• Gerd der Große (2008/2009) - Teil 3/4 - Zweiter Akt

    Zweiter Akt

     

    Wir befinden uns im Sanitätsraum, wo Herr Doyé versucht den geistig wie körperlich erschöpften und verzweifelten Kurier Kausemann mental aufzubauen. Der Chemielehrer Moby Songhet, ärgster Konkurrent des Direktors, befindet sich selbst im Raum und hilft den angeschlagenen Boten medizinisch zu versorgen. Die Pädagogin Heike Bischoff ist ebenfalls anwesend.

     

    DOYÉ (mit weicher Stimme): Entspannen Sie sich, Herr Kausemann und beantworten Sie dann in Ruhe unsere Fragen.

    KAUSEMANN: Nein, ich beantworte jetzt keine Fragen.

    SONGHET: Ah, was ist das für eine Typ?

    KAUSEMANN: Wenn Sie das durchgemacht hätten, was ich erlebt habe...

    SONGHET: Ah, musso ma anstrengen.

    BISCHOFF: Seid behutsam, ich denke er leidet unter einem charismatischen in Kindheitstagen wurzelnden phlegmatischem Trauma, das nach Hurrelmann darauf basieren könnte, dass er...

    SONGHET: Musso diese Type ma untersuche.

    BISCHOFF (genervt): Also, darauf habe ich nicht auch noch Lust. Ich gehe jetzt mit meinem Hund ins Eiscafé und muss auch noch Zigaretten kaufen.

    SONGHET: Ah, immer dieselbe. Cigarette nix gut für die Gesundheit. Gehsu immer in die Keller mitte andere Kollege umme zu paffe...

    (Bischoff verlässt den Raum)

    DOYÉ: Herr Kausemann, ich habe heut Nacht von Ihnen geträumt.

    KAUSEMANN: Tagelang wurde ich verfolgt. Siebenhundert Filmrollen.

    DOYÈ: Ich kenne dieses Gefühl, wenn man regelrecht verfolgt wird, dieser unangenehme Druck von hinten, der einen in den Wahnsinn treibt.

    KAUSEMANN: Siebzig Filmarchive...

    SONGHET: (drängt Doyé grob zur Seite) Musso ma Platz mache, ich behandel die Patient... So, wie viel ich nehme von diese Dosis... gute Tropfe... eins, zwei, trois, quatre... so bisu ma drane! Nich bewege,... oh, habe ich verschüttet, isse nich schlimm, zieht alles ein....

    DOYÉ: Ich schlage Ihnen vor, dass wir den Film morgen in einer Konferenz dem Kollegium zeigen.

    SONGHET: So, musso ma Spritze nehme... so, das tute jetzt weh... bon, Moment, was isse das für eine Medezin... habe ich ma verwechselt... isse das für eine komische Wort... isse gar nicht Baldrian... isse ma Heroin. Musse ich nich kenne...

    DOYÉ: Um Gottes Willen... na ja, manchmal steckt man halt auch ganz schön tief in der Scheiße...

     

    Am nächsten Nachmittag versammelt sich das Lehrerkollegium im Filmraum, alle sind anwesend, bis auf den Direktor und Informatiker Paar, die kategorisch zehn Minuten zu spät kommen. und jetzt endlich eintreffen..

     

    RENKEN: Na, ihr Zabel! Entschuldigung für die Verspätung, ich musste noch kurz ins Wettbüro und ein paar Aktien verkaufen.

    KRÄMER: Was fällt dir denn ein, zu solch einer wichtigen Sitzung zu spät zu kommen?

    BALTES: Wir erkundschaften hier einige primäre Aspekte.

    RENKEN: Ach, die dicke Laberbacke ist auch da. Tja, dumm gelaufen.

    PAAR: Ich musste noch einige Mäuse an den Rechnern reparieren.

    RENKEN: Sag mal, von dir kriege ich auch noch ein paar Mäuse für die gestrige Wette.

    DOYÉ: Ich bekomme von gestern Abend auch noch etwas Geld.

    KRÄMER: Das soll jetzt nicht das Thema sein. Wir wollten über ein viel wichtigeres Thema reden, das von ganz immenser Bedeutung für uns alle ist.

    RENKEN: So ein Schwachsinn, wir sind in unserer Freizeit doch nicht zum Arbeiten hier, wer glaubt denn an so was? Ich muss auch gleich noch zur Sparkasse. Oder war heute nicht das Treffen mit der Dresdner Bank? Scheiße, irgendwas wollte ich doch auch noch bei der Sparda Bank...

    KAUSEMANN: So, Leute, das schauen wir uns jetzt alles im abschließenden Film an.

     

    Zunächst scheint der Beamer nicht zu funktionieren...

     

    HILL: Oha, wie Sie sehen, sehen Sie nichts.

    SONGHET: Ah, musso ma einfach draufschlage...

    KRÄMER: Lass mich mal... ich schaffe das...

    RENKEN: Ach was, Frauen und Technik...

    JAROSCH: Wenn wir da eine Frau dranlassen, dann sitzen wir ja noch morgen hier...

     

    Tatsächlich bekommt man den Film ans Laufen, man sieht eine versteckte Kamera in einem Klassenraum einer konkurrierenden Schule, dort unterhalten sich Direktor Küster und Co-Direktor Braun.

     

    KÜSTER: Mensch, Hans-Peter, dat müssen wa ma mit nem jemütliche Bierche feiern.

    BRAUN: Diese Kasper werden wir frühstücken, hahaha.

    KÜSTER: So, dat Jelände wird alles unser Weidland und da könne ma endlich dann de Kuhzucht und de Traktorenwerkstatt hinbaue. Und zusätzlich noch de elitäre Schull...

    (Ein Kollege tritt ins Zimmer)

    BRAUN: Raus!!! Du Trampel, das ist das Direktorenzimmer!

    KÜSTER: Wat willst du denn hier? Mach dich vom Acker... Bist wohl heute etwas gestört...

    (Der Kollege verlässt den Raum)

    BRAUN: Die Idee ist wirklich genial. Neben der Unterstützung der Landwirtschaft übernehmen wir auch die gesamte Struktur und die modernen Programme der Schule und werden zur mächtigsten Schule des ganzen Bundeslandes und diese ganzen Schlümpfe können nach Hause gehen.

    KÜSTER: Und wenn einer da rumheult, dann mach ich dat einfach so wie beim Tontaubenschießen nach’m Frühschoppen beim Pattscheider Dorffest, da nehm ich einfach de Uzi und ratatata...

    BRAUN: Das erwarte ich nicht. Der Kaufvertrag ist so gut wie fertig. Unser Spion hat ganze Arbeit geleistet.

    KÜSTER: So ein Informant is was tolles, wa?

    BRAUN: Bald ist es so weit, dann kann ich den Bismarck wieder auspacken.

    KÜSTER: Wie, du willst hier Geschichtsunterricht einführen? Wer braucht denn so was?

    BRAUN: Nicht den Bismarck, ich mein den anderen zum Saufen.

    KÜSTER: Prima. Bis Weihnachten wird alles über de Bühne jejangen sein. Dann ham wa wieder richtig Cash in da Täsch!

    BRAUN: Nichts kann uns mehr stoppen!

     

    Der Film ruckelt plötzlich, der Ton wird undeutlich, Herr Kausemann schaltet das Gerät ab und wankt, noch unter dem Einfluss der gestrigen Behandlung, torkelnd durch den Filmraum.

     

    KRÄMER: Das ist ein Skandal!

    SONGHET: Isse ma Skandale...

    SCHMERZ: Wer ist ein Vandale?

    HILL: Oha, ein Spion ist unter uns.

    KRÄMER: Darüber müssen wir sofort sprechen.

    JAROSCH: Frauen müssen immer alles ausdiskutieren. Sie können nie die Klappe halten. Oder habt ihr schon mal ne Frau still angeln gesehen?

    KRÄMER: Diesen Ton verbitte ich mir.

    JAROSCH: Eine Revolution und dann auch noch durch eine Frau!

    KÜNSTLER: So, ihr Nullen, haltet eure Schnauze und hört der Direktorin zu!

    RENKEN: Noch bin ich hier der Direktor, du Zabel. So, Herr Kausefrau, wo hast du den Schwachsinn denn her?

    KAUSEMANN: Aus einem Geheimarchiv eines Detektivs, der die Kamera angebracht hat. Wir hatten ihn engagiert, aber er wollte plötzlich noch mehr Geld und ich musste gewaltsam in seiner Privatwohnung einbrechen. Aber ich hatte den Namen des Detektivs vergessen und musste so alle Privatdetektive des rheinisch-bergischen Kreises abklappern. Und um für den nächsten Köln-Marathon zu trainieren, bin ich den ganzen Weg zu Fuß...

    RENKEN: Der Kerl gefällt mir, so hätte ich an seiner Stelle auch gehandelt!

    KÜNSTLER: Wie? Ich wusste gar nicht, dass du deinen Arsch auch mal in Bewegung kriegst! Bislang warst du ja nur sportlich, wenn es um das Leerräumen der Kasse des örtlichen Fanclubs von Bayern München ging...

    RENKEN: Schwachsinn, ich meine den Detektiv! Aber dass er sich gleichzeitig von so einem Vollpfosten wie dem Kausi-Mausi ausrauben lässt, ist mir dann doch suspekt. Aber das ist doch ohnehin alles paranoid, mit der ganzen Spionage, da glaube ich eher an den Weihnachtsmann.

    JAROSCH: Wir sind ein Überwachungsstaat.

    RENKEN: Ja ja. Wer weiß denn, ob die überhaupt unsere Schule meinen?

    KRÄMER: Die beiden Direktoren waren früher Lehrer unserer Schule. Sie wurden entlassen, weil sie einige Schüler frühstücken oder mit Stühlen erschlagen wollten oder mit Schlüsselbunden beworfen haben.

    RENKEN: Was? Solch wertvolle Pädagogen hat man gehen lassen? Und diese Psychotante Bischoff soll die ersetzen können?

    BISCHOFF: Also, Gerd, das finde ich jetzt niveaulos. Du gehst heute Abend nach dem Sandmännchen ins Bett und hast zwei Wochen Computerverbot.

    KRÄMER: Die beiden planen einen Rachefeldzug!

    SCHMERZ: Wer hat eine Rachenentzündung?

    (Kausemann lallt vor sich her und läuft gegen die offenstehende Tür.)

    RENKEN: Da gibt es doch gar keine stichhaltigen Beweise.

    KRÄMER: Wir haben hier unter uns einen Spion!

    SONGHET: Ah, musso ma aufpasse.

    HILL: Oha, wie Sie sehen, sehen wir schwarz.

    RENKEN: Papperlapapp.

    KRÄMER: Du solltest das nicht so herunterspielen.

    KÜNSTLER: Die Nullen sind doch Luschen, komplette Loser. Gegen unseren militärischen Verteidigungsring kommen die nicht an.

    (Kausemann rempelt General Künstler an, lässt sich auf einen Stuhl fallen, verdreht die Augen und schneidet merkwürdige Grimassen bei denen er alle Gesichtsausdrücke der erwähnten Tierarten auf www.eduvinet.de/mallig nachzuahmen versucht, wobei er sich gerade bei den Primaten als talentiert erweist.)

    RENKEN: Du lebst wohl im falschen Jahrtausend. Das ist doch kein Kriegsfeldzug? Was willst du tun? Unsere Schüler gegen die Schüler einer anderen Schule anstacheln? Das Ministerium einschalten oder direkt einen Kleinkrieg führen? Warum stellen wir uns nicht dem Schicksal, anstatt uns aufzuopfern?

    KRÄMER: Solch eine Einstellung ist katastrophal!

    RENKEN: Tatsächlich? Schaue dir doch das Lehrerkollegium mal an! Fangen wir beim Kurier an. Anstatt produktive Arbeit zu leisten, zeigt er den Kindern hirnrissige Komödien von den Inselaffen. Der Kerl hat noch weniger Autorität als ich und das soll was heißen!

    KAUSEMANN: (verzweifelt und weinerlich, erwacht aus seiner Trance) Wie kannst du nur so etwas sagen? Und warum dreht sich dein Kopf immer so? Und warum hast du so große Augen? Und so große, buschige Ohren?

    RENKEN: Dann guckt euch mal unsere werte Alchimistin an. Die hat doch von Tuten und Blasen keine Ahnung. Eine verpeilte Hausfrau, die unsere Cafeteria mit Plutonium verseucht hat, das Frauenklo explodiert hat und überall Kochsalzlösungen auf den Gängen verschüttet. Na ja, immerhin will sie allen Leuten ihre Physik-Bücher abkaufen und dann weiter verscherbeln, so kurbelt sie wenigstens die hausinterne Wirtschaft ein wenig an...

    GILLES: (mit offenem Mund) Also, manchmal bist du ja ganz knuffig und fein, aber heute bist du wohl mit dem falschen Bein aufgestanden!

    KAUSEMANN: À propos Beine, warum hast du denn auf einmal so viele davon? Und die leuchten ja auch noch im Dunkeln!

    RENKEN: Oder unseren spießigen Spähvogel. Doktor der Physik soll der sein, was sollen die Schüler denn noch uncooler finden? Und ewig derselbe lahme Witz von ihm. Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Sogar mein Großvater kannte den schon!

    HILL: Oha, also da muss ich eigentlich jetzt vehement widersprechen.

    RENKEN: Oder unsere taube Botschafterin! Damit machen wir uns in der Öffentlichkeit doch nur lächerlich! Sie versteht niemanden und keiner versteht sie!

    SCHMERZ: (mit schriller Stimme) Ich fahre gar nicht Schi!

    RENKEN: Oder schaut euch unseren frauenfeindlichen und etwas gestörten Hausmeister an. Vergisst ständig seine Unterlagen und schleicht den ganzen Tag durch das Schulgebäude, weil er sich ständig verläuft!

    JAROSCH (mit erhobener Stimme): Das ist Rufmord!

    RENKEN: Dann kommt noch unser Informatiker. Grinst immer doof, trägt hässliche Krawatten und kommt noch später in die Klassen als ich. Lässt die Kinderchen ein bisschen am PC spielen und wundert sich dann, wenn seine Klausuren in die Hose gehen.

    PAAR: (grinsend) Das kann sich doch jetzt nur um einen Scherz handeln, oder?

    RENKEN: Über diese Möchtegern-Pädagogiktussi will ich gar nicht reden. Was die interessiert ist ihr Hund und ihre Zigaretten! Zudem ist die fast genauso faul wie ich, so kategorisch wie ihr Unterricht ausfällt.

    BISCHOFF: (energisch meckernd) Dieser Mensch hat doch wohl ein glasklares Stockholm-Syndrom! Oder wie hieß diese Krankheit?

    RENKEN: Dann diese Laberbacke! Noch so eine Pädagogin. Die Kinder schlafen bei der ihrem Gelaber doch nach fünf Minuten ein. Wer will da etwas lernen? Bringt die Klausuren nie pünktlich wieder, weil ihr Sohn fünf Mal im Jahr Geburtstag hat und ihre Katzen und Hunde krank sind und sie sich jeden Tag einen Kuchen backen muss!

    BALTES: (aufbrausend) Also Gerd, da hätte ich jetzt etwas weniger offenkundige Dreistigkeit erwartet, ne!

    RENKEN: Oder unser altersschwacher Seelsorger, welcher Spasti hat den überhaupt eingestellt?

    DOYÉ: Also, ich halte mich für sehr kompetent. Wenn sich bei den Leuten etwas aufstaut, können sie immer ihren Druck an mir ablassen, ich bin da nicht so stocksteif.

    RENKEN: Habe ich irgendwen vergessen?

    SONGHET: Ah, musso ma mehr aufpasse und lerne...

    RENKEN: Ach ja, diesen Chemielehrer, der immer alle Säuren verwechselt, sich keine Namen merken kann und Noten nach den Nummern der Sitzreihen verteilt. Wie einfallslos! Ich verteile die wenigstens nach Sympathie, je nachdem von welchem Fußballverein die jungen Leute Fan sind...

    SONGHET: Was is das für eine Typ? Diese Mensch führte uns in den Ruin. Er ist so... wie sagt man... eine Ente in Hühnergefieder...ah nein... eine Wolf in Schafpelz! Wir müsse diese Type ma beseitige! Er isse ma unqualifiziert, musso ma aufpasse.  Musso ma mich zu Direktor wähle.

    RENKEN: Dummes Geschwafel! Ich vergaß übrigens unseren Dirigenten zu erwähnen, der immer noch keine CDs von Schallplatten unterscheiden kann und sich lediglich für seine Autosammlung interessiert.

    GEORG: Was nimmt der sich heraus?

    RENKEN: Und dann unser Sportlehrer und Militärgeneral! Hetzt die Schüler bei Laufübungen durch den Wald, schreit nur herum, leidet unter Verfolgungswahn, macht noch schlechtere Witze als unser Informatiker und lästert und mobbt noch mehr als ich. Außerdem ist er Fan von diesem Chemie-Verein namens Vizekusen, das macht ihn mir noch unsympathischer...

    KÜNSTLER: (erbost) Was bist du für eine Ober-Null?

    RENKEN: Das ist doch eine Komödie hier, diese ganzen inkompetenten Zabel! Wir brauchen für unsere Schüler etwas Neues. Eine bessere Schule, bessere Lehrer für eine bessere Zukunft. Wenn wir so weitermachen, verbauen wir den Schülern eine erfolgreiche Zukunft. Wer braucht denn G8, wenn die Schüler etwas über SM wissen wollen?

    (Es herrscht nach all der Hektik für einige Sekunden ein frostiges Schweigen, Herr Kausemann liegt schnarchend in der ersten Sitzreihe des Filmraumes.)

    KRÄMER: Du bist der Verräter?

    RENKEN: Was heißt hier Verräter? Ich sorge für das Wohl der Schule!

    KRÄMER: Du hast uns konsequent und mit vollem Bewusstsein hier hingeführt!

    RENKEN: Aber logo!

    KRÄMER: Du hast bewusst den Unterricht boykottiert!

    RENKEN: Aber logo.

    KRÄMER: Du hast den Kurier Kausemann bewusst abgewiesen!

    RENKEN: Aber logo. Ich hatte schließlich einen Termin bei der Volksbank! Oder war das die Dresdner Bank gewesen?

    KRÄMER: Du hast geheime Verträge mit den Direktoren Küster und Braun abgeschlossen!

    RENKEN: Aber logo. Ich muss ja auch an die Rente denken und da macht sich so ein Fleckchen Ackerland und ein bisschen Schotter nicht schlecht.

    KRÄMER: Du hast in voller Absicht deine Wettgeschäfte hier durchgeführt und die Schule in Verruf gebracht!

    RENKEN: Aber hallo. Was meinst du warum ich immer bei den ganzen Banken war? Für das mickrige Gehalt hier soll ich arbeiten? Mir für ein inkompetentes Kollegium den Arsch aufreißen? Da verkaufe ich lieber gefälschte Rolex über das Schulkiosk an dumme Schüler und schließe Fußballwetten ab. Und die andere Schule hat mir zugesagt, mich als Wärter bei der zukünftigen Traktorenwerkstatt und Kuhfarm zu engagieren. Da kriege ich nicht nur das doppelte Gehalt, sondern auch jeden Tag Frischmilch!

    KRÄMER: Das ist ein Skandal!

    KÜNSTLER: Das ist Verrat.

    JAROSCH: Das ist Hochverrat!

    SCHMERZ: Von welchem Vorrat redet ihr?

    KAUSEMANN (benebelt): Nein, ich fahre jetzt allein Fahrrad! (Er setzt legt sich rücklings auf ein Lehrerpult und imitiert ein Trampeln und Zappeln.)

    RENKEN: Ich habe mich für die Schüler aufgeopfert, indem ich mich nicht aufgeopfert habe. Ich werde zu Ruhm aufsteigen, weil ich mich selbst degradiert habe. Ich werde zum Helden, weil ich den Idioten gespielt habe.

    SONGHET: Das isse ma unmöglich, muso ma aufschreibe und organisiere und gege diese Type vorgehe.

    KRÄMER: Es muss etwas geschehen!

    DOYÉ: Wir müssen ihm Druck machen.

    KÜNSTLER: Wir lassen ihn auspeitschen.

    SCHMERZ: Ich sehe immer noch nicht klar, das ist alles so undeutlich.

    HILL: Oha, wie Sie sehen, sehen Sie nichts!

    GILLES: Ich werde ihm chemische Stoffe in seinen Kaffee mischen!

    KAUSEMANN (lallend aus dem Hintergrund): Ich werde ihm die unlustigsten Folgen von Mister Bean zeigen und Referate auf www.eduvinet.de/mallig abschreiben lassen.

    BALTES: Ich werde ihm eine ganz und gar unverdauliche Torte backen, mit Extrakten aus der südindonesischen Bananenstaude und Tropfen der verseuchten ostindischen Drachenfrucht, ne! Der Schwager meiner Patentante kennt da einen rumänischen Gemüsehändler, dessen Schwiegermutter einen Freund hat, der einmal mit einem tibetanischen Mönch eine Bergtour gemacht hatte und dort auf einen byzantischen Gemüsehändler gestoßen ist, der als Giftmischer für das chinesische Militär arbeitet, der wird mir alles organisieren können. Da müsste ich aber die Schwägerin der Schulkameradin meines Sohnes noch einmal nach der Nummer fragen, da sie den Gemüsehändler ja auch damals beim Urlaub auf Dubai kennen gelernt hat, ray? Heute sind die beiden ja sogar verheiratet, ne! Ich war ja zur Hochzeit auch eingeladen, die fand im engsten Kreis in der nordöstlichsten Provinz Chinas statt, wohin ich aber leider nicht kommen konnte, weil mein Sohn, der Benno..

    RENKEN. Diskutiert hier ruhig weiter herum, es ist schon längst zu spät. Ich gehe jetzt zur Commerzbank, ihr Deppen könnt hier noch den ganzen Abend debattieren.

    SONGHET: Ich biete mich ma an, gege diese Type etwas zu unternehme und diese Aktion zu leite. Ich bin de älteste und habe ma die meiste Erfahrung, musso wisse. Wir riskiere hier unsere Job und dasse Wohle von die Kinder, wenn wir diese Type nicht stoppe! Diese Schule wirde ma in den Untergang geführt!

     

     

    Gerd Renken verlässt den Raum mit aller Ruhe, eine hitzige Diskussion kommt auf, die aber zu keinem Ergebnis führt. Doch am späten Abend entschließt man sich zu einem teuflischen und perfekten Rachefeldzug gegen den Direktor...

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