• Genre: Progressive Metal
    Label: Metal Blade Records
    Spielzeit: 43:14
    Band homepage: O.S.I.

    Tracklist:

    1. Cold Call 
    2. Guards 
    3. Indian Curse 
    4. Enemy Prayer 
    5. Wind Won’t Howl 
    6. Big Chief II 
    7. For Nothing 
    8. Invisible Men 
    O.S.I. - Fire Make Thunder 

    OSI steht eigentlich für “Office of Strategic Influence” und dies war auch der Titel des Debütalbums der Gruppierung, das vor neun Jahren das Licht der Welt erblickte. Bei der Formierung dreht sich alles um progressive Klänge, denn sie besteht zum Einen aus dem Keyboarder Kevin Moore, der schon bei DREAM THEATER und FATES WARNING mit an Bord war, als auch aus Jim Matheos, der sogar immer noch bei FATES WARNING am Start ist und vor kurzer Zeit erst ein von den Kritiken umjubeltes Album mit dem Bandkollegen JOHN ARCH unter dem Banner ARCH / MATHEOS abgeliefert hat. Das Trio komplettiert kein Anderer als Gavin Harrison, der auch die Felle für PORCUPINE TREE bearbeitet und auch schon einmal in der Rhythmussektion der legendären KING CRIMSON tätig war. Auch die Namen der ehemaligen Mitglieder der Band sollten den Genrekennern das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. So waren bereits Sean Malone, Mike Portnoy und Joey Vera bei OFI mit von der Partie. So gesehen kann man die Band sogar als Supergruppe bezeichnen und alles scheint bereitet für eine ausgezeichnete progressive Köstlichkeit.

    Es ist nicht so, dass wir nun Fast Food vorgesetzt bekämen. Nein, das wäre immer noch schnell verschlungen und auch ganz ehrlich gesagt schmackhafter. Was wir hier kriegen ist eine unförmige und graue Pampe mit bitterem Nachgeschmack. Wie kommt es, dass sich die vermeintlichen Meisterköche hier so ihren Brei verdorben haben?

    Nun, das fängt schon bei den Zutaten an. Man nehme einige eintönige, minimalistische und schwere Riffs irgendwo zwischen Doom, Groove und Industrial Metal, versetzt mit einer Portion Sludge und einige Gewürzen der Marke Country, was schon einmal reichlich seltsam schmeckt. Dann fügen wir jedoch kaum Bass hinzu, denn diesen hört man ohnehin fast nie heraus. Dazu kommt dann ein erschreckend unauffälliges Stärkemittel namens Schlagzeug, das dem Ganzen keine eigene Note zu verleihen mag. Dazu kommen dann eine ganze Menge kalter elektronischer Spielereien aus der Keyboard-Konserve. Abgerundet wird das Mal mit textlichen Verweisen auf die ersten Nationen Nordamerikas, ohne dass das lyrische Thema irgendwie zur trägen und geistlosen Musik passen würde. Im Grunde drückt das gesamte Album ein latentes Gefühl von Sehnsucht und Einsamkeit aus, das vielleicht zum tristen Dasein der Indianer in ihren Reservaten passen könnte. Ein interessanter Grundgedanke ist also durchaus vorhanden, aber er wird einfach nicht weiter ausgearbeitet. Gerade musikalisch bleibt die Gruppierung limitiert und schlicht kleingeistig, was so gar nicht zu dem passt, was man von den Hauptbands der drei Mitglieder gewohnt ist. Vor allem fehlt es der Scheibe an Wärme und man denkt sehnsüchtig an Stücke wie „Only A Matter Of Time“, „Surrounded“ oder „Space-Dye West“ zurück, die allesamt aus der Feder von Kevin Moore stammen, der hier etwas ganz radikal Anderes versucht und damit ambitioniert scheitert.

    Unter dem Strich würde ich dieses Album wohl nur Fans von emotionskaltem, hypnotisierendem und minimalistischem Ambient empfehlen. Wer hier auf Grund der großen Namen auf gehobene Abwechslung, anspruchsvolle Ideen oder enorme Leidenschaft plädiert, der wird schnell enttäuscht werden und sollte lieber auf das Sammelsurium der angesprochenen Hauptbands zurückgreifen.

    (Online 12. September 2012)

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  • Genre: Avantgarde Metal / Progressive Gothic Metal / Progressive Metal
    Label: Code666
    Spielzeit: 51:53
    Band homepage: Akphaezya

    Tracklist:

    1. Πρόλογος/Prologos
    2. Scene I : A slow vertigo…
    3. Scene II : Σωφροσύνη / Sophrosyne
    4. Scene I : Utopia
    5. Scene II : Υβρις / Húbris
    6. Trance H.L. 2
    7. Scene I : Genesis
    8. Scene II : Dystopia
    9. Scene I : Nemesis
    10. Scene II : …The Harsh Verdict
    11. Επιλογος/Epilogos

     

    Akphaezya - Anthology IV: The Tragedy of Nerak  

    Sie mögen vielseitige avantgardistische Musik, finden aber, dass Kapellen wie EBONYLAKE, LE GRAND GUIGNOL oder die wohl bekanntesten UNEXPECT streckenweise etwas schwer verdaulich sind? Sie können sich mit experimentierfreudigem Symphonic Metal anfreunden, wollen es aber nicht so anspruchsvoll und überladen haben wie auf manchen Alben von NIGHTWISH, RHAPSODY OF FIRE oder auch den Genrehelden THERION? Sie mögen gut gemachten traditionellen Gothic Metal, aber finden Sachen von CREMATORY, MOONSPELL oder ORPHANAGE und dort insbesondere deren Frühwerke etwas zu brutal von Zeit zu Zeit?

    Dann ist dieses Album von AKPHAEZYA vielleicht das beste Album, das sie sich vorstellen können. Dies hier ist ihre neue Bibel. Die französische Gruppierung bedient sich in verschiedenen Genres, besonders aber beim angesprochenen Gothic und Symphonic Metal. Dazu kommen viele experimentierfreudige und progressive Elemente, aber angenehmerweise übertreibt diese vielversprechende junge Band es nie all zu sehr.

    Hier folgen ein paar Beispiele aus gutem Hause. “Scene II : Σωφροσύνη / Sophrosyne” kommt uns mit einem anheimelnden Jazzpiano entgegen gerauscht, das recht düstere schwarze Gothic Metal Anleihen geschmeidig mit Hilfe von klassischen Klaviermelodien unterteilt. “Scene 1: Utopia” überrascht gar mit Elementen aus der Zirkusmusik und einigen folkloristischen Passagen in einem ziemlich rasanten Oeuvre, welches ein schönes Augenmerk auf eine dominant wummernde Bassgitarre legt und somit auf ein Instrument, dessen Wirkungsfläche oft sträflich unterschätzt wird. In Richtung Swing und erneut auch Jazz geht es dann auch auf “Scene II : Υβρις / Húbris”. Mit offenen Mündern werden wir dann gar Zeugen von farbenfrohen Versatzstücken aus Samba und Tango im insgesamt zügelanziehenden Halbnackenbrecher “Scene II : …The Harsh Verdict”. Ganz wichtig bleiben dabei allerdings immer auch die ruhigeren Stücke, die uns Zeit zum Verdauen des Gehörten und zum Eintauchen ins das nun Kommende bieten. Ein schönes Exempel wäre hier das Pianozwischenstück „Trance H.L. 2“. Ohnehin ist das Gesamtwerk sehr hörerfreundlich aufgebaut. Wir haben eine Spielzeit von etwa zweiundfünfzig Minuten, die einfach perfekt ist. Dieses Opus Magnum ist nicht etwa zu kurz wie ein Album von SPACEMAK3R, aber auch nicht zu langatmig wie manche Veröffentlichungen von OPETH.

    AKPHAEZYA machen also vieles richtig. Besonders schön ist die Tatsache, dass die Gruppierung im Gegensatz zu vergleichbaren Bands auf überlange und zu technische Spielereien verzichtet. Dies Künstler versuchen gnädigerweise nicht krampfhaft zu beweisen, wie gut sie ihre Instrumente beherrschen oder wie extrem sie sind, das kommt nämlich von ganz allein. Die Stücke des als klassisches griechisches Drama aufgebauten Albums passen nicht nur konzepttechnisch zusammen, sondern haben auch einen klar erkennbaren roten Faden ohne Verknotungen. Wirklich jedes Stück steht auch für sich selbst und hat sehr einprägsame Elemente. Das Gesamtwerk mag auf den ersten Blick intellektuell aufgebauscht wirken, aber es hat einen wunderbar ungestörten Fluss ohne dabei nebensächlich zu wirken. Die Franzosen versuchen nicht unbedingt zu überraschen, sondern den geneigten Hörer auch emotional zu bewegen. Dies gelingt mehr als nur ausgesprochen gut. Als Verweis empfehle ich gerne das sehr angenehme „Scene II: Dystopia“, das mit sanften Pianoklängen, melancholischen Violinfarbtupfern und wunderbar entspannten Akustikgitarren ganz unaufgeregt intensiv daherkommt. Das Lied hat Reminiszenzen zu einer Ballade eines AYREONS, doch wirkt dieses Stück sogar noch tiefer als das, was der niederländische Spezialist der progressiven Klänge zu zaubern vermag und dies ist etwas, was ich, liebe Leser, wohl beileibe nicht alle Tage behaupten würde.

    Jetzt fragen Sie sich natürlich, wann endlich die negativen Aspekte in dieser Kritik genannt werden. Da warten Sie allerdings vergeblich, denn es gibt gar keine. Mag das Album bei einem ersten skeptischen, überraschenden oder vorsichtigen Aufeinandertreffen für Perplexität sorgen, so wächst jedes Stück sobald anheimelnd in Ihren Gehörmuscheln und entfaltet bereits nach einigen Versuchen ein unwiderstehliches Aroma voller eigenständiger Herzhaftigkeit. Probieren Sie es aus und geben Sie dieser jungen und talentierten Gruppierung eine gerechte Chance. Sie haben das Potenzial zu den Flaggenträgern ihrer Gilde zu werden und haben, mit Verlaub, Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit verdient.

    (Online 11. September 2012)

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  • Genre: Gothic Rock / Electro Rock / Industrial Rock
    Label: Vertigo
    Spielzeit: 60:23
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Das Licht (Intro)
    2. Herzwerk
    3. So wie Du warst
    4. Tage wie Gold
    5. Wie wir waren (feat. Andreas Bourani)
    6. Unsterblich
    7. Feuerland
    8. Lichter der Stadt
    9. Ein guter Weg
    10. Ein großes Leben
    11. Brenne auf
    12. Zeitreise (feat. Xavier Naidoo)
    13. Das Leben ist schön
    14. Eisenmann
    15. Vergessen
    16. Die Stadt

     

    Unheilig - Lichter der Stadt 

    Das Phänomen rund um UNHEILIG ist nicht ganz einfach zu erklären. Die Band rund um den geheimnisumwitterten Gutmenschen (und das ist nicht einmal negativ gemeint) und Frontmann namens „Der Graf“ kam aus der Schwarzen Szene empor und landete in den Deutschen Alternative Charts einige Achtungserfolge. Rasch spielte die Gruppierung auf allen wichtigen Festivals der Szene wie dem Amphi oder dem M’era Luna. Die musikalische Mischung der ersten Alben bestand aus deftigen Neue Deutsche Härte Anleihen, einem Schuss Electro Rock und einer ebenso großen Portion Dark Wave. Die lyrischen Themen waren oft sehr emotionaler und persönlicher Natur, manchmal ging es gar dezent gesellschaftskritisch oder gar philosophisch zu. Diese authentischen Texte verhalfen der Band schließlich zum endgültigen Durchbruch. Unheilig konnten mit der intensiven Ballade „An deiner Seite“ vom Album „Puppenspiel“, welche den Umgang mit dem Tod eines nahe stehenden Menschen thematisiert, schon einen Achtungserfolg verbuchen. Richtig erfolgreich wurde die Gruppierung dann aber nur zwei Jahre später mit der Fortsetzung dieses Liedes, nämlich dem lebensbejahenden „Geboren um zu leben“ vom Erfolgsalbum „Grosse Freiheit“ inklusive Schmachtrefrain und Kinderchor. Von da an kannte die Erfolgsgeschichte um den Grafen kein Ende mehr. Das Album hielt sich ganze 23 Wochen an der Spitze der Albumcharts und wurde somit in der Hinsicht zum erfolgreichsten deutschsprachigen Album aller Zeiten, indem es den Rekord von HERBERT GRÖNEMEYERS „Ö“ brach. Das einzige Album, das es noch länger an der Spitze der Albumcharts aushielt, war einst „We Can’t Dance“ von GENESIS. Plötzlich begannen sich auch die Printmedien für den Grafen und seine Gruppierung zu interessieren. Es folgten Auftritte im Fernsehen, beispielsweise auch in Form des Sieges beim Bundesvision Song Contest mit dem Stück „Unter deiner Flagge“. Der sympathische ehemalige Zeitsoldat und Hörgerätakustiker wurde zum medialen Star und legte trotz des Erfolgsdrucks rasch das hier vorliegende Album „Lichter der Stadt“ nach. Zwar kann das Album nicht ganz an den überragenden Erfolg des Vorgängers anknüpfen und verbrachte bislang nur 4 Wochen an der Spitze der Albencharts, aber dennoch verkauft es sich hervorragend und die Nachfrage an Konzerten reißt kaum ab.

    All diese sehr erfreulichen Tatsachen haben aber auch ihre Schattenseiten. Viele Anhänger der schwarzen Szene waren irritiert, als sie auf den Konzerten der Band nun vermehrt auf minderjährige Diskobesucherinnen oder berentete Anhänger des ZDF Fernsehgartens trafen. Da der Graf aber immer betonte, dass er wisse wo er herkomme und sich weiterhin der schwarzen Szene angehörig fühlte, riss seine Popularität in dieser als sehr tolerant bekannten Szene nicht ab. Doch dann folgten erste Risse im Gefüge. Das neue Album klingt massentauglicher und poppiger als je zuvor und gerade die Beteiligung des musizierenden Wanderpredigers XAVIER NAIDOO stieß bei vielen Fans auf Unverständnis. Der Graf konzentrierte sich mehr und mehr auf groß angelegte Hallentourneen, bei denen ihm zeitweise sogar die Vorbands absprangen, weil sie sich mit dem kommerziellen Rummel nicht identifizieren konnten. Dann folgte ein weiterer Vorfall, der vielen übel aufstieß und dieses Mal auch ganz zu Recht. Während am Kölner Tanzbrunnen das achte Amphi Festival vonstattenging, welches Unheilig einst groß gemacht hatte und selbst mit jedem Jahr an Popularität dazu gewinnt, bot der Graf in unmittelbarer Nähe in der Lanxess Arena ein Konkurrenzprogramm an, da er ausgerechnet an diesem Wochenende dort vor vielen Tausenden Menschen spielte. Es ist nicht so, dass man Unheilig die großen Tourneen nicht gönnen würde. Es ist auch kein Problem, dass die Band in diesem Jahr erneut bei den großen Festivals der Szene aussetzt. Hätten Unheilig an dem Tag in Hamburg, Berlin oder München gespielt – es wäre kein Wort darüber verloren worden. Aber die Präsenz des Grafen in Köln zu diesem Zeitpunkt stieß auf Unverständnis. Man würde nur zu gerne wissen, wie der so verständnisvolle und eigentlich auf dem Boden gebliebene Star dieses Malheur erklären würde. So etwas sollte ihm jedenfalls in Zukunft besser nicht mehr passieren, wenn es seinen guten Ruf in der Szene wahren möchte.

    Genug aber nun der kritischen Worte. Werfen wir einen Blick auf die Musik. Da stellt man schnell fest, dass die Scheibe im Grunde ganz genauso aufgebaut ist wie der direkte erfolgreiche Vorgänger „Grosse Freiheit“. Man hat zu Beginn und zum Abschluss eine kurze Einführung, beziehungsweise einen instrumentalen Ausklang und dazwischen vierzehn Stücke, bei denen inzwischen ruhige Pianoballaden und leicht elektronisch angehauchter moderner Schlager dominieren, aber hin und wieder auch ein paar fetzigere Lieder zu finden sind. Dabei findet sich sowohl sehr gutes, wie auch wirklich schlechtes Material.

    Die erste Single „So wie du warst“ führt im Grunde den Handlungsstrang von „An deiner Seite“ und „Geboren um zu leben“ weiter, erreicht aber nie die Magie der beiden emotionalen Vorgänger und klingt erschreckend kalkuliert und leer. „Tage wie Gold“ könnte rein textlich gesehen auch von DIE FLIPPERS kommen und behandelt wieder einmal das inzwischen textlich doch sehr ausgelutschte Thema des Genusses des Momentes. Die getragene Piano- und Streicherballade „Ein guter Weg“ schlägt in genau dieselbe Kerbe und wirkt einfach nicht mehr originell, auch wenn man weiß, dass der Graf das, was er da singt, auch genauso meint. Die Musik bleibt authentisch, lässt aber an Esprit, an Neuerungen und an Progression vermissen.

    Es kommen aber auch ein paar erstaunlich gelungene Nummern auf dem Album vor. Das sehr entspannte „Wie wir waren“ könnte auch von SCHILLER stammen und überzeugt mit dem erfrischenden Gastgesang des talentierten ANDREAS BOURANI. Das Lied hat sicherlich das größte Hitpotenzial auf dem gesamten Album. Zu meiner Überraschung ist sogar die Kollaboration mit XAVIER NAIDOO in Form von „Zeitreise“ recht gut gelungen und bringt ein wenig dringend nötige Abwechslung in etwas zu gesichertem Fahrwasser. Auch dieses Stück hat viel Seele und auch eine Menge Hitpotenzial. Ansonsten wirken auch die wenigen düsteren Lieder wie angenehme Auflockerungen, beispielsweise das atmosphärische „Feuerland“, das stampfende „Herzland“ inklusive kleiner elektronischer Spielereien oder das sehr eingängige, allerdings wieder einmal zu extrem an RAMMSTEIN angelegte „Eisenmann“, das den alten Fans dennoch gefallen dürfte und für mich gar zu den besten Liedern des Albums zählt.

    So retten einige starke Stücke und insbesondere zwei überraschend gelungene Kollaborationen ein Album, das ansonsten eine etwas blasse Kopie des Vorgängers bleibt. Der Graf und seine Gefährten gehen hier einfach zu sehr auf Nummer sicher und wenn die Gruppierung künstlerisch relevant bleiben möchte, dann sollte sie nun eine kurze Auszeit nehmen und versuchen sich für die nächste Veröffentlichung neu zu erfinden. Insgesamt ist das Album hier gar nicht mal schlecht und dürfte auch auf lange Sicht durchaus erfolgreich werden, aber UNHEILIG brauchen für die Zukunft definitiv frische Impulse.

    (Online 10. September 2012)

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  • Genre: Industrial Rock / Electro Rock / Dark Wave
    Label: Sony Music
    Spielzeit: 60:59
    Band homepage: -

    Tracklist:

    1. Unzerstörbar
    2. Zwei Schritte Vor 
    3. Such Mich Find Mich
    4. Bis Der Spiegel Zerbricht 
    5. Die Geister Die Ich Rief  
    6. Bonobo
    7. Deine Eltern
    8. Kleinstadtboy
    9. Regen
    10. Kosmonaut
    11. Komm Zurück
    12. Aus Meiner Haut 
    13. Seemannsrose 
    14. Unendlich
    15. Fütter Mich
    16. Der Tod Ist Ein Herzschlag Entfernt 

     

    Oomph! - Des Wahnsinns fette Beute 

    Das neue Album „Des Wahnsinns fette Beute“ der Neue Deutsche Härte Legende OOMPH! ist ein Album, dem ich mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegen sah. Die Gruppe hatte schon immer polarisiert und provoziert, aber das neue Machwerk schien gerade die Fangemeinde noch mehr zu spalten als je zuvor. Die erste Single „Zwei Schritte vor“ setzte direkt ein radikales Zeichen. Jazzig-bluesige Big Band Anleihen treffen auf einen vertrackten gesellschaftskritischen Text und ein ziemlich experimentierfreudiges und freizügiges Video dazu. Der Bonustrack „Der Tod ist nur ein Herzschlag entfernt“ geht übrigens in eine ganz ähnliche Richtung und klingt streckenweise nach dem Titelsong der legendären James Bond Reihe, der in den frühen Sechzigern entstand, ohne diesen jedoch plump zu kopieren. Die Band lotet also Stile aus, mit denen sie vorher rein gar nichts zu tun hatte und man wusste noch nicht so ganz, was man davon halten sollte.

    Als ich die Band kurze Zeit später live auf dem Blackfield Festival in Gelsenkirchen sah, wurde ich noch kritischer, denn die neuen Stücke wirkten so experimentierfreudig und ungewohnt, dass sie geradezu wie Fremdkörper in der restlichen Setlist wirkten. Besonders die altmodische Schlagerschunkelnummer „Seemannsrose“, die wie eine Mischung aus ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG, DIE APOKALYPTISCHEN REITER und HANS ALBERS klingt, sorgte bei mir für Sorgenfalten. Ich zögerte daher lange dieses Album anzutesten und kann nach einigen Hördurchgängen nun Entwarnung geben. Und nicht nur das: das neue Machwerk ist gar mein neues Lieblingsalbum der Gruppierung geworden.

    Die sechzehn neuen Lieder werden sicherlich auf Konzerten nicht sehr gut funktionieren, aber auf dem Studioalbum wirken sie besser. Allerdings braucht man einen ziemlich weit gesteckten Musikgeschmack und ein wenig Geduld, um sich mit der Scheibe anzufreunden, die sich danach aber umso mehr entfaltet. Fast jedes Stück wagt ein Experiment und doch klingt das Ganze immer einhundert Prozent nach OOMPH!, wenn auch der rote Faden hin und wieder verloren wird, falls es überhaupt einen gibt. Insgesamt geht das Album wieder mehr in Richtung Dark Wave und beinhaltet neben jazzigen und bluesigen Einflüssen auch verstärkt elektronische Elemente wie in der Anfangszeit der Band. Im Gegenzug sind viele Stücke aber auch sehr eingängig und poppig geraten. Normalerweise kann man die Hits auf den Alben der Band recht schnell herausfiltern und bei der Singlewahl haben die drei Herren aus Wolfsburg eigentlich immer ein sehr gutes Händchen gehabt. Hier jedoch hat fast jedes Stück Ohrwurmcharakter und einen leicht poppigen Anstrich.

    Auch textlich gibt es Veränderungen. Ging es auf den letzten Werken der Band vermehrt um Geschlechtskrankheiten, Medienkritik, Pädophilie, Racheakte und ähnlich negative Themen, so wirkt das neue Album textlich sehr viel lebensbejahender. Die musikalische Eingängigkeit und Fröhlichkeit findet man in Stücken à la „Bonobo“ wieder, in denen es um ungezügelte animalische Sexualpraktiken geht, die der Mensch auch begehrt. Ohnehin ist die Thematik rund um Liebe und Triebe in diesem Album sehr präsent. Aber auch das augenzwinkernde BRONSKI BEAT Cover „Kleinstadtjunge“ lässt mit seinem beißenden Humor unterlegt von deftigen Beats kein Auge trocken. Die Band schafft es tatsächlich ein inzwischen viel zu oft gecovertes Stück, beispielsweise zuletzt von DELAIN, AND ONE und ATROCITY, eigenständig und frisch klingen zu lassen. Viele Kritiker mögen anmerken, dass die Texte eben etwas oberflächlicher klingen als gewohnt, aber gerade dieses Ausbrechen aus gewohnten Strukturen steht der Band anno 2012 unglaublich gut zu Gesicht. Die drei Herren befreien sich von jeglichen Erwartungen der Fans und Kritiker und lassen hier so richtig die Zügel schleifen.

    Natürlich gibt es auch ein paar Lieder, die Fans der alten Schule gefallen dürfen, beispielsweise die etwas deftigeren und doch sehr abwechslungsreichen Genrestampfer „Unzerstörbar“ und „Fütter mich“ oder das textlich sehr düstere, kritische und traurige kleine Meisterwerk „Unendlich“, das für ein sensibles Thema behandelt und für Gänsehaut sowie einen großen Kloß im Hals sorgt. Insgesamt aber beschreitet die Band hier vollkommen neue Wege und jeder Kenner sollte sich das neue Machwerk erst einmal ganz vorsichtig und in Ruhe anhören, bevor er oder sie die Scheibe blind im Laden kauft. Meiner Meinung nach steht die neue Frische der Band extrem gut zu Gesicht und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass dieses Album möglicherweise zu meinem absoluten Liebling in ihrer Diskografie mutieren könnte. Jeder musikalische Freigeist sollte sich dieses Werk definitiv einmal anhören und dürfte an vielem hier seine oder ihre Freude haben.

    (Online 9. September 2012)

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  • Genre: Gothic Metal
    Label: Metal Blade Records
    Spielzeit: 58:23
    Band homepage: Autumn

    Tracklist:

    1. The Scarecrow
    2. Cold Comfort  
    3. Black Stars in a Blue Sky  
    4. Retrospect  
    5. Alloy  
    6. End of Sorrow  
    7. Naeon  
    8. Truth Be Told (Exhale) 
    9. The Venamoured  
    10. Changes for the Bitter 
    11. The Mute (Inhale) 

     

    Autumn - Cold Comfort 

    Bei der niederländischen Gothic Metal Gruppierung AUTUMN und ihrer aktuellen Langrille „Cold Comfort“ sind die Namen der Band und des Albums Programm. Das Werk ist dominiert von melancholischen langsamen bis halbschnellen Gitarrenriffs, behutsamen bis sehnsüchtigen Klaviermelodien und der angenehmen Stimme der Sängerin, die ein wenig an Floor Jansen von den ehemaligen Landeskollegen namens AFTER FOREVER erinnert, wie auch an das Organ der leider verstorbenen Sabine Dünser von den ebenfalls inzwischen aufgelösten Liechtensteinern namens ELIS. So gesehen könnten AUTUMN durchaus das Erbe der beiden dahingeschiedenen Gruppierungen annehmen, aber sie bleiben mit dem neuen Opus doch klar hinter ihren Möglichkeiten zurück. Man hört hin und wieder in den wenigen Gitarrensolos, einen paar wirklich schönen Melodiebögen der Keyboards und eben permanent beim Gesang, das hier wirklich viel Talent in der Band steckt und umso ärgerlicher ist es, dass diese ihre kalte Komfortzone eben nicht verlässt und schnell mit austauschbaren Songstrukturen langweilt. 

    Auch nach mehreren Durchläufen plätschert das Album monoton vor sich her und kein Stück bleibt so wirklich hängen. Besonders langwierig geraten die längeren Stücke wie „Alloy“, die einfach keinerlei abwechslungsreiche Passagen haben und sehr zäh klingen. Sobald die Niederländer dann ausnahmsweise leicht das Tempo anziehen, klingt das Endresultat gleich schon viel zielstrebiger. Am besten gefällt mir in dieser Hinsicht ausgerechnet ein Bonusstück mit „Changes For The Bitter“. Das Lied überzeugt mit lebhaften Riffs und vor allem schönen Keyboardsamples, die ganz leicht nach Dudelsäcken klingen und irgendwie einen leicht exotischen Touch ins Spiel bringen. Auch der warme Refrain des soliden „Retrospect“, die kleinen elektronischen Spielereien in „Black Stars“ oder das etwas schwunghaftere „Naeon“ haben ihre starken Momente. Das Album hat also durchaus seine Momente, man muss aber geduldig danach suchen, in etwa so wie nach der oft bemühten Nadel im Heuhaufen. Vieles Gutes sind aber eben nur Ausschnitte und Details über einen längeren Spielraum und das meiste bleibt hier eben Stückwerk. Die gepflegte Langeweile überwiegt hier deutlich die etwas engagierteren Momente. 

    So fällt unter dem Strich das abschließende Urteil ziemlich mager aus. Anhänger melancholischer bis depressiver Klänge des getragenen Gothic Metals dürften das Album als Untermalung für verregnete Herbstnächte durchaus zu schätzen wissen und sollten dem Album die dringend notwendige Zeit geben, um darin eintauchen zu können. All diejenigen, die es etwas abwechslungsreicher, lebensbejahender oder opulenter mögen, werden diese bittere Pille hier gewiss nicht schlucken wollen. Gegen gut gemachte düstere Musik ist gewiss nichts einzuwenden, aber hier plätschert zu viel vor sich her und klingt auf Dauer einfach irgendwie gleich ohne dabei irgendwelche Ausschläge nach oben oder unten auf der Stimmungskurve verzeichnen zu können. Als Einschlafmusik ist die Platte vielleicht auch noch geeignet. Insgesamt hat die Band aber das Potenzial für weit mehr als dies und gerade das macht „Cold Comfort“ so herb enttäuschend. 

    (Online 29. August 2012)

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