• 13. Liebkosten statt Liebkosen (14/02/08)

    Liebkosten statt Liebkosen

     

    Wie der Valentinstag auf vielfältige Weise die Welt eroberte


     Jedes Jahr ist es Anfang Februar wieder so weit: Der Valentinstag naht und beinahe jeder versucht - auf Biegen und Brechen - seinem herzallerliebsten Partner ein schönes Geschenk anzubieten. In der heutigen Zeit wird die kommerzielle Ausschlachtung mit jedem Jahr penetranter, die Geschenke werden immer umfangreicher und teurer. Die meisten Menschen haben zu diesem Zeitpunkt naturgemäß wenig Lust ihrem Partner gezwungenermaßen etwas Besonderes zu schenken, aber da sie niemanden enttäuschen wollen und bemerken, dass die meisten Bekannten auch der Kommerzialisierung zum Opfer fallen, entsteht eine Art Gruppenzwang, von dem sich der ein oder andere mitreißen lässt. Selbst ich falle dieser Strategie zum Opfer, obwohl ich selbst versuche, meine Partnerin lieber ungezwungen, aber regelmäßig mit kleinen Geschenken zu überraschen und zu erfreuen.

    Was aber steckt überhaupt hinter diesem Tag der Liebenden? Der Valentinstag hat eine sehr lange Tradition und hat verschiedene Ursprünge und Formen, die sich von Land zu Land unterscheiden können. Der umstrittenen Legende nach geht der Brauch auf den Bischof Valentin von Termi zurück. Er war ein überzeugter Christ im Römischen Imperium des dritten Jahrhunderts nach Christi Geburt und verheiratete heimlich einige Verliebte, die nach einem damaligen kaiserlichen Befehl unverheiratet bleiben mussten.

    Unter einem guten Stern

    Es handelte sich bei den Bräutigamen oft um Soldaten, die einen möglichen Weg in die Ewigkeit das Jenseits nicht auf ewig allein beschreiten wollten. Bischof Valentin schenkte den Paaren angeblich Blumen aus seinem Garten und die durch ihn vermählten Beziehungen sollen allesamt unter einem guten Stern gestanden haben. Seine moderne und christliche Methode hatte damals jedoch wenig Erfolg und er wurde von Kaiser Claudius II am 14. Februar 269 hingerichtet. Dieser Tag war zufälligerweise im römischen Imperium dem Fest der Lupercalien, dem Feiertag der Göttin Juno, Schutzpatronin der Ehe, gewidmet. Nicht verwechseln sollte man diesen Valentin mit dem heiligen Valentin von Rätien, der seine gesegnete Hand über das Wohlergehen der Epileptiker hält, aber auch über die Ohnmächtigen.

     Im Laufe der Zeit gab es mehrere absonderliche Brauchtümer, die Valentin auf spezielle Weise verehrten: In Südtirol verschluckten manche Menschen am Altar des Heiligen Holzstückchen, um so Zahnschmerzen vorzubeugen. Andere opferten Valentin wächserne Kröten, um Gebärmutterkrankheiten vorzubeugen. Es gibt aber auch eher negatives Brauchtum, da manche Menschen annehmen, dass Judas Ischariot, Verräter von Jesus Christus, an einem 14. Februar geboren worden sei. Wer an diesem Tag geboren war, konnte sich also angeblich eines frühen und tragischen Todes gewiss sein.

     Viel später, im Jahr 1929, erlangte der Valentinstag ebenfalls eine traurige Berühmtheit. Beim „Valentins-Massaker“ in Chicago wurden in einer Garage ein Optiker sowie sechs Mitglieder einer mit Gangsterboss Al Capone konkurrierenden Bande brutal erschossen. Im Übrigen ist der Valentinstag auch der Tag der Vogelhochzeit, wenn man einem Gedicht von Geoffrey Chaucer und einem angelsächsischen Volkslied Glauben schenken darf. Die Legende des Valentinstags war also geboren und blühte vor allem ab dem späten Mittelalter richtig auf und war mit einem starken Aberglauben verbunden.

     Arroganter Geizhals

    Wenn einem jungen Mädchen an diesem Tag ein Eichhörnchen über den Weg lief, so würde sie unglücklich in den Armen eines arroganten Geizhalses enden. Da hoffte sie schon eher auf die Begegnung mit einer Fledermaus, damit sie mit einem Baseballspieler (!) in den Hafen der Ehe einziehen könnte. Zudem sollte die junge Dame aufpassen, welche Zeitung sie an diesem Tag lesen könnte, da der erste Männername von dem sie an diesem Tag lesen oder hören würde, der Name ihres zukünftigen Bräutigams wäre.

    In anderen Regionen hatte der Tag eher etwas mit Liebkosten, als mit Liebkosen zu tun. In der französischsprachigen Schweiz trafen sich junge Pärchen, die mit einer Art Fackel, bestehend aus einem großen Zweig und Heidekraut das Brachland versengten. Diese Aktion sollte eine bessere Ernte im Folgejahr beschwören. In Lothringen mutierte ein ähnlicher Brauch zu einem Volksfest. Junge Männer schrieben sich auf einer Art „Verehrerliste“ ein und notierten hinter ihrem Namen den Namen einer potentiellen Verlobten – allerdings ohne diese vorher gefragt zu haben! Das Pärchen musste es dem Brauch nach dann immerhin ein volles Jahr miteinander aushalten. Zur Entschädigung gab es immerhin ein paar Geschenke und jede Menge Wein. 

    Salonfähig wurde der Valentinstag aber in England gemacht. Der Brauch, an diesem Tag seinem Liebsten Blumen zu schicken, geht angeblich auf die Gattin des Dichters Samuel Pepys zurück, die auf ein romantisches Gedicht mit einem Blumenstrauß reagierte. Dies wurde bald in der noblen Gesellschaft nachgeahmt, wobei später auch die Herren der Schöpfung ihren Partnerinnen Blumen schenkten. Ab dem siebzehnten Jahrhundert boomten Abbildungen eines Bogenschützens und Herzen auf den romantischen Briefen.

    Ab 1850 hatte der Brauch auch den großen Teich überquert, setzte sich in Amerika durch und wurde von US-Soldaten kurz nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland gebracht. So eroberte der Valentinstag in seinen vielseitigen Interpretationen die Welt, wobei es auch heute noch in anderen Ländern enterotisierte Fassungen gibt. Beispielsweise bieten Frauen in Japan Ehemännern, aber auch männlichen Arbeitskollegen und ihren Chefs, an diesem Tag Schokolade an. Immerhin dürfen sie sich dann am „White Day“, am 14. März, von diesen mit weißer Schokolade beschenken lassen.

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