• 17. Plädoyer für den Religionsunterricht (24/04/08)

    Plädoyer für den Religionsunterricht


    In letzter Zeit entbrannte unter Politikern, aber auch in der Gesellschaft, wieder einmal die Diskussion, ob Religionsunterricht in den Schulen noch zeitgemäß sei und ob man nicht auch einen islamischen Religionsunterricht anbieten solle. Meiner Meinung nach sollte der Religionsunterricht, wie er jetzt existiert, auch weiter angeboten werden.

    Es steht jedem Schüler frei, ob er als Ersatzfach praktische Philosophie wählt oder nicht. In vielen modernen Religionskursen ist es längst nicht mehr Gang und Gäbe, dass einfach irgendwelche Bibelstellen platt vorgetragen werden, viel mehr leistet der Religionsunterricht in meinen Augen eine wichtige Arbeit, in dem er jungen Menschen soziale Werte vermittelt und zeigt, wie Menschen miteinander umgehen sollten.

    Dieser sozial-kulturelle Aspekt wird oftmals auf spielerische Weise mit historischem Hintergrundwissen angereichert und auch andere Religionen und deren Dogmen werden vorgestellt, sodass die Jugendlichen im Umgangen mit Menschen anderer Konfessionen entscheidend sensibilisiert werden. Gerade in der heutigen Gesellschaft und im Zeitalter der Immigration und Globalisierung sind ethische Werte mehr gefragt denn je.

    Daher halte ich den Religionsunterricht, vorausgesetzt er wird so zeitgemäß umgesetzt wie oben beschrieben, für essentiell. Die Thematik einer möglichen Einführung eines islamischen Religionsunterrichts, wie er von den Grünen verlangt wird, halte ich für weniger angemessen. Wenn man einer islamischen Minderheit dieses Privileg anbietet, müsste man über kurz oder lang auch den Menschen, die beispielsweise dem hinduistischen oder buddhistischen Glauben anhängen, ihren „eigenen Religionsunterricht“ anbieten, denn ansonsten würde eine bestimmte Religion wieder bevorzugt werden, was zu Unverständnis und Konflikten führen könnte. Zudem wäre ein solcher islamischer Religionsunterricht bezüglich der Integration der Menschen mit Migrationshintergrund auch kontraproduktiv, da sie wieder bewusst ausgeschlossen und von andersgläubigen Schülern getrennt werden würden.

    Die sozialen Werte, die im Religions- oder auch im Philosophieunterricht vermittelt werden, bringen die verschiedenen Kulturen hingegen einander näher und sollten daher ein Pflichtprogramm für alle Schüler sein, damit ihnen Toleranz eingeimpft und mit Vorurteilen aufgeräumt wird. Zudem ist ein gewisses Maß an Anpassung und Identifizierung bezüglich der Sitten und der Sprache des Gastlandes von wichtiger Bedeutung, da sonst die Zukunftschancen immigrierter Jugendlicher enorm gefährdet wären.

    Besonders gläubigen, islamischen Schülern steht es darüber hinaus natürlich frei, sich in ihrer Freizeit mit ihren religiösen Bräuchen zu beschäftigen und auch dort gibt es heute, gerade auch in Köln und Leverkusen, schon vielfältige Freizeitangebote, was sich zukünftig noch intensivieren könnte. Dort sollte der Staat die Hebel ansetzen und solche Angebote eingehend unterstützen und – nötigenfalls - auch kontrollieren.

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