• Kapitel 84

     

    Kapitel 84: Samstag, 02 Uhr 44 Bibliothek

    In diesem Moment fuhr Thomas aus dem Ekel erregenden Traum hoch und schreckte von dem Sofa hoch. Sogleich spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Nacken und es wurde ihm wieder schwarz vor den Augen. Erschöpft legte er sich wieder flach auf das Sofa. Sein Herz pochte ihm das Blut in den Kopf, sein Gesicht war schweißüberströmt, doch niemand schien das Leiden des jungen Polizisten zu bemerken.

    Nach einigen Minuten der Regeneration öffnete Thomas wieder die Augen und konzentrierte sich optisch und akustisch wieder auf seine unmittelbare Umgebung.

    Kaum war er wieder voll bei Sinnen und hatte sich auf dem Sofa mit angezogenen Beinen hingesetzt, als er Elaine Maria da Silva bemerkte, die ihm gegenüber saß und von Mamadou eifrig befragt wurde. Die mysteriöse Schöne hatte jedoch nur Augen für Thomas, den sie mit einem herzlichen Lächeln anblickte, welches er ihr nie zugetraut hätte. Thomas spürte ein wohliges Gefühl der Wärme in seinem Körper und dieser Zuspruch der Brasilianerin gab ihm neue Antriebskraft. Sein unheimlicher Traum, in dem die Brasilianerin eine entscheidende Rolle gespielt hatte und der auf ihn erschreckend realistisch und pessimistisch gewirkt hatte, war mit einem Mal wie fortgewischt, wenngleich auch der ein oder andere letzte Zweifel von dieser grenzwertigen Erfahrung übrig blieb.

    Thomas ließ seinen Blick durch die Bibliothek streifen und sah wie just in diesem Moment Abdullah Gadua und Björn Ansgar Lykström von der Eingangshalle her durch den kleinen Tunnel marschiert kamen. In ihrer Mitte ging der alte Koch, der im Schlafanzug und einem Paar alter Stoffschuhe steckte. Er blickte sich ängstlich um und zitterte wie Espenlaub.

    In dem Moment stürmte die letzte fehlende Person durch die Eingangshalle und auf die Bibliothek zu. Es handelte sich um Marilou Gauthier, die sehr aufgeregt wirkte und ein gerötetes Gesicht hatte. Aufgeregt wedelte sie mit einem vergilbten Papier durch die Luft, welches sie an ihren Fingerspitzen festhielt.

    Verwundert wandten sich die Anwesenden der Kanadierin zu, von der man solche Ausbrüche gar nicht gewohnt war. Mamadou trennte sich mit einem grimmigen Blick von der Brasilianerin, die jetzt elegant und langsam aufstand und sich neben Thomas auf das Sofa setzte. Diesem war die öffentliche Nähe zu der Brasilianerin unangenehm, doch gleichzeitig verspürte er auch wieder eine feurige Erregung, als er den Atem der schönen Frau in seinem Nacken spürte und ihr Parfüm in sich aufsog, welches er bereits vor wenigen Stunden bei ihrem Schäferstündchen intensiv wahrgenommen hatte.

    „Was ist denn los, Marilou?“, fragte Abdullah Gadua und wandte sich überrascht seiner Partnerin zu, die hastig zu einem zentral gelegenen Holztisch eilte und das vergilbte Papier entfaltete.

    Mamadou und Abdullah traten zu ihr und sahen interessiert auf den seltsamen Zettel. Auch Thomas wurde jetzt nervös und wartete mit unbändiger Spannung auf eine Aufklärung.

    „Hier steht alles geschrieben. Er gesteht alle Morde. Er erwähnt sogar explizit die letzten beiden Fallen mit dem Blitzschlag und der Gasflasche. Das ist ein astreines Geständnis.“, kommentiert die Kanadierin energisch.

    „Der Butler soll hinter allem stecken? Wo hast du den Brief denn gefunden?“, fragte Abdullah Gadua ungläubig.

    „In diesem Turmzimmer. Ich war eben noch einmal dort oben, da wir dort ja schon so viele Indizien gefunden hatten und ich mir sicher war, dass der Butler vielleicht eine Art Tagebuch geführt hatte oder irgendetwas vor seinem Tod noch hinterlassen wollte. Die Sache hat mir irgendwann einfach kene Ruhe mehr gelassen, ich wollte Gewissheit haben, da ich einfach furchtbare Angst habe.“, erklärte die plötzlich aufgetaute und listig herausfordernd blickende Marilou.

    „Ich weiß nicht. Der Abschiedsbrief wirkt auf mich ein wenig konstruiert. Der Butler ist einfach so verschwunden, hat sich still und einsam umgebracht und wollte vor uns fliehen und dann soll er vor seinem Suizid so weit gedacht haben, dass er einen Abschiedsbrief schreibt und uns alles gesteht, nachdem er sich vorher so sehr gegen uns gesperrt hat? Ich fühle mich da gerade ein wenig überrumpelt.“, kritisierte Mamadou und wurde dafür von Marilou giftig und verbissen angeblickt.

    Gwang-jo, der mit einem Verband benommen auf einem Sessel in der Ecke neben dem Kamin am äußersten Rande der Runde gesessen hatte, wurde nun hellhörig und lachte auch jetzt wieder triumphierend auf.

    „Damit wäre jetzt wohl entgültig bewiesen, dass ich Recht behalten habe. Niemand wollte mir glauben, alle haben sich gegen mich gewendet, aber wenn ihr mich nicht aufgehalten hättet, dann wären vielleicht weniger Menschen hier gestorben.“, urteilte der Koreaner knallhart und blickte verbissen um sich.

    „Ich schätze, dass der Brief eine Fälschung ist. Thomas hatte es am heutigen Nachmittag bereits einmal vorgeschlagen und jetzt wird seine Idee interessanter denn je. Wir sollten dringend Schriftproben durchführen.“, funkte Mamadou dazwischen und war bereits wieder in seinen alten energischen Eifer verfallen, jetzt wo die Auflösung des mörderischen Rätsels so nah zu liegen schien.  

    „Wie wäre es, wenn einer von euch Helden den Brief mal vorlesen würde, damit wir euren qualitativ hochwertigen Diskussionen auch folgen könnten?“, warf Elaine Maria da Silva spöttisch ein und Thomas musste trotz der gespielten Kritik und dem drückenden Ernst der Lage unwillkürlich grinsen.

    Mürrisch blickte Mamadou die beiden an und ergriff vorsichtig das vergilbte Papier, als ob es jeden Moment zu Staub zerfallen könnte. Vielleicht wollte er aber später auch einfach nur mögliche Fingerabdrücke sicher stellen und diese nicht bereits jetzt unvorsichtig verwischen. Langsam und wohl artikuliert las der Ghanaer den mysteriösen Brief vor.

    „Das Blatt hat sich gewendet, das Schicksal hat sich erneut gegen mich gerichtet. Ein Leben lang wurde ich geprügelt, verachtet, ausgenutzt und ich verlor alles, was ich wirklich liebte. Mein Leben in diesem Schloss unter diesem Tyrannen hat meine letzten Gefühle von Moral absterben lassen, er hat mich misshandelt und ist mit mir wie mit einem dreckigen Straßenköter umgegangen. Ich hasse diese Welt und ich hasse diese ganzen reichen Schnösel, die verachtend auf mich blicken, mich unterdrücken und mein Leben zerstören. Ein einziges Mal wollte ich der Sieger sein, ein einziges Mal wollte ich die Macht über euch Reichen und Schönen haben. Ich habe von Anfang an Nachforschungen über jeden gemacht, habe den Schlossherr und seine Gemahlin ausgehorcht und habe euch analysiert, seitdem ihr diese Insel betreten habt. Doch man kam mir durch Zufall auf die Schliche, eine wahnsinnige Verschwörungstheorie ohne jegliche Grundlage hat meine gesamten ausgeklügelten Pläne mit einem Schlag zerstört. Ein paar von euch erbärmlichen Gestalten werde ich noch mit ins Jenseits nehmen. Zwei Fallen habe ich noch vorbereitet, die während dieser Nacht zuschlagen werden. Die arrogante Schlossherrin und der bemitleidenswerte Fatmir, der mich ebenso drangsaliert und verachtete hat wie alle Anderen auch, werden mir in den Tod folgen. Meine letzte Mission ist gescheitert, doch es war nicht alles umsonst. Ich habe keine Kraft mehr, ich will nicht wieder in eine Opferrolle geraten, sondern im Gefühl des Sieges aus dem Leben scheiden, mit dem Wissen, dass mein inszenierter Albtraum jeden unter euch bis ans Ende des Lebens verfolgen wird und jeder von euch nur einen Bruchteil der Ängste und Schmerzen erfahren wird, die ich Zeit meines Lebens erdulden musste. Es ist vorbei. Ich sterbe als Märtyrer im Kampf gegen Arroganz, Misshandlung und die moderne Welt, in der Leute nach Geld und Ruhm beurteilt werden und der Egoismus unsere Herzen vergiftet. Francis McGregor alias der Butler, der den Tod servierte.“, schloss Mamadou mit leiser und betretener Stimme seine morbide Lektüre ab.

    Zunächst herrschte eine fast ehrfürchtige Stille in der Bibliothek. Das mysteriöse Flackern der Kerzen und der Sturm, der wieder stärker und unablässig wie ein unermüdliches Ungeheuer gegen die soliden Wände des Schlosses anrannte, verstärkten die Gänsehaut erzeugende Atmosphäre. Trotz des vermeintlichen Geständnisses, der Aufklärung der schrecklichen Taten, gab es niemanden, der jetzt erleichtert oder fröhlich wirkte.

    Wie immer bildete der Koreaner Gwang-jo mit seinem Verhalten wieder die krasse Ausnahme. Er strotzte nun vor Selbstvertrauen, Arroganz und Zuversicht und genierte sich auch in dieser düsteren und schwer verdaulichen Situation nicht, seine Überlegenheit den anderen Gästen mitzuteilen, die ihm jedoch kaum zuhörten und in verworrenen Gedanken versunken waren.

    „Es ist genauso, wie ich es euch immer gesagt habe. Wenn ich nicht die Initiative ergriffen und diesen verfluchten Bastard eingeschüchtert hätte, dann wäre er jetzt immer noch am Leben und würde vermutlich gerade den Nächsten von uns um die Ecke bringen. Ich erwarte eine aufrichtige Entschuldigung von euch für das, was ihr mit mir gemacht habt.“, forderte der hitzige Koreaner, der sich trotz seiner Verletzung bereist wieder aufgerichtet hatte und wild mit den Armen gestikulierte, um seine Stärke zu demonstrieren. 

    Thomas hörte schon gar nicht mehr hin und blickte nachdenklich zu Elaine Maria da Silva, die der unverhofften Wende im mörderischen Spiel ebenfalls noch nicht so ganz zu trauen schien. Die Brasilianerin wirkte ungewohnt introvertiert. Als sie dem Blick ihres schottischen Geliebten begegnete, lächelte sie müde und ohne Überzeugungskraft. Ihr mysteriöser Charme war einer nachdenklichen Müdigkeit gewichen.

    „Das wäre zu schön, um wahr zu sein.“, urteilte sie mit leiser und rauer Stimme, die bei Thomas unwillkürlich eine erregende Gänsehaut provozierten.

    „Wir dürfen in jedem Fall nicht den Fehler machen und uns nun in Sicherheit wägen.“, gab Thomas zurück. und warf einen Blick in die Runde.

    Der Koch, der eben noch aus dem Schlaf gerissen worden war, saß bleich in einer Ecke des Raumes und räusperte sich vernehmlich. Er versuchte beschämt auf sich aufmerksam zu machen. Erst nach einigen Augenblicken wandten sich Abdullah Gadua und Björn Ansgar Lykström, die ihn entschlossen in die Bibliothek eskortiert hatten, zu dem alten Mann um.

    „Jetzt wo diese Sache geklärt ist, dürfte ich vielleicht wieder auf mein Zimmer zurückkehren?“, fragte er mit dunkler und doch verschreckter Stimme.

    „Es ist noch überhaupt nichts geklärt, mein Herr. Mich wundert es ohnehin, dass Sie so ruhig schlafen können und so unbeteiligt bleiben, während um sie herum ein Mensch nach dem Anderen brutal ermordet wird.“, erwiderte Mamadou vorwurfsvoll und Thomas bemerkte, wie der Koch mit einem Mal einen roten Kopf bekam und eigenartig nervös wurde.

    „Das liegt daran, dass ich keine großen Gruppen mag. Ich kenne Sie doch nicht, wieso sollte ich mit jemandem von Ihnen hier zusammenbleiben, wo es auch sein könnte, dass ich in der nächsten Sekunde kaltblütig um die Ecke gebracht werde?“, entgegnete der Koch stotternd mit einer Gegenfrage.

    „Indem Sie sich verstecken, können Sie den Problemen und Gefahren auch nicht mehr ausweichen. Im Gegenteil, es ist so, dass Sie ein einfaches Angriffsziel bieten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie unter uns bleiben.“, riet ihm Mamadou nun mit eindringlichem Unterton.

    „Wer sollte ein Interesse haben mich umzubringen? Ich bin nur ein alter und müder Koch, der von nichts weiß. Ich werde mich aus allem heraushalten und mich jetzt zurückziehen.“, entgegnete er störrisch und rappelte sich ächzend auf.

    Nervös nahm er ein blütenweißes Taschentuch aus seiner Hosentasche, auf dem sein Vorname und der einer Frau eingestickt waren, sowie ein älteres Datum, das schwer lesbar war. Thomas ging davon aus, dass dieses alte Taschentuch eine Art Andenken an die Frau des Kochs war und möglicherweise an deren Hochzeit gedachte. Thomas musste lächeln, als er daran dachte, dass das romantische Andenken im Grunde zu einer recht ekligen Notwendigkeit herhalten musste und die praktische Bedeutung somit im völligen Kontrast zur psychologischen Bedeutung stand, wenn man dies so sehen wollte.

    „Wir können Sie nicht zum Umdenken zwingen.“, entgegnete Mamadou mit bitterem Unterton und blickte dem Koch, der rasch davonschlurfen wollte, nachdenklich nach.

    In diesem Moment kam Thomas noch eine Idee. Schnell stand er auf und lief hinter dem alten Koch her, der sofort seinen Schritt beschleunigte und furchtbare Angst zu haben schien. Erst im Tunnelgang wandte er sich zitternd um, Schweiß lief über sein Gesicht und er blickte den verwunderten Thomas aus weit geöffneten Augen an.

    „Sie müssen keine Angst vor mir haben. Ich würde nur gern wissen, ob es möglicherweise eine Art Testament des Schlossherrn oder seiner Frau gibt. Vielleicht ging es dem skrupellosen Mörder ja nur um das Schloss und all die teuren Besitztümer hier.“, erläuterte Thomas seinen Einfall.

    Der schottische Polizist merkte sofort, dass der Koch noch nervöser wurde und sich hektisch umsah, als ob er zu einer beliebigen Seite davonlaufen wollte. Dieses Verhalten bewies Thomas nur, dass der Koch mehr wusste, als er offensichtlich zugeben wollte und ihm selbst lieb war. Thomas versuchte es mit der ruhigen und überzeugenden Methode, um an ein paar Informationen zu gelangen.

    „Hören Sie, Sie können mir vertrauen. Ich bin selbst Polizist. Wenn Sie uns helfen und kooperieren, dann könnten wir die ganze Sache hier vermutlich entgültig aufdecken. Ich bitte Sie eindringlich darum.“, begann Thomas fast theatralisch, verschränkte bittend seine Hände und sah seinem Gegenüber offen und direkt in die Augen. 

    Der Koch wandte den Blick ab und trat unruhig von einem Fuß auf den Anderen. Er schien mit sich selbst zu hadern und nach einer Ausflucht zu suchen. Thomas hatte Verständnis und Mitgefühl für den Mann, der auf seine alten Tage noch so ein grausiges Verbrechen miterleben musste und ließ dem Koch deswegen einige Minuten Bedenkzeit. Nach einigen Augenblicken blickte der alt und gebrochen wirkende Mann ihn langsam und fast ängstlich an.

    „Ich sage Ihnen, was ich weiß, unter der Bedingung, dass Sie mich in Ruhe in meinem Zimmer lassen, keine Ansprüche auf irgendwelche Mahlzeiten mehr stellen und außerdem versuchen werden wieder Wachposten aufzustellen, sodass dieser Killer, falls er denn noch unter Ihnen ist, mich nicht aufgreifen kann.“, forderte der Koch mit fester Stimme und verkniffenem Blick, obwohl in seinen Augen die pure Angst aufflackerte.

    Thomas zögerte nicht lange und dachte auch nicht großartig darüber nach, ob er die verlangten Forderungen wirklich einhalten konnte. Allzu exorbitant waren die Bedingungen nicht und es brannte ihm unter den Nägeln, endlich mehr zu erfahren und möglicherweise eine neue Spur zu finden. So sagte er eilig zu.

    „Es ist in Ordnung.“, bemerkte er und blickte den Koch erwartungsvoll an. Dieser fühlte sich sichtbar geniert und trat zögernd ganz nah an den schottischen Polizisten heran und flüsterte ihm dann sein geringfügiges,  aber möglicherweise durchaus Ausschlag gebendes Wissen zu.

    „Es ist nur ein Zufall, dass ich davon weiß. Hier im Schloss befinden sich viele Geheimgänge. Ich habe sie niemals selbst durchsucht, das verbietet mir meine Diskretion. Allerdings weiß ich von einem Geheimgang hinter dem Kamin in diesem Zimmer. Im Kellergewölbe dieses Ganges sollen alle möglichen Papiere und Urkunden gelagert sein. Vielleicht werden Sie in den Archiven fündig. Ich weiß allerdings nicht, was in einem solchen Testament drinsteht. Ich weiß nur, dass der Schlossherr sein Testament kurz nach der Hochzeit gemeinsam mit Frau Osario abschloss. Seine Gemahlin ließ das Testament jedoch mit Hilfe eines Notars in Abwesenheit ihres Mannes vor etwa einem Monat umändern.“, erklärte der Koch flüsternd und gepresst.

    In Thomas stieg ein heißes Kribbeln auf, das sich wie elektrisierend um seine Kopfhaut zu legen schien. Diese Information könnte der gesamten Grundlage des Falles eine andere Wendung geben. Thomas hatte bereits eine vage Vermutung und war Feuer und Flamme den Geheimgang zu finden. Nervös und ungeduldig hakte er beim Koch nach.

    „Diese Information könnte uns allen enorm weiterhelfen. Wissen Sie zufällig auch noch, wie man den Geheimgang öffnen kann?“, wollte Thomas hoffnungsvoll wissen.

    „Nein, nein. Ich habe Ihnen vermutlich schon zu viel gesagt. Mein Gott, hoffentlich wird sich das nicht rächen. Entschuldigen Sie mich, ich werde mich zurückziehen. Halten Sie bitte ihr Versprechen ein und denken Sie immer an meine Worte.“, stotterte der Koch, der schon halb im Selbstgespräch versunken war und gehetzt in die Eingangshalle stolperte.

    Thomas wandte sich mit einem grimmig entschlossenen Lächeln um und kehrte langsam und nachdenklich in die Bibliothek zurück. Alle Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf ihn, manche abwertend, manche aber durchaus auch hoffnungsvoll und interessiert. Der schottische Polizist musste kurz lächeln und kostete das Gefühl des Triumphes aus. Siegessicher und motiviert ballte er seine Hände zu Fäusten. Dann wandte er sich an die übrigen Anwesenden.

    „Die Sache ist noch nicht vorbei. Es gibt vermutlich eine neue, interessante Spur. Es geht um das Testament der Schlossbesitzer. Wir dürfen nicht ausschließen, dass es dem Täter nur um das Geld und die Reichtümer hier gegangen ist. Die Familie hat im Kellergewölbe einen großen und mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen geschützten Tresor, in dem sich Gegenstände von Werten in Millionenhöhe befinden. Wonach wir jetzt suchen, ist eben jenes Testament der beiden Schlossbesitzer, das uns unter Umständen einige interessante Aufschlüsse geben könnten. Vielleicht stoßen wir auch noch auf andere wichtige Unterlagen.“, bemerkte Thomas eifrig und sah jede Menge erstaunter Gesichter um sich herum, vor allem Björn Ansgar Lykström bekam seinen Mund fast gar nicht mehr zu.

    Thomas hatte lange gezögert, ob er allen Anwesenden klaren Wein einschenken sollte, doch letztlich hatte er sich für die Offenheit entschieden und einige damit wohl überrascht. Gerade Mamadou sah ihn vorwurfsvoll an und auch Björn Ansgar Lykström wirkte mittlerweile sogar hochgradig verärgert.

    „Wo befinden sich diese Archive oder Testamente denn?“, hakte Abdullah Gadua nach.

    „Sie befinden sich am Ende eines Geheimgangs. Und dieser Gang befindet sich mitten hier in diesem Raum!“, tat Thomas euphorisch die nächste Überraschung kund.

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