• Rush - Clockwork Angels (2012) (10/10)

    Genre: Progressive Rock
    Label: Anthem Records Inc
    Spielzeit: 01:06:04
    Band homepage: Rush

    Tracklist:

    1. Caravan
    2. BU2B
    3. Clockwork Angels
    4. The Anarchist
    5. Carnies
    6. Halo Effect
    7. Seven Cities Of Gold
    8. The Wreckers
    9. Headlong Flight
    10. BU2B2
    11. Wish Them Well
    12. The Garden
    Rush - Clockwork Angels 

    RUSH sind eine dieser Bands, die eigentlich gar keiner Einführung mehr bedürfen. Viele legendäre Genrekollegen wie GENESIS oder PINK FLOYD sind längst gegangen, andere Bands erlitten viele Schicksalsschläge und hecheln vergeblich den glorreichen alten Zeiten her wie KING CRIMSON oder YES und andere Bands, die durchaus zu meinen Favoriten zählen und gerade in den letzten Jahrzehnten viele jüngere Bands des Genres beeinflusst haben wie PENDRAGON oder auch SPOCK'S BEARD sind nie einem größeren Publikum außerhalb der Szene bekannt geworden. RUSH stehen für Klasse, Stabilität und Weltruhm. Nach einer Karriere, die sich über vier Dekaden streckt, spielen sie immer noch aufwendige Welttourneen mit fast dreistündigen Konzerten Abend für Abend und bringen zudem frisches Material auf den Markt. Die Band klingt hungrig wie Dreißigjährige und zeigt auf, dass sie noch lange nicht Schluss machen wollen und uns einiges zu bieten haben.

    Vorhang auf und Bühne frei für "Clockwork Angels". Das Album überzeugt wie nie zuvor mit einer Mischung aus progressiver Komplexität und haufenweise unvergesslichen Ohrwürmern. Alle Musiker haben sich technisch noch einmal auf ganz hohem Niveau weiter entwickelt und besonders Geddy Lees verbesserter Gesang sticht da ganz deutlich heraus. Sein eigenwilliges Organ war manchen Leuten immer ein kleiner Dorn im Auge und sein etwas angestrengt klingender, oft feminin wirkender Gesang war auch für mich immer der kleine Störfaktor, der RUSH zu einer exzellenten, aber nicht perfekten Band machte. Auf dem neuen Werk klingt er lockerer als je zuvor, gleichzeitig ehrlich, emotional und unglaublich variantenreich. Zu all diesen positiven Entwicklungen kommen konzeptuell angelegte Texte mit vielen tiefsinnigen autobiographischen Zügen, die mit philosophischen Anklängen zum Nachdenken anregen ohne aufgesetzt oder gar verkopft zu wirken. Das Sahnehäubchen auf die perfekte Progressive Rock Torte bildet eine Spitzenproduktion, die jedem Instrument viel Platz zum Atmen gibt.

    Musikalisch wird wieder einiges geboten. Man findet beispielsweise leise Töne mit entspannten Akustikgitarren, gemütlich wummernden Bassgitarren und verspielten Schlagzeugtechniken, dazu sanften und unaufgesetzt wirkenden Streicherpassagen, sowie berieselnden sphärischen Hintergrundklängen in dem genialen "Halo Effect", das nur knapp die Dreiminutenmarke überschreitet und dennoch sehr luftig und überhaupt nicht überfüllt wirkt. Daneben steht im Kontrast ein heftiger, metallischer Brecher mit wildem Mittelteil, bei dem jedes Instrument verspielt von der Leine gelassen wird, wobei das Gesamtwerk von einem unvergesslichen Toprefrain zusammengehalten wird, den andere Bands in ihrer ganzen Karriere vergeblich zu schreiben versuchen wie in dem starken "Headlong Flight". Neben komplexeren Strukturen wie dem detailreichen Titelstück "Clockwork Angels" oder dem Mittelteil des etwas direkteren "Seven Cities Of Gold" findet man auch sehr harmonische Versatzstücke, die angenehm an den innovativen Rock und Pop der siebziger und achtziger Jahre erinnern ohne altbacken zu wirken wie im luftigen Singlekandidaten "The Wreckers" oder dem melancholischen und doch dezent positiven "Wish Them Well". Die abschließende Halbballade "The Garden" setzt mit ihren Harmonien und Texten, die eine Gänsehaut über dem Rücken jagen und Tränen in die Augen treiben, diesem progressiven Meilenstein noch einmal die Krone auf.

    RUSH liefern auf ihrer alten Tage noch einmal ein richtiges Meisterstück ab und beweisen, dass ihr Genre noch längst nicht tot ist. Dieses Album könnte in baldiger Zukunft ein Genreklassiker werden, der sich qualitativ hinter prägenden Werken à la "In The Court Of The Crimson King", "Dark Side Of The Moon" oder "The Lamb Lies Down On Broadway" nicht verstecken muss. Jeder kultivierte Fan von Rockmusik sollte RUSH kennen und dieses Album als Pflichtkauf des Jahres ansehen. Bereits jetzt ist dieses Stück Musik natürlich ein ganz heißer Kandidat um das Rennen des besten Album des Jahres und man kann sich nur wünschen, dass die Jungs noch so lange wie möglich weiter machen und sich ruhig Zeit lassen um etwas ähnlich Großes wie "Clockwork Angels" zu schaffen.

    (Online 9. Juli 2012)

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