Sitzmöbel, als er plötzlich ein diffuses Licht am anderen Ende des Raumes sah.

Es war nur schwach zu sehen und kroch unter einer Tür hervor. Thomas realisierte schnell, dass es sich um die Küche handelte. Bald hörte Thomas auch ein hastiges Schnaufen, das hinter der Tür erklungen war. Der Schotte atmete lief durch und beschleunigte seine Schritte schleichend. Er warf einen letzten Blick in die Runde. Die Tür zum Arbeitszimmer des Direktors war verschlossen, es schien dort auch dunkel zu sein. Auch auf der anderen Seite des Speisesaals gab es keine verdächtigen Anzeichen. Lediglich in der Küche schien jemand zu sein.

Thomas pirschte sich an die Küchentür heran und legte seinen Kopf lauschend gegen das solide Holz. Er hörte ein seltsames Rascheln und dumpfes Klirren, so als ob irgendjemand mit einigen Glasflaschen hantieren würde.

Der Schotte atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er blickte zu einem kleinen Tischchen unweit des trostlos abgestellten Speisewagens, auf dem sich auch ein eiserner Kerzenständer befand. Nach einem kurzen Zögern näherte sich Thomas dem Objekt und umklammerte es verbissen mit seiner Hand. Er wollte dem Unbekannten nicht völlig waffenlos gegenüber stehen.

Langsam schlich er zu seiner ursprünglichen Position zurück und atmete noch einmal tief durch. Er bekreuzigte sich instinktiv, schnellte dann in die Höhe und drückte mit seiner freien Hand die Türklinke herunter. Mit einem wuchtigen Tritt stieß er die Tür auf, streckte den Kerzenständer abwehrend nach vorne und erstarrte vor Erstaunen.

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