• Derrick: Ein Stuck deutscher Kulturgeschichte!

    Derrick

    Derrick - Ein Stuck deutscher Kulturgeschichte!

    Als ich als Junge und Jugendlicher erstmals in Kontakt mit der erfolgreichen deutschen Kriminalreihe Derrick kam, da meine Mutter diese wie viele andere Deutsche freitagsabends regelmassig guckte, konnte ich mit dem Konzept sehr wenig anfangen. Der Oberinspektor wirkte auf mich deutlich zu alt, um seinen Beruf glaubwurdig zu exerzieren. Die Dialoge waren oft schwer, philosophisch und langsam und wirkten oftmals eher wie ambitionierte Theaterstucke, denn wie ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft. Die Folgen kamen fast ganzlich ohne Verfolgungsjagden, Uberraschungen und Schiessereien aus. Daher empfand ich diese Reihe, ahnlich wie mein Vater, als veraltet, ode und aufgeblasen.

    Viele Jahre spater stiess ich zufallig auf einige altere Folgen der Reihe und anderte langsam meine Meinung und Uberzeugung. Derrick verkorpert deutsche Intelligenz, Nuchternheit und Prazision wie kaum eine andere Figur der deutschen Fernsehlandschaft. Seine akribische, intellektuelle und unaufgeregte Herangehensweise an die Falle ist einzigartig und setzt sich besonders von den internationalen Kriminalserien deutlich ab. Gerade die fruhen Folgen haben unglaublich viel Atmosphare, bieten vielen beruhmten Schauspielerinnen und Schauspielern ein Karrieresprungbrett und behandeln auch den Zeitgeist ihrer Entstehungsjahre von Hippie-Kultur uber die Jahre der Diskomusik bis hin zur deutschen Wiedervereinigung.

    In den letzten Jahren ist diese weltweit erfolgreiche Serie, die sich uber vierundzwanzig Jahre und zweihunderteinundachtzig Folgen hielt, in Verruf geraten. Es wurde im April 2013 bekannt, dass der ewige Hauptdarsteller und zu dem Zeitpunkt bereits verstorbene Horst Tappert Mitglied der Waffen-SS war. Die Wiederholung der Folgen der Reihe wurden unmittelbar in mehreren Landern eingestellt.

    Dennoch andert dieser Zwischenfall nichts daran, dass diese Reihe ein Stuck deutscher Kulturgeschichte darstellt und auch im Ausland besonders beliebt war und immer noch ist. Die Art und Weise in der Oberinspektor Stefan Derrick und Inspektor Harry Klein ermitteln, vermittelt mehr deutsche Werte, als es diverse Politiker, Kunstler und Goethe-Institute gemeinsam erreichen konnte. Allein diese Tatsache macht die Reihe, auch wenn sie streckenweise etwas veraltet wirkt, auch mindestens mittelfristig unsterblich.

    Horst Tappert verstarb vor etwa zehn Jahren und zu diesem Anlass wollte ich die zehn wichtigsten, spannendsten und einzigartigsten Folgen der Reihe noch einmal Revue passieren lassen. Ich wunsche gute Unterhaltung und viel Spass bei dieser Zeitreise!

    1. Folge: Waldweg (20. Oktober 1974)

    4. Folge: Mitternachtsbus (12. Januar 1975)

    10. Folge: Hoffmanns Hollenfahrt (29. Juni 1975)

    19. Folge: Tote Vogel singen nicht (4. April 1976)

    20. Folge: Schock (2. Mai 1976)

    30. Folge: Yellow He (23. Januar 1977)

    36. Folge: Mord im TEE 91 (10. Juli 1977)

    82. Folge: Eine ganz alte Geschichte (27. Marz 1981)

    136. Folge: An einem Montagmorgen (3. Januar 1986)

    281. Folge: Das Abschiedsgeschenk (16. Oktober 1998)

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