• Kapitel 39

     

    Kapitel 39: Donnerstag, 17 Uhr 06, Eingangsportal


    Es dauerte mehr als eine Stunde, bevor wieder irgendetwas geschah. Die Gruppe stand schweigend, manchmal hustend am Frontportal oder auch im durchnässten Vorgarten und jeder hing seinen düsteren Gedanken nach. Einige Male hörte man noch das entfernte Heulen des Wolfes, über den auch eifrig spekuliert wurde. Niemand konnte sich auf das Auftreten des Wesens einen Reim machen.

    Mit einem Mal wurde das Eingangsportal geöffnet und der Schlossherr stand böse grinsend und triumphierend vor ihnen, eingerahmt von seinem unruhigen Butler und dem wieder ruhigen und unbeteiligt wirkenden Koch. Natürlich ließ der Direktor sich die Gelegenheit nicht entgehen, um zu einer weiteren Rede anzusetzen.

    „Willkommen zurück im Schloss. Ich hoffe, dass Ihnen allen die frische Luft draußen gut getan hat und Sie sich auch miteinander amüsiert haben. Ich habe einige Vorkehrungen getroffen, die dem Schutz aller Anwesenden dienen. Ziehen Sie sich um und seien Sie in einer Stunde im Speisessaal.“, erwähnte der Österreicher mit einem geheimnisvollen Grinsen, wandte sich listig blickend um und bewegt sich ohne ein weiteres Wort allein in den Speisesaal zurück, von wo aus er sein Büro ansteuerte.

    Der Koch trottete ebenfalls langsam fort und steuerte vermutlich die Küche an, um die nächste Mahlzeit vorzubereiten. Er schien kaum ein Problem damit zu haben nach all den Erlebnissen wieder wie gewohnt zur alltäglichen Pflicht überzugehen. Lediglich der Butler verweilte steif und dennoch unruhig neben dem Portal und wartete, bis alle Anwesenden eingetreten waren. Sofort trat Gwang-jo drohend auf ihn zu, packte den überraschten Butler am Kragen.

    „Sag uns sofort, was hier gespielt wird!“, herrschte er ihn an.

    „Ich weiß es nicht.“, stammelte der Butler verwirrt und brach in Schweiß aus.

    Der Koreaner gab sich damit nicht zufrieden, rüttelte sein Gegenüber kräftig durch und verpasste ihm einen Stoß gegen den Brustkorb. Der Angegriffene prallte überrascht gegen die vertäfelte Holzwand, berührte dabei ein Bild, welches er zufällig mit einer nervösen Armbewegung aus seiner Halterung riss. Mit einem lauten Klirren zerbarst der Rahmen auf dem verzierten Boden und der Butler zuckte erschrocken zusammen.

    Gwang-jo kümmerte sich nicht um den Schaden, den er angerichtet hatte, sondern nahm seinen auserkorenen Gegner weiter in die Mangel. Er drückte ihm den Unterarm gegen die Kehle und presste mit der anderen Hand die Stirn des Angestellten zurück.

    „Was habt ihr hier getan, als wir ausgeschlossen waren?“, herrschte Gwang-jo den Butler an, der ängstlich stotternd und röchelnd zusammenhanglose Wörter hervorprustete.

    Erst jetzt reagierten Thomas und Mamadou gemeinschaftlich. Beide ergriffen fast zeitgleich jeweils einen Arm des Koreaners und rissen ihn grob von dem Butler weg. Der Koreaner hatte damit gerechnet und hob sein Bein noch zu einem schnellen Tritt aus, der den unglückseligen Butler grob im Unterleib traf. Röchelnd sank der Angegriffene zu Boden und rang nach Atem.

    Mamadou hatte den wüst protestierenden Koreaner inzwischen in eine Polizeigriff genommen. Thomas hatte sich vor den beiden aufgebaut und bekam nun den geballten Hass des Flegels ab. Der Koreaner spuckte ihm ins Gesicht, fluchte unbeherrscht und versuchte sich hektisch aus der Umklammerung zu befreien.

    In Thomas brodelte es. Diese letzte Aktion hatte das Fass der Geduld zum endgültigen Überlaufen gebracht. Mit dem Handrücken wischte er sich den Speichel von seiner linken Wange und funkelte sein Gegenüber böse an. Thomas bete am ganzen Leib und all die Angst, der Frust und die hilflose Wut entluden sich nun bei ihm.

    Er stürzte auf den Koreaner, der sich immer noch im Polizeigriff befand, zu und verpasste ihm einen fast ansatzlosen Kinnhaken. Sofort ließ der Schotte diesem Angriff einen schnellen Tritt in die Magengrube folgen und vollendete seinen schnellen Angriff mit einer verwegenen Schlagkombination.

    Gwang-jo wurde zurückgestoßen und fiel mit dem stolpernden und überraschten Mamadou zu Boden. Der Ghanaer musste den Griff lockern und rollte sich zur Seite. Bevor er eingreifen konnte, hatte sein eigentlicher Kollege wieder nachgesetzt.

    Gwang-jo hatte sich hingekniet und wollte sich in die Höhe stemme, als ihn der Tritt des Schotten erbarmungslos an der Schläfe traf und wieder zurückstieß. Röchelnd und fluchend flog er zurück und prallte mitten in der Eingangshalle hilflos zu Boden. Die restlichen nwesenden waren erschrocken zurückgewichen und hatten einen Halbkreis um die Kämpfenden gebildet.

    Bevor Thomas seine Angriffskette fortsetzen konnte, sprang Björn Ansgar Lykström dazwischen und drängte ihn zurück. Grob stieß er den Schotten in Richtung des Eingangsportals und verdrehte ihm den rechen Arm. Mit einem Schmerzensschrei sank der Schotte in die Knie und der Schwede drückte seine Fußspitze in dessen Kniekehle. Somit war Thomas zur Bewegungsunfähigkeit verurteilt.

    Gwang-jo hatte sich inzwischen wieder erhoben und hielt sich seine Platzwunde an der Stirn, die ihm der letzte Angriff eingebracht hatte. Er schüttelte benommen den Kopf, wollte in blinder Wut nun auf Thomas zustürzen, doch er wurde von Mamadou zurückgehalten, der es erneut schaffte, den Koreaner blitzschnell zu überwinden und in den Polizeigriff zu nehmen.

    „Seid ihr beiden verrückt geworden? Wir müssen doch jetzt alle zusammenhalten, heilige Mutter Gottes!“, entfuhr es Paola Francesca Gallina, die entsetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatte.

    Von diesem Einwand ließ sich die Aggressivität der beiden Streithähne nicht eindämmen. Gwang-jo wurde in Richtung des Speisesaals gezerrt, während Lykström Thomas schließlich aus seinem Griff befreite und in Richtung der Treppe schob, um ein weiteres Aufeinandertreffen sofort zu vermeiden.

    „Das wirst du noch bereuen, du Bastard! Ich hoffe, dass dieser gottverdammte Mörder dich als Nächstes um die Ecke bringt!“, drohte Gwang-jo dem Schotten brutal, der mit gesenktem Blick und wutentbrannt die Treppe hochjagte, um unverzüglich in seinem Zimmer zu verschwinden und sich dort zu sammeln.

    Der Koreaner wurde noch kurzzeitig festgehalten und dann von Lykström und Mamadou in sein Zimmer eskortiert. Der Rest der Gruppe verfolgte das Geschehen im Eingangsbereich, während der Butler sich still entfernte und ebenfalls hektisch in Richtung seines Zimmers begab. Die Tränen standen ihm im Gesicht, er hatte große Angst und fühlte sich sichtbar erniedrigt, zumal sich durch die Handgreiflichkeiten zwischen Gwang-jo und Thomas nieamnd mehr für ihn interessierte oder sich nachs einem zustand erkundigte. Die meisten Anwesenden blickten ihm nachdenklich, aber zum Teil auch misstrauisch und sogar feindselig hinterher.

    Der schwer einschätzbare Bedienstete hatte sich auch unter enormen Druck des Koreaners um eine klare Antwort gedrückt und die Gäste hatten ein ungutes Gefühl und malten sich bereits die Horrorszenarien aus, die der sadistische Schlossherr ihnen zum angeblichen Schutz vorbereitet haben könnte.

    Nach diesem Zwischenfall begab sich jeder einzeln zurück auf sein Zimmer, um die Anziehsachen zu wechseln, sich für das Abendessen frisch zu machen oder um düsteren Gedanken nachzuhängen.

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