• Golden Earring - Tits 'n Ass (2012) (7,5/10)

    Genre: Hard Rock / Progressive Rock / Rock'n'Roll
    Label: Universal
    Spielzeit: 55:48
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Identical
    2. Little Time Bomb
    3. Cool As It Gets
    4. Acrobats And Clowns
    5. What Do I Know About Love
    6. Still Got The Keys To My First Cadillac
    7. Dope Runner
    8. This Love
    9. Stratosphere
    10. Over The Cliff Into The Deep Deep Blue
    11. Flowers In The Mud
    12. Justin Time
    13. Avenue Of Broken Dreams
    14. Wanted By Women
    Golden Earring - Tits 'n Ass

    Mehr als neun Jahre nach ihrem letzten Album beweist die älteste noch aktive professionelle Rockband der Welt aus der ehemaligen Beat-Stadt Den Haag in den Niederlanden, dass sie immer noch frische Energie und neue Ideen haben. Dabei ist GOLDEN EARRING eine Band, die niemandem mehr etwas beweisen muss. In ihrer über fünfzigjährigen Karriere haben sie vom damals hippen Nederbeat über Psychedelic Rock und natürlich auch Progressive Rock bis zu eher dem Hard Rock verschriebenen Sachen fast alle Spektren der Rockmusik einmal angetestet, egal ob ihre Musik gerade tanzbar war oder akustische Spielereien vertont wurden. Der große internationale Durchbruch wie den Kollegen von RUSH blieb der Truppe zwar versagt, aber sie zählen dennoch zu einer der essentiellen Rockbands dieses Planeten, die eigentlich jeder Fan dieser weit gefächerten Stilrichtung kennen sollte. Die vier Musiker bieten heute noch deutlich besseres Material ab als die etwa gleichaltrigen Kollegen von AC/DC, THE ROLLING STONES oder STATUS QUO zuletzt.

    GOLDEN EARRING laufen eben immer noch so gut wie der schöne alte Cadillac, den sie in der schönen ersten Single des Albums besingen und dessen Schlüssel man gewiss nicht wegwerfen möchte. In ihren Sechzigern gelang es dem Quartett sogar noch einmal ein Album an der Spitze der niederländischen Charts zu positionieren und dies zum ersten Mal seit "N.E.W.S." im Jahr 1984.

    Musikalisch hat die Band immer noch so einiges zu bieten, auch wenn das Album an manchen Stellen ein klein wenig zu retro klingt, ein paar etwas weniger zwingendere Stücke beinhaltet wie "Acrobats And Clowns" oder "Over the Cliff Into The Deep Deep Blue" und vielleicht ein echter Überflieger fehlt. Das war es dann aber auch schon an Kritik, denn man hat hier auch viele energische Stücke dabei wie die eröffnenden "Identical" und vor allem auch "Little Time Bomb". Frisch und hungrig klingt die Gruppierung beispielsweise im starken"Flowers In The Mud". Dass sie auch ganz anders können, beweisen sie in der wunderbar entspannten Ballade "What Do I Know About Love".

    Was die absoluten Glanzstücke angeht, so kann man "Dope Runner" hervorheben. Es ist das progressivste Stück auf der ganzen Scheibe. Besonders überzeugend ist hier die energische Schlagzeugarbeit im Speziellen und insgesamt überhaupt die vielschichtige Instrumentalarbeit des Stückes. Dass die Band nicht gestrig ist, beweist sie in dem schönen "Justin Time", einer herrlich subtilen Kritik an dem medialen Massenphänomen um den kanadischen Shootingstar JUSTIN BIEBER, ganz ohne dabei in irgendwelche Hasstiraden abzudriften, wie das andere Bands unberechtigterweise gegenüber dem Jüngling tun. Musikalisch ist dieses Lied auch einfach abwechslungsreicher als die gesamte Diskografie des hochstilisierten Superstars. Man klingt zwar anheimelnd retro, spickt das Ganze aber mit hypnotisierenden Rockabilly-Passagen und einem starken eingängigen Refrain. Das nächste Kunststück folgt auf dem Fuße mit dem schönen "Avenue Of Broken Dreams", das mit einer gehörigen Portion Groove daher kommt und beinahe schon tanzbar ist. Wäre das Stück ein klein wenig schneller und moderner, könnte es locker die neue Hitsingle von FRANZ FERDINAND sein ohne dabei die eigene Identität zu verraten.

    Am Ende habe die Niederländer ein wirklich schönes Album kreiert und altern in Würden und Ehren. Selbstverständlich kommen sie an ihre eigenen Glanztaten wie ein "Seven Tears", "Moontan" oder "Cut" nicht heran, aber da ist die Messlatte eben auch sehr hoch gesetzt. Auf der anderen Seite gehört das Werk aber auch nicht zu ihren schwächsten Veröffentlichungen und sortiert sich unaufdringlich solide irgendwo im oberen Mittelfeld ein. Hoffen wir, dass der gute alte Cadillac noch einmal Fahrt auf nimmt und nicht bald ins Museum rollt.

    (Online 23. Juli 2012)

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